So kann’s gehen: Blühstreifen statt exotischer Gehölze. Quelle: journals.plos.org)
In städtischen Gebieten ist die Schaffung einheimischer Wildblumenwiesen eine Option, um Insekten zu fördern und die Unterhaltungskosten für städtische Grünflächen zu senken. Eine neue Studie der TU Darmstadt zeigt die Auswirkungen der Umwandlung von Pflanzungen am Straßenrand – von exotischen Sträuchern in Wildblumenwiesen.
Die Autoren der Studie untersuchten die Häufigkeit von 13 Arthropodentaxa – u.a. Spinnen, Heuschrecken, Bienen und Ameisen, Zikaden, Käfer sowie die Änderung der Unterhaltungskosten. Untersuchungsgebiet war Riedstadt im Kreis Groß-Gerau im südlichen Rhein-Main-Gebiet, eine Kleinstadt mit knapp 24.000 Einwohnern
In der Untersuchung wurde der Einfluss des Vegetationstyps (Wiese / Gehölze), des Alters der Wiese, der Größe, des Standorts (Entfernung zur Stadtgrenze) und des Mähregimes bewertet. Untersucht wurde mittels Bodenfallen und Saugproben. Die Anzahl der Arthropoden auf Wiesen war in Bodenfallen um 212% und in Saugproben um 260% höher als in den Gehölzflächen. Die erhöhte Anzahl von Arthropoden auf Wiesen war für die meisten Taxa unabhängig von der Größe und Isolation der Grünflächen. Das Mähregime wirkte sich jedoch stark auf mehrere Insektengruppen aus, wobei die Arthropodendichte im Vergleich von ungemähten zu gemähten Wiesenflecken um 63% zunahmen. Die Kosten für die Pflege von Grünflächen waren auf Wiesen fünfmal niedriger als auf Vergleichsflächen.
Die Forschung zu den einheimischen Schmetterlingen erfährt in Zeiten von Coronaviren einen Schub. Hier noch mal fürs Protokoll: Der Aufenthalt im öffentlichen Raum ist nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstands gestattet. Auf einmal haben alle Zeit, im Homeoffice mal schnell durch den Garten zu gehen und die ersten Tagfalter aufzuschreiben. Manch einer hat seinen Betrieb gleich ganz geschlossen oder ist in Kurzarbeit, und ist ganz froh um ein bisschen frische Luft. Man entflieht der verordneten Kontaktsperre in den nächstbesten Wald, und geht seinem Hobby nach.
Im Nachbarland Niederlande treibt das Ganze schon etwas seltsame Blüten, wenn ich das richtig verstanden habe sind dort so viele „Twitcher“ (zu Deutsch Abhaker) unterwegs dass auf waarneming.nl alle Beobachtungen von Seltenheiten momentan nicht mehr dargestellt werden. Auf Anweisung der Regierung („Overheid“), sagt mir das Übersetzungstool, näheres findet ihr hier. Wahrscheinlich stehen auf den Deichen des Nachbarlandes die Vogelgucker so dicht auf der Pirsch nach seltenen Vogelarten, dass es gefährlich wird. Das sind Luxusprobleme die wir gerne hätten!
Unsereiner steht nachts – ungewohnt mitten in der Woche- mit der Lichtfanganlage im Wald, abgesehen vom Kollegen weit und breit kein Mensch. Die Leuchttürme stehen im Karree mit 50m Abstand, Händeschütteln zur Begrüßung fällt ausnahmsweise aus, Abstand auf Armeslänge, das muss reichen, um sich nicht gegenseitig anzustecken. Die Eichen-Purpurmotten halten sich an keine Regeln, mehrere hundert drängeln sich an den Lampen. Der Vollmond scheint, der Kollege ist im T-Shirt unterwegs. Und wir freuen uns gemeinsam über die warme Nacht nach dem eiskalten Monatsanfang April 2020, in Zeiten von Corona!
Hier ein paar Bilder vom gestrigen Abend, 6. April 2020. 20 Makro-Arten und ein paar unbekannte Mikros, nicht schlecht für die Jahreszeit! Lasst Euch nicht unterkriegen vom Coronafrust, und bleibt gesund!
Selenia tetralunaria, Wuppertal-Burgholz, 6. April 2020 (Foto: Armin Dahl)
Jahrelang bin ich durch die Wälder gezogen und habe bei jeder Beobachtung mein Blöckchen gezückt, die jeweils neuen Falter notiert, dabei Dutzende von Kugelschreibern verloren, konnte hinterher mein Gekritzel kaum mehr lesen. Das war so das Standardverfahren, wie es einem die Ornithologen im Studium beigebracht hatten. Die ganz Orthodoxen arbeiteten seinerzeit nur mit Bleistiften, der schreibt auch bei Regen, und wenn das Blöckchen ins Wasser fiel war die Tinte nicht verschmiert. Falter wurden direkt am Licht oder Köder fotografiert, mit der Spiegelreflex-Kamera. Was nicht direkt bestimmbar war musste im Kühlschrank zwischen den Frühstückseiern zwischengehältert werden, bis zum nächsten Fototermin.
Dann wurde alles halbwegs sauber ins Protokollbuch übertragen, von denen habe ich mittlerweile das elfte angefangen, die Bücher stehen sauber aufgereiht im Regal und verlassen das Arbeitszimmer nicht.
Und wenn das alles fertig war dann kam die Dateneingabe, ins Insectis oder zeitweise auch bei naturgucker, das sortieren und bearbeiten der Bilder, ich habe dabei viele Monate am PC verbracht.
Das alles war ein eingespielter unveränderlicher Prozesse, und jetzt ist es damit – vorbei!
