Von wegen Insektensterben! 20 Köderschnüre, getränkt mit Bier-Glühwein-Zuckergemisch, hängen seit ein paar Wochen in meinem Garten. Was zugegebenermaßen ein wenig unordentlich aussieht! Die Streifen aus Jute hängen an Sträuchern und Bäumen, es duftet nach „Kartoffelsack in Rotweinsoße“ und bei dem Goldenen Oktoberwetter sausen dort tagsüber Fliegen, Wespen und Hornissen herum. Da wir aber keinen Designergarten haben ist mir das völlig Wurscht, viel wichtiger als die Optik sind mir die Artenvielfalt und Individuenzahl der Schmetterlinge und des restlichen sechsbeinigen „Ungeziefers“.
Das gesamte Jahr hindurch wurde das Thema Insektensterben in den Medien und Fachkreisen rauf- und runtergespielt, deshalb hier mal ein Statement der eher ungewöhnlichen Art: Ich hatte noch nie so viele Falter in Garten wie im Herbst 2017! Gefühlt seit Wochen steigt die Anzahl der Eulenfalter am Köder an, gestern war der vorläufige Höhepunkt: Gezählte 320 Falter von Conistra vaccinii, insgesamt 10 Arten mit über 400 Individuen. Das bedeutet gute 20 Minuten Arbeit mit der Stirnlampe und Strichliste, und die Zahlen sind immer zu niedrig: Viele Falter lassen sich beim Annähern einfach ins Gras fallen oder sitzen rund um die Köder in den Ästen.
Und nicht nur die Eulen sind im Herbst 2017 gut vertreten: Neben verspäteten Schilfeulen fliegen immer noch einzelne Buchsbaumzünsler ans Licht, und die Flechtenbären Eilema depressa und Eilema griseola haben offenbar eine zweite Generation eingelegt und fliegen schon wieder.
Mir fällt da gerade ein, dass ich im Grunde genau so eine Langzeituntersuchung habe. Allerdings nicht mit Ködern und auch nur für C. nupta. Mein Haus steht an der Straße und ggü. ist der Warndtwald. Am Haus steht eine Laterne, die seit über 40 Jahren nicht verändert wurde. Jetzt allerdings schon (nun sind es LEDs). Gut zählbar sind die Ordensbänder, die dann morgens wenn man zur Schule ging oder zur Arbeit (also immer etwa zur gleichen Zeit), auf der Hauswand sitzen. Da sich weder Wald, noch Lampe oder Hauswand geändert haben, muss also etwas anderes vor sich gehen. Waren es in den 80er Jahren im September fast jeden Morgen 1-5 Ordensbänder, die morgens da saßen, so kann ich inzwischen Jahre feststellen, in denen nicht ein einziges dort saß.
Hallo Ronny,
ich hoffe Du hast die alle aufgeschrieben, denn sonst bleibt das eine unter vielen „früher-war-alles-besser“- Beobachtungen. wir werden demnächst mal schauen was die Zahlen der RH.-Westf.Lepidopterologen hergeben, das geht aber nur mit Arten von denen wir ausreichend Beobachtungsereignisse haben. Wenn Du willst bist Du dabei.
Viele Grüße
Armin
In diesem Herbst sind in unserem Garten auch viel mehr Falter am Köder als in den letzten Jahren – allerdings hat der Köder überhaupt keine Konkurrenz durch verrottendes Ost in der benachbarten Streuobstwiese, weil es dank der Spätfröste 2017 so gut wie kein Obst gibt. Einen Teil des guten Anflugs hatte ich mir so erklärt.
Auch andernorts waren/sind die Herbstfalter in diesem Jahr recht zahlreich. Das liegt aber mit Sicherheit an den Bedingungen zur Raupen- bzw. Präpuppenzeit (es gibt klimatisch ja immer wieder gute oder schlechte Jahre). Der langfristige Trend der Falterzahlen zeigt aber ganz eindeutig nach steil nach unten!
Schade, dass es keine standardisierten Vergleichszahlen aus den 60er Jahren oder früher gibt. Vielleicht wärst Du dann jetzt nicht so euphorisch . . .
das was ich hier abends mache lässt sich auch nicht so richtig standardisieren. musste aber nach 10 Jahren Ködern mal gesagt sein.