Heute rücke ich ganz enspannt zum Lichtfang aus, schaue vorher nur mal schnell ob das Handy geladen ist. Die Falter werden direkt fotografiert und soweit möglich von der Software bestimmt, und nach observation.org hochgeladen. Damit ist auch schon die Dateneingabe erledigt. Das Protokollbuch führe ich nach wie vor, es füllt sich aber quasi verkehrt herum, aus den Listen die vorher schon online stehen.
Ich bin selbst am meisten erstaunt wie schnell sich das neue Arbeiten bei mir durchsetzt, – es ist einfach saumäßig praktisch. Und ein ordentlicher Teil der Kollegen scheint das ganz ähnlich zu sehen, denn die Topliste der Arten bei observation.org füllt sich rasch mit Namen aus dem Bekanntenkreis. Die Möglichkeiten die Beobachtungen quasi in Echtzeit mit denen der Kollegen zu vergleichen gibt zusätzlichen Treibstoff in die Aktivitäten, sei es jetzt das Blaue Ordensband im Wollerscheider Venn oder die Gelbbraune Rindeneule Lithophane socia in unserem Lieblings-Tunnel im Eller Forst.
Ypsolopha vitella, Solingen. Ohligser Heide, 2./.3. September 2019 (Foto: Kai Kruse)
Ganz en passant kann man dann noch die neuen, mit der Artenvielfalt noch ziemlich geforderten Mitstreiter betreuen. Und auch da zeigt sich ein neues Phänomen: Die technischen Möglichkeiten machen vor schwierig zu bestimmenden Artengruppen keinen Halt, was früher bei den „Anfängern“ einfach unter den Tisch fiel („Mikros gucke ich generell keine an„) wird heute einfach fotografiert und offen gelegt, mit erstaunlichen Ergebnissen.
Ein Beispiel von vielen: Von der nebenstehenden Ulmen-SchabenmotteYpsolopha vittella gibt es aus Nordrhein-Westfalen bisher weniger als ein Dutzend Nachweise, einer davon wurde jetzt von Kai Kruse praktisch direkt vor meiner Haustür in der Ohligser Heide gemacht. Das Bild ist übrigens „Geotagged“, d.h. die Kamera lieferte über GPS gleich den Standort mit.
Möglich wird das alles durch die excellente Vorarbeit der holländischen Kollegen, die mit zigtausenden registrierten Benutzern und entsprechender Organisationsstruktur ein in Deutschland unvorstellbare Manpower haben.
Ich erinnere mich noch gut an meine ersten „Zugkärtchen“ auf denen wir nach den winterlichen Bodensee-Exkursionen die spannenden Wasservögel für die „Avifauna Baden-Württembergs“ notiert haben. Das war in den 80ern, lange vor der Erfindung des Mobiltelefons und galt damals als Stand der Technik. Als Aushilfe im Rechenzentrum der Uni Tübingen habe ich noch den Großrechner mit Lochkarten gefüttert, mein erster Computer hatte – seinerzeit eine Revolution – Windows 2.0. Verbreitungskarten der Schmetterlinge wurden zu der Zeit noch mit runden Klebeplättchen hergestellt, oder mit dem gefürchteten Rotring-Stift. Wer eine SOFTCOL-Lizenz für die Erfassung von Verbreitungsdaten hatte, der war schon der König: Für die Lizenz habe ich seinerzeit als Student ein paar hundert Euro zahlen müssen. Heute kartiere ich locker mit meinem Handy auf 10m genau mit Zeitstempel und übertrage alle Daten mit einem Fingertipp in die phantastisch schnelle Online-Datenbank.
Die Frage ob es sich beim Benutzen der Apps für das Kartieren und Bestimmen um einen Hype handelt, oder ob sich die Sache durchsetzen wird, stellt sich meiner Ansicht nach nicht: Seit ich mich mit der Datenerfassung bei Tieren beschäftige ist die Erfassung der Rohdaten beständig genauer geworden, und hat alle neuen technischen Möglichkeiten dankbar aufgenommen.
Die Glasflügler begeistern mich immer wieder, vor allem liegt das an den phantastischen Möglichkeite, die Tierchen mit Pheromonen aus der Deckung zu locken. Hier mal schnell ein Video dass ich am 29. Juli in Haan mit dem iphone geschossen habe. Man sieht darauf ein halbes Dutzend Hornklee-Glasflügler (Bembecia ichneumoniformis), die sich auf ein Pheromonpräparat stürzen (BEIC der pherobank Wageningen) .
Die Erforschung der einheimischen Fauna mit diesen Präparaten geht weiter! Was Bembecia ichneumoniformis betrifft, die Art kann an vielen Stellen nachgewiesen werden an denen gerade der Hornklee blüht. Und es kommen neue Möglichkeiten hinzu: Die Kollegen aus Belgien haben bei einer Exkursion ein Pheromon eingesetzt, mit dem die einschleppte Bananenmotte (Opogona sacchari) angelockt wird. Dabei kam zur allgemeinen Überraschung Sesia bembeciformisan das Präparat, eine Art für die es bisher keinen bekannten Lockstoff gab. Hier die Beobachtung:
Das werden wir natürlich im Sommer 2020 hier im Bergischen ebenfalls versuchen, Zu dem Zweck werden wir wahrscheinlich noch mal eine größere Bestellung von Pheromonen, Lebendfallen etc. starten. in diesem Jahr ist es sehr wahrscheinlich schon zu spät für die Art. Bitte schaut euch den Katalog der pherobank an und meldet Euch bis zum Herbst per Mail und Kontaktformular.
Wir haben übrigens mittlerweile auch eine Whatsapp-Gruppe für den „kleinen Dienstweg“, aktuelle Beobachtungen usw. Wer mitmachen will schickt mir seine Handynummer und bekommt von mir einen Einladungslink für die „Lepidioten“.
Die Technik schreitet rasant voran, und das neueste Spielzeug heißt: Nachtfalter-Bilder bestimmen mit der App von observation.org. Alte Bestimmungshasen runzeln die Stirn, aber entscheidend ist ob es auch funktioniert. Halbwegs anständige Handybilder von den gängigen Mottenarten werden dabei mit der Bilddatenbank von observation abgeglichen, und die Ergebnisse sind, um es vorsichtig zu formulieren, erstaunlich! Ihr könnt es ja mal testen und berichten, die App gibts für mehrere Betriebssysteme in den entsprechenden Shops.
Das ganze geht auch am PC, allerdings muss man dazu vorerst noch auf die „Mutter“-Seite www.waarneming.nl gehen. Dafür bekommt man für ein hochgeladenes Bild dann auch noch eine Wahrscheinlichkeit für die Bestimmung angezeigt, und ein paar weitere Vorschläge was man da geknipst hat. Sitzt der Falter auf einer Blüte, hat das Programm oft – auch wenn das sprachbildlich jetzt kompletter bullshit ist – zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen.
Schachbrett, Schmetterling des Jahres 2019 (Foto: Tim Laussmann)
Das Schachbrett, das heute von der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-westfälischer Lepidopterologen und der BUND NRW Naturschutzstiftung als Schmetterling des Jahres aus der Taufe gehoben wurde, hat für mich so ein bisschen Symbolcharakter. Zum einen ist festzuhalten, dass etliche der zum Abdrucken angebotenen Bilder sozusagen aus regionaler Produktion stammen, von den Kollegen Ludger Wirooks, Tim Laussmann und Andreas Kolossa, die entweder im Niederbergischen wohnen oder – wie Ludger Wirooks – im Gebiet ihre Untsuchungsflächen haben (Klimamonitoring Düsseldorf). Tolle Fotos, Kollegen!
Zum anderen habe ich den Beitrag auf der Melanargia-Webseite dazu benutzt, um mal ein wenig den Focus auf die Zukunft der Schmetterlingsdaten zu richten. Denn wir arbeiten seit ungefähr zwei Jahren am Projekt Schmetterlinge Deutschlands, das sich angesichts föderaler Strukturen und unterschiedlichster Systemanforderungen am Anfang etwas zäh gestaltet hat.
Aber nach etlichen Treffen und tausendfachem Mailgewitter nimmt das vom Bundesamt für Naturschutz geförderte Projekt, mit dem im Endeffekt die Rote Liste der Schmetterlinge der Bundesrepublik im Jahr 2020 erstellt werden soll, so langsam Fahrt auf.
Waren bisher die Verbreitungsangaben für die Arten auf die verschiedensten Webseiten verstreut, so kann man sich jetzt einen bundesweiten Überblick verschaffen, hier einmal exemplarisch am Schachbrett demonstriert.
EDV-Details erspare ich Euch, aber es geht voran beim zusammenführen unserer Beobachtungsdaten, und in ein paar Jahren klappt das vielleicht alles automatisch. Dann ist vielleicht mal Schluß mit dem ständigen Hin und Her von Importtabellen, Excel-Bastelarbeiten und anderen Zeit fressenden Beschäftigungen. Schaut man sich an, wie professionell Geocacher, Fahrradfahrer und anderen Hobby-Gruppen mit EDV ausgerüstet sind, kann man eh nur den Kopf schütteln, wie unprofessionell die nach meinem Verständnis staatliche Aufgabe der Insektendaten bisher behandelt wurde.
Aber momentan sind Insekten-Themen angesagt, ich hoffe, dass dem Bundesamt der Geldhahn nicht so schnell zugedreht wird und es nach der „Roten Liste 2020“ vernünftig weitergeht.
Wer Lust hat sich das Portal schmetterlinge-d.de mal anzuschauen: Nicht alles ist perfekt, und nicht alle Landesdaten sind bereits integriert. Aber alles was an Falterfunden in den vergangenen Jahren über meinen Schreibtisch gegangen ist, sollte enthalten sein, ob aus Niedersachsen oder Hessen, oder sonstwo auf deutschem Gebiet. Man kann Einzeldaten und ganze Listen eingeben, und auch seine kompletten (Insectis-)Daten importieren. Wer will, kann sich bei der Validierung und Qualitätskontrolle verdient machen, zum Beispiel für eine bestimmte Region oder Faltergruppe.
Die Programmierer haben jedoch noch eine lange Liste von Anforderungen und Wünschen abzuarbeiten, das Portal ist auf neudeutsch noch „work in progress“. Bis dahin machen wir hier erst mal so weiter wie bisher. Wer also für 2018 schon alle seine Daten zusammen hat, kann mir die gerne schicken, die „langen Winterabende“ sind in den vergangenen Jahrn immer erstaunlich schnell vorbei gegangen.
Zum wiederholten Mal habe ich an der niederländischen Fachtagung Landelijke Dag (Schmetterlinge und Libellen) der UNI Wageningen am 3. März 2018 teilgenommen. Trotz Schnee bei der Abfahrt und langer Anreise kam ich abends begeistert zurück.
Das Thema dieses Jahr: Schmetterlingsreiches Grasland. Hochqualifizierte Fachleute aus dem In- und Ausland mit aktuellen gut untermauerten Graphiken und Tabellen gaben sehr professionell einen Einblick in neue Forschungs- bzw. Untersuchungsergebnisse.
Praktische Erfahrungen von Naturschutzleuten sowie ästhetisch und technisch gut gelungene Filme rundeten das Bild ab. Da man auf Augenhöhe kontaktierte, herrschte eine sehr herzliche Atmosphäre. Kein Wunder, es kamen über 450 aus NL und Belgien und wohl 2 (?) aus Deutschland.
Nachträglich bekam ich sogar noch ein Dankesschreiben für meine Teilnahme. Da können unsere Organisatoren der heimische Fachtagungen mit ihren äußerst speziellen Referaten wohl nur von träumen, allein das Letztere war schon immer ein Grund daran nicht teilzunehmen. Welch ein Gegensatz zu den „Fachleuten“, die im Forum die größte friesische Insel Texel offensichtlich nicht kennen, und NL (Kfz.-Kennzeichen!) eher mit Neuseeland verbinden. Diese menschliche Kleinkariertheit ist wohl kaum zu übertreffen. Welch ein Gegensatz zu den Fachleuten, die zur genauen Bestimmung unbedingt die Tötung zwecks Genitalienuntersuchung fordern.
So Gott will, werde ich im nächsten Jahr mit noch mehr Begleitern nach Wageningen fahren!
Das kleine Netzwerk der Entomologen in der Region ist ja schon ganz schön dicht. Aber es gibt immer noch Menschen im Niederbergischen, die sich mit Tag- oder Nachtfaltern beschäftigen, und bisher unter unserem Radar durchgeflogen sind. Nun ist hier nicht der Platz um Werbung für Produkte oder Leute zu machen, aber an dieser Stelle mache ich einmal eine Ausnahme: Ich habe selten so schöne Makrofotos gesehen wie die von Andreas Kolossa in Langenfeld! Und passend zur Jahreszeit hier mal ein Shopping-Tipp: Der vom Colouria Verlag produzierte Kalender, „Schmetterlinge auf Wiesen 2018“ wird demnächst auch in meinem Arbeitszimmer hängen. Andreas Kolossa hat einen Tagfaltertranssekt in der Eifel im Raum Blankenheim und ist ansonsten mit Profi-Fotoausrüstung unterwegs auf der Suche nach Naturmotiven. Einen Teil seiner Eifel-Falterdaten habe ich bereits in die „schmetterlinge-nrw.de“ überführen dürfen, und es kommen wahrscheinlich in Zukunft noch ein paar mehr. Dem Kollegen fehlen übrigens noch gute Falterbilder von Cupido argiades, das kommt davon wenn man nur in die Spitzenbiotope der Eifel fährt 🙂 Diese Lücke werden wir 2018 mit einiger Sicherheit „vor der Haustür“ stopfen können.
Nummer 2 unterhalb des Radars ist Johannes Meßer, der dieses Jahr im Landschaftspark Duisburg schon einige Male Lichtfang durchgeführt hat. Meßer ist Vorsitzender des Landschaftsbeirats in Duisburg, und seinen Daten und Belegfotos sind seit neuestem auf www.observation.org zu bewundern. Auch Karola Winzer aus Mülheim hat begonnen ihre Fotos und Schmetterlingsbeobachtungen dort einzugeben.
Bei observation.org landen übrigens in Zukunft auch die meisten Daten der Biostation Westliches Ruhrgebiet. Martin Schlüpmann, in der Biologischen Station zuständig für Herpetofauna, Libellen, Heuschrecken, Gewässerfauna und seit den 1980er Jahren mit Kollegen in Leitung des Arbeitskreises Amphibien und Reptilien NRW, treibt das voran. Die NRW-Arbeitskreise für Heuschrecken, Libellen und Reptilien/Amphibien werden wohl zukünfig ihre Daten über diese Plattform erfassen und pflegen. Die Datenbank zu durchpflügen macht bei so richtig Spaß, denn man stößt immer wieder auf faunistische Highlights, zum Beispiel die Beobachtung vom Hummelschwärmer in Hagen-Hohenlimburg.
Neue internet-basierte Techniken bei den Datenbanken waren auch Thema bei den Vorträgen auf dem Westdeutschen Entomologentag in Düsseldorf. Besonders interessant fand ich den Vortrag von Dominik Jablotschkin über die Suche nach Libellen-Hotspots in Nordrhein-Westfalen, der aus dem Datensalat der Libellen-Experten mit ein bisschen Mathematik einige leckere Karten und Ergkenntnisse herauszauberte. Bei den Libellen ist die Dynamik in der Faunenveränderung ähnlich hoch wie bei den Heuschrecken, ehemals häufige Arten verschwinden und Raritäten werden wiedergefunden.
Der „WET“ ist immer noch eine Plattform für den intensiven Austausch über Insektenkunde. Die altehrwürdige Entomologische Gesellschaft Düsseldorf hatte zum 150. Jubiläum in das renovierte Löbbecke-Museum geladen. Vorsitzender Jürgen Eckl referierte über „150 Jahre EGD. Was können wir aus der schönen Vergangenheit für die bescheidenere Zukunft hoffen“.
LED-Lampe von bioform: handlich aber teuer.
Derartige Bescheidenheit halte ich übrigens für völlig fehl am Platz. Früher war angeblich immer alles besser! Und die Museumszoologie inclusive der sogenannten Fachgesellschaften müssen sich 30 Jahre nach dem Siegeszug des Internets halt auch mal irgendwann wandeln. Wir haben heute in der Region wieder eine ordentliche Menge Beobachter, Fotografen und Datensammler, und die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit sind heute um Lichtjahre besser als vor 150 Jahren.
À propos Licht: Für alle die noch ein wenig Geld auf dem Konto haben zum Schluss noch eine Neuerung, die vielleicht langfristig die Generatoren, Mischlichtlampen und Kabeltrommeln beim Lichtfang ersetzen wird: Eine ursprünglich aus dem Bootsbedarf stammende Lampe mit verschiedenen LED-Spektren war die Hauptattraktion im Entomologie-Shop nahe beim Löbbecke-Museum. Das etwa faustgroße Ding soll angeblich so gut fangen wie die herkömmlichen Anlagen, man spart sich den Generator, Lampen, und alles passt in eine kleine Tasche. Das macht den happigen „Einführungspreis“ von über 500 Euro vielleicht etwas erträglicher. Das Material trotz angeblich Wind und Wetter, bei der zu erwartenden Lebensdauer der LEDs kann man die Anlage an seine hoffentlich noch entomologie-begeisterten Enkelkinder vererben.
In diesem Sinne machen wir dann hier mal so weiter wie bisher: Im meinem Garten sind aktuell noch die drei Wintereulen Eupsilia transversa, Conistra vaccinii und C. rubiginosa am Köder unterwegs. Die ausgebrachten Alsophila-aceraria-Pheromone haben bisher in der Region noch keinen Falter ergeben, die Flugzeit für die im Spätherbst fliegenden Spannerarten hat aber auch gerade erst begonnen.
JETZT SPINNT ER DANN KOMPLETT!. Die Schriftzeichen auf der Stirn meines Sohnes sind auf 10 Meter Entfernung mühelos zu entziffern. Etwas anderes war auch nicht zu erwarten, von einem techno-affinen Oberschüler, der bisher keinerlei Begeisterung für Gartenarbeit hat erkennen lassen – kurzgetrimmte, topfebene Rasenflächen rund um den Grill ausgenommen.
Ich krieche derweil auf den Knien in meiner Schafweide herum, buddele mit den bloßen Händen im Dreck, und grinse in mich hinein. Die Schafe haben auch schon so blöde geglotzt, als ich sie mit dem Elektrozaun aus einer kleinen Fläche ausgesperrt habe, auf der die „Dahlsche Heide“ entstehen soll. Ja richtig: Ich pflanze meine eigene Heide. Und zwar genau vor der Haustür. Und wenn mich alle für bescheuert halten, das musste einfach sein. Wollen wir doch erst mal sehen ob ich nicht dem ganzen Artenschwund und der Verinselung auf der Bergischen Heideterrasse ein Schnippchen schlagen kann!
Vor ein paar Jahren habe ich die Wiese vor meinem Haus gekauft, die war nach dem 2. Weltkrieg auch schon mal Haferfeld. Auf der stehen schon seit mehr als 15 Jahren meine Schafe, und der Sandboden ist ordentlich ausgemagert. Und vor einer Woche habe ich mit der Hife der Biostation Solingen einen Hänger voll Plaggen aus dem Heidegarten in der Ohligser Heide geholt, als Impfmaterial für meine Privatheide. Eine Wiedehopfhacke habe ich mir auch noch geleistet, das ist das ultimative Arbeitsgerät für alle die sich im Abplaggen und Wiedereinpflanzen von Besenheide, Ginster und anderen Sträuchern üben wollen.
Abplaggen ist echte Plackerei. 13. Oktober 2017 (Fotos: Armin Dahl)
Unten Axt, oben Hacke: Die Wiedehopfhacke hilft bei der Arbeit.
Heide im Eimer, 13. Oktober 2017
Heideverjüngung: Plaggstellen entwickeln sich in den Folgejahren zu sonnig-warmen Kleinbiotopen
Zufallsfund: Rotbeinige Baumwanze – Pentatoma rufipes, saugt eine Zimtbären-Raupe aus. 13. Oktober 2017
Zwei Stunden abplaggen zu dritt, drei Stunden einpflanzen, fertig ist die Heide. Jedenfalls ein paar wenige Quadratmeter, und einen stabilen Zaun muss ich auch noch drum herum bauen, sonst zuppeln die Schafe alles wieder heraus. Der Thymian, von dem ich letztes Jahr ein paar Pflänzchen aus der Wahner Heide mitgenommen hatte, blüht schon mal. Und in ein paar Jahren kann ich mir dann hoffentlich das aufwendige Herumfahren sparen und typische Pflanzenarten wie Besenheide, Ginster und vielleicht das Sandglöckchen bei mir vor der Haustür begrüßen. Und wenn das erst mal soweit ist dann sind auch die typischen Heide- und Offenland-Falter nicht mehr weit.
Heide-Hänger
Heide ohne Schafe ist undenkbar
Hier soll´s entstehen, das Heide-Paradies. Dazu müssen allerdings erst mal die Tiere ausgesperrt werden.
Nur leider sieht man fast nichts.
Oder doch: Der Thymian ist schon mal da.
Gutes Omen, und gutes Anwachswetter: Nach dem Regenschauer
Der Rücken tut weh vom ungewohnten Arbeiten, das Gerät ist aufgeladen, noch ein letzter Blick auf die Fläche, man sieht fast keine Veränderung zu vorher. Aber als ich wieder unter der Dusche herauskomme steht ein prächtiger Regenbogen über der Wiese, als gutes Omen für die kommende Heidefläche.
Hipparchia alcyone, Frankreich, Camping Naturiste Le Haut Chandelalar zwischen Brianconnet und St-Auban, 1.7.2015 (Foto: Wolfgang Schäfer).
Ködern, Lichtfang, Kescher, alles überholt! Eine völlig neue Methode, wie man an außerordentliche Schmetterlingsbeobachtungen kommen kann, hat der Kollege Wolfgang Schäfer aus Wipperfürth im Urlaub in den Provencialischen Alpen entdeckt: Bestimmungsbuch vorzeigen! Der Falter konnte zwar nicht lesen (im „Settele“ steht noch der alte Name Hipparchia hermione). Aber genau hinschauen konnte er sehr wohl, und näherte sich der Abbildung des Kleinen Waldportiers (der heute Hipparchia alcyone heissen sollte) ohne Scheu. Das sollten wir mal dringen hier bei uns mit Schillerfalter und Konsorten ausprobieren.
Die Innenstadt von Düsseldorf ist für bekennende Landeier kein angenehmes Pflaster, unbekannte Straßen, irrsinniger Verkehr, Menschenmassen: Meine Aufenthalte beschränken sich normalerweise auf das Allernotwendigste. S-Bahn-Fahrten in bunten Multikulti-Truppen finde ich anstrengend, Städtchen gucken oder gar shoppen geht garnicht. Aber es gibt Ausnahmen: Die Kiefernstraße in Flingern an der Grenze zu Oberbilk ist ein Quartier in dem die Düsseldorfer Hausbesetzerszene entstand, wo es immer noch so ein bißchen nach Gummiknüppel riecht, obwohl die Stadt schon seit langem Mietverträge mit den Bewohnern abgeschlossen hat. Um die Ecke liegt das Kulturzentrum zakk, und man hat das Gefühl, jeden Moment könnten die Toten Hosen aus einem Keller gekrochen kommen.
Eigentlich wollte ich nur mein Auto abholen, dass bei der Weihnachtsfeier doch besser stehen geblieben war. Und dann nix wie weg! Aber dann war doch noch was für den Entomologen dabei: Eines der vielen bemalten Häuser in der Kiefernstraße ist von kundigen Entomologen in ein wunderschönes Panoptikum verwandelt worden!
Was geht das mich an? war mein erster Gedanke, als ich vor ein paar Wochen von Kollegen auf das neu geplante Kulturgutschutzgesetz aufmerksam gemacht wurde. Das ist so eine Sache für Ägyptologen oder moderne Maler, und für so was habe ich weder das nötige Kleingeld noch würde ich mir ein Bild von beispielsweise Gerhard Richter an die Wand hängen, einem der bekanntesten Gegner des Gesetzes.
Beim Lesen wurde mir allerdings rasch klar, was für eine Sprengkraft die Sache hat. Damit ich nicht alles neu formulieren muss, hier ein Zitat aus einer Mail von Karin Wolf-Schwenninger , die Kollega ist Präparatorin am Rosenstein-Museum in Stuttgart und dort für Insekten, Bernstein und anderes zuständig und kennt sich mit der Materie bestens aus:
„Das geplante Kulturgutschutzgesetz umfasst nicht allein Kunstsammlungen und archäologische Schätze. Laut Art. 1, Kap. 1, § 2, Abs. 1, Ziff. 9 ist unter „Kulturgut“ jede bewegliche Sache oder Sachgesamtheit von künstlerischem, geschichtlichem oder archäologischem Wert oder aus anderen Bereichen des kulturellen Erbes, insbesondere von paläontologischem, ethnographischem, numismatischem oder wissenschaftlichem Wert zu verstehen.
Tritt das Gesetz in Kraft, würde es auch naturkundliche Objekte wie Fossilien oder Insekten (sofern sie wissenschaftlich bedeutend sind) zum „Kulturgut“ erklären. Solches darf nur mit einer Ausfuhrgenehmigung des Herkunftsstaates nach Deutschland gebracht werden. Es geht dabei nicht nur um neue Funde, das Gesetz gilt rückwirkend bis zu 30 Jahre. Wer beispielsweise in den frühen 1990er Jahren Fossilien oder Insekten gesammelt hat und diese verkaufen oder einem Museum schenken will, müsste künftig Papiere vorweisen, die er meist gar nicht haben kann. Museen sind jedoch auf die Zusammenarbeit mit Sammlern angewiesen (ein großer Anteil der Sammlungszuwächse sind Ankäufe oder Schenkungen von Privatsammlern). Auch der Austausch mit Spezialisten im Ausland wäre extrem erschwert, da der bürokratische Aufwand enorm ansteigen würde.
Was mich betrifft, fallen mir das spontan die vielen hundert Belege aus meiner Landschneckensammlung ein, die ich während und nach dem Studium in Südeuropa gesammelt habe. Die stehen hinter meinem Schreibtisch im Regal und werden irgendwann auch mal im Museum landen. Derartige Sammlungen existieren auch überall bei den entomologisch tätigen Kollegen Und wer einmal einen Blick in die Schmetterlingssammlung des Löbbecke-Museums geworfen hat, weiß dass dort hunderte von Sammlern bisher problemlos ihre Funde integriert und auch bei Bedarf mit den dort vorhandenen Belegen gearbeitet haben. Wie sich das halt so gehört bei großen öffentlichen Sammlungen. Das hat alles bisher auch so funktioniert, ohne viel Schreibkram und dass sich nationale Behörden da eingemischt haben.
Wer sich den Regulierungsentwurf der Bundesregierung komplett ansehen will, findet das 156seitge .pdf unter bundesregierung.de. Und damit das bei einem Entwurf bleibt, habe ich zu allererst mal die Petition unter
unterzeichnet. Und ich bin gespannt ob zu den vorhandenen 35.000 Unterschriften noch weitere 85.000 zusammenkommen, damit das Ganze im Januar dem Petitionsausschuß des Bundestages vorgelegt werden kann. Die bisherige Praxis des Sammelns und der dafür notwendigen Genehmigungen ist schon kurios genug und hat die Naturwissenschaftliche Forschung in den letzten Jahrzehnten mehr behindert als gefördert. Für das alles gilt das Rheinische Grundgesetz Artikel 6:„Kenne mir net, bruche mir net, fott domet.“
So langsam kommt der Frühling in Gang, und die Zeit der exzessiven Dateneingabe neigt sich (zum Glück) dem Ende zu. Über Winter haben Heinz Schumacher und ich einen ziemlich wilden Ritt hinter uns gebracht, damit einerseits die „besonderen Arten“ den Weg in die nächste Ausgabe der Melanargia, zum anderen die online-Daten der Arbeitsgemeinschaft den Weg ins Netz finden.
Zum Abschluss aber noch ein bisschen Datengewühle und zur Abwechslung mal was halbwegs Neues: Zwar gab es auch vor dem Internet-Zeitalter schon Verbreitungskarten von Schmetterlingen aus dem Arbeitsgebiet, wie zum Beispiel das Faunenheft Band 1 (1989 – G. Swoboda & H. Kinkler) Familie: NOCTUIDAE Latreille 1809 – Unterfamilie: NOCTUINAE, eine tolle Fundgrube für Altdaten. Aber die Karten waren zumeist handgepinselt, und die Daten müssen in aller Regel neu erfasst werden, so traurig das auch ist. Aber für ein paar Schlüsselarten mit nur wenigen Nachweisen kann man das ja mal machen, und so habe ich mir heute mal eine davon geschnappt, die hier eigentlich keiner mehr so recht auf dem Radar hat. Das Ergebnis seht ihr auf dem Bild, erstellt wurde es mit der Kartenfunktion von Insectis.
So sieht sie aus: Chersotis cuprea, Südtirol, Ultental, Kuppelwieser Alm, 8. 8.2010 (Foto: Armin Dahl)
Chersotis cuprea gilt in Rheinland-Pfalz als „ausgestorben“, kam aber offenbar bis in die 70er Jahre im Loreleygebiet und im Taunus vor, und einen Fund im Hohen Venn (Baraque Michel in Belgien) von W. Hoch aus dem Jahr 1957 zeigt die Karte auch noch.
In Thüringen im Raum Jena lebt C. cuprea auf Truppenübungsplätzen und Halbtrockenrasen an den Saalehängen, weitere Angaben gibt es aus dem Werratal. Aus Sachsen-Anhalt gibt es eine Angabe aus dem Harz (Elbingerode, 1935, leg. Pfennigschmidt nach WARNECKE 1940). Eine Angabe von Bernd Hannover aus Hessen nennt C. cuprea noch für 2012 (Bad Wildungen, Kreis Waldeck-Frankenberg), das liegt dann schon fast in Sichtweite zu Ostwestfalen. In den Alpen lebt C. cuprea in hochmontanen Almen, und kann dort aus eigener Anschauung sehr häufig werden, bevorzugt auf violetten Blüten sammeln sich die Falter am Tag, saugen dort ziemlich gesellig, ähnlich wie die Widderchen.
Wer noch mehr Informationen zu der Art hat, kann er mir die gerne zukommen lassen. Bei so einem tagaktiven Nachtfalterviech weiß man nie ob die Art wirklich völlig weg ist, vielleicht wird sie auch nur übersehen?
Coenonympha tullia, Rheden / Niedersachsen, 24. Mai 2009 (Foto: Michael Schmitz)
Die Terminseite ist aufgefrischt, dort findet sich schon etliches für die neue Saison, wer will kann mir weitere Exkursionen und entomologisch spannende Termine schicken, die baue ich dann hier ein.
In 2015 werden wir unsere Kreise voraussichtlich etwas weiter ziehen als bisher, Nahe, Mosel, Mittelrhein und Sauerland locken, nicht zu vergessen das Ruhrgebiet.
Und damit ich Euch das alles ein wenig schmackhafter machen kann, hier anbei ein Bild von einem Falter, der in der Region seit langem ausgestorben ist, weil seine Biotop – nährstoffarme Moore – im Niederbergischen weitgehend vernichtet wurde. Dort wo früher das Gebiet „Eller“ war ist heute statt des Moores der Eller Forst, und das Gebiet „Hilden-Karnap“ ist zum Teil vom Hildener Stadtwald überwachsen, zum größeren Teil aber dem Siedlungsbrei zu Opfer gefallen. Die letzten Beobachtungen auf der Bergischen Heideterrasse stammen von 1951 aus der Wahner Heide. Um Coenonympha tullia zu sehen muss man heute ziemlich weit fahren, am ehesten Glück hat man in den großen Moorgebieten Niedersachsens.
Lichtverschmutzung ist eine der nervigsten Angelegenheiten für Nachtfaltermenschen. Im Ballungsraum ist es oftmals so hell dass man nachts ohne Taschenlampe im Wald herumlaufen kann, und bei vielen Nachtfalterarten bestent der Verdacht, dass sie sich in stark erleuchteten Gebieten nicht vernünftig fortpflanzen, und dass darin ein Teil des Artenschwundes begründet liegt.
Allerdings häufen sich in letzter Zeit die Orte an denen die neueste (LED-)Technik eingesetzt wird, zum Strom- und Geldsparen. Dabei sind aber auch die verwendeten Lampentypen entscheidend, die optimale Lampe hat eine gute Abschirmung nach oben und den Seiten, strahlt also fast nur nach unten ab. Hier ein Beispiel für eine Außenbeleuchtung die mir besonders gut gefallen hat.
Wermelskirchen, Bandwirkerstraße: MC Donalds-Filiale, 25. April 2014 (Foto: Armin Dahl)
Wermelskirchen, Bandwirkerstraße: MC Donalds-Filiale, 25. April 2014 (Foto: Armin Dahl)
Licht wird nur nach unten abgestrahlt. (Foto: Armin Dahl)
Ganz dezent: Schicke Ringleuchte für Einzelobjekte (Foto: Armin Dahl)
Außerdem ist die Lichtfarbe wichtig, je weiter weg das Lampenspektrum vom UV-haltigen Blaulicht gewählt wird, desto weniger Falter und andere Insekten werden angelockt. Da allerdings hat allerdings die Qualitätsgastronomie in Wermelskirchen noch Nachholbedarf: Mit Warmton-LEDs wäre die Beleuchtung optimal.
Hier eine Pressemitteilung der Uni Bern, die ich sowohl unter ökologischen als auch ökonomischen Gesichtspunkten äußerst spannend finde. Die Originalarbeit in Englisch ist in der Public Library of Science –PLOS publiziert worden, also frei verfügbar. Es dreht sich zwar um Heuschrecken und Wildbienen, aber was die für Schmetterlinge lebenswichtigen Ressourcen Nektar und Pollen – nicht zu vergessen die Samen (Eupithecien, Perizoma-Arten!)- angeht, lässt sich das natürlich übertragen. Die Forscher haben auf 36 Probeflächen im Schweizerischen Tiefland untersucht, wie sich verändertes Mahdregime auf die Arten- und Individuenzahlen auswirkt.
Das Ganze ist auch keineswegs neu, in allen Pflegeempfehlungen für Arthropoden werden Altgrasstreifen oder leicht verbrachte Zustände als entscheidend für die Artenvielfalt und Individuendichte benannt.
Pressemitteilung der Uni Bern
Biodiversität im Agrarraum wird unter anderem mittels Subventionen gefördert – diese zeigen aber noch nicht die gewünschte Wirkung. Es geht auch anders, wie Ökologen der Universität Bern zeigen: Einfache Massnahmen, zum Beispiel Wiesen weniger häufig zu mähen, lassen etwa die Population von Wildbienen um über ein Drittel anwachsen.
Gesunde Ökosysteme sind für Menschen von enormer Bedeutung: so sind etwa Insekten als Bestäuber unserer Nutzpflanzen von unschätzbarem Wert. Im Schweizer Landwirtschaftsgebiet sollen deshalb Ökologische Ausgleichsflächen (ÖAF) die Biodiversität erhalten oder wiederherstellen.
Diese ÖAF machen etwa 13 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Schweiz aus. Ungefähr die Hälfte davon sind extensiv genutzte Wiesen. Studien zeigen allerdings, dass diese Fördermassnahme des Bundes für Biodiversität wenig fruchtet. Dies, obwohl jährlich rund 65 Millionen Franken in die Schweizer Landwirtschaft fliessen, um genau solche extensiv genutzten Wiesen anzulegen.
Seit einigen Jahren stellen sich daher sowohl Landwirte, Agronomen als auch Biologen die Frage, wie mit diesen Wiesen ein wirklich nachhaltiger Nutzen für die Biodiversität erzielt werden kann. Am Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern hat eine Forschergruppe unter der Leitung von Dr. Jean-Yves Humbert und Prof. Raphaël Arlettaz nun herausgefunden, wie die Biodiversität in extensiv genutzten Wiesen mittels einfach umsetzbarer Massnahmen gesteigert werden kann. Die Studie wurde in zwei Artikeln der Journale Agriculture, Ecosystems & Environment und PLOS ONE publiziert.
Neue Mähvariante zeigt schnell Wirkung
Im gesamten Schweizer Mittelland wurden in extensiven Nutzwiesen an 12 Standorten vier verschiedene Mähregimes und deren Auswirkungen auf die Biodiversität verglichen. Wenn bei der ersten Mahd jeweils 10 bis 20 Prozent einer Wiese als begrüntes Rückzugsgebiet stehen gelassen wurde, stieg die Anzahl der aufgefundenen Wildbienen nach einem Jahr um 36 Prozent.
Nach zwei Jahren Anwendung dieser Mähvariante hatte sich zudem die Gesamtzahl aller Heuschrecken in solchen Wiesen verdoppelt und die totale Artenvielfalt dieser Tiergruppe konnte im Vergleich zu Wiesen ohne diese Rückzugsflächen um 23 Prozent gesteigert werden.
In Wiesen, deren erste Mahd einen ganzen Monat später erfolgte als sonst üblich (15. Juli anstatt 15. Juni) waren die Heuschrecken-Populationen sogar fünf Mal grösser als auf herkömmlich genutzten Flächen. Dies wiederum hat einen positiven Einfluss auf Tierarten, die sich von solchen Grossinsekten ernähren und deren Bestände im Agrarraum in den letzten Jahrzehnten markant rückläufig waren, etwa Vögel und Fledermäuse.
«Diese eindeutigen Resultate belegen eindrücklich, dass ein späterer Wiesenschnitt und das Anlegen von kleinen Rückzugsflächen eine grosse Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt im Landwirtschaftsgebiet haben», meint Pierrick Buri vom Institut für Ökologie und Evolution, der die Studie im Rahmen seiner Doktorarbeit durchgeführt hat.
Derartig begrünte Wiesen liefern immer noch lebenswichtige Ressourcen wie Nektar und Pollen für Bienen zu einem Zeitpunkt, wenn diese Quellen andernorts weitgehend fehlen. Andererseits zeigten die Resultate, dass eine oftmals empfohlene Mähvariante wie eine Reduktion der Anzahl Schnitte auf maximal 2 pro Jahr mit einem Intervall von mindestens 8 Wochen zwischen zwei Mahden keinen positiven Effekt auf die Biodiversität hat.
Aufgrund dieser Befunde empfehlen die Forscher eine entsprechende Anpassung der Bewirtschaftungspraxis auf ÖAF und eine Koppelung der Subventionsvergabe an ein derart verändertes Mähregime. Ein Anteil der extensiv genutzten ÖAF-Wiesen des Schweizer Mittellandes sollte demnach nicht vor dem 15. Juli gemäht werden. Ausserdem müsste in Wiesen, die schon am 15. Juni erstmals geschnitten werden, ein ungemähter Rückzugsraum stehen bleiben, der mindestens 10 Prozent der Gesamtfläche umfasst. Der genaue Standort dieses «Refugiums» kann bei jedem weiteren Schnitt jeweils verändert werden.
«Mit diesen Veränderungen käme eine gewisse räumlich-zeitliche Heterogenität in unsere Kulturlandschaft zurück – dies als ein entscheidender Faktor für eine erhöhte Biodiversität», sagt Jean-Yves Humbert, Co-Leiter der Studie.
Abschliessend ist Projektleiter Prof. Arlettaz überzeugt: «Mit solchen einfach umsetzbaren Massnahmen wären die Millionen von Schweizer Franken, welche an die Landwirte in Form von Subventionen für den Erhalt einer qualitativ hochstehenden, an Naturelementen reichen Landschaft ausbezahlt werden, tatsächlich gewinnbringend investiert.»