Archiv für die Kategorie ‘Tagfalter

Helle Begeisterung im Lewertbachtal   Leave a comment

Zygaena loti – Beilfleck-Widderchen, Mäuerchenberg bei Gönnersdorf, 05.06.2020, Foto: Tim Laußmann

Eiskalt – das waren die Wetteraussichten für unser Eifel-Wochenende vom 05. bis 07 Juni 2020. Schon Tage vorher bahnte es sich an: eine Kaltfront aus Nordost ließ nichts Gutes erwarten. Als wir uns dann auf der Dahlemer Binz bei 8 Grad, Nieselregen und einer steifen Brise trafen, war die Laune nicht die Beste. Aber die Erfahrung hat uns gelehrt: selbst bei den geringsten Aussichten auf Erfolg gibt es oft die besten Ergebnisse. Also: erstmal zum Aufwärmen in die Ferienwohnung in Lissendorf, wo wir sehr nett aufgenommen wurden. Nach einer kleiner Pause ging es dann raus um die Lage zu peilen: wo sind gute Leuchtplätze für die Nacht? Der Regen hatte inzwischen aufgehört und es kam für eine halbe Stunde die Sonne heraus. Trotz kalter Luft zeigten sich rasch die ersten Schmetterlinge auf einer Wiese gegenüber dem Mäuerchenberg bei Gönnersdorf und somit auch das Potential des Gebietes: Zygaena loti (Beilfleck-Widderchen) und Plebejus argus (Argus-Bläuling). Doch am Abend kam die Ernüchterung: bei gerade mal 5 Grad und aufklarendem Himmel gesellte sich noch der Vollmond hinzu. Die aufgebauten Leuchtanlagen konnten wir noch vor Mitternacht wieder einpacken: nur ein paar Agrotis exclamationis (Ausrufungszeicheneule) und Charanyca trigrammica (Dreilinieneule) leisteten uns Gesellschaft. Mit klammen Fingern mussten wir die Aktion abbrechen.

Am nächsten Tag zeigte ich dann gegen Mittag die Sonne. Bei wolkigem Himmel mit Aufheiterungen ging es ins Lewertbachtal, dem eigentlichen Ziel unserer Exkursion. Gerade ausgestiegen, fanden wir nach fünf Minuten das erste Highlight: Den Lilagold-Feuerfalter Lycaena hippothoe. Dank des kalten und unbeständigen Wetters konnte man viele Schmetterlinge in Ruhe beobachten: Boloria selene (Braunfleckiger Perlmuttfalter), Boloria eunomia (Randring-Perlmuttfalter) und die ersten Brenthis ino (Mädesüß-Perlmuttfalter). Viele Falter schienen nach dem ersten Regenguß nach wochenlanger Trockenheit gerade frisch geschlüpft zu sein. Dann der Höhepunkt: Lycaena helle (Blauschillernder Feuerfalter), gleich zwei Weibchen bei der Eiablage an Schlangen – Knöterich (Polygonum bistorta). Einige Baumweißlinge (Aporia crataegi) rundeten das Bild ab.

Da der Tag lang war und die Aussichten für die Nacht ähnlich schlecht wie am Vortag, machten wir es uns in der Ferienwohnung bei einem Gläschen Moselriesling gemütlich und ließen den Tag ausklingen.

Der folgende Morgen lieferte dann noch ein paar schöne Beobachtungen am Mäuerchenberg und, schon auf der Heimfahrt, am Höneberg. Dort konnten wir dann das Ergebnis der gemeinsamen Entbuschungsaktion mit der örtlichen Biostation und zahlreichen anderen Freiwilligen begutachten: überall blühende Teufelskralle, wo vorher noch dichtes Wachholdergebüsch stand.

Hier einige Fotos (Bitte anklicken für Infos!). Leider fehlen dieses mal – aus verständlichem Grund – die nachtaktiven Nachtfalter.

Ich musste wieder einmal feststellen – mein neues Weitwinkel-Zoom von Sigma liefert auf Grund extremer Farbwiedergabe Postkarten – Landschaften!

Veröffentlicht 12. Juni 2020 von Tim Laußmann in Arten / Listen, Auf Tour, Tagfalter

Mullay TV – die Mosel geht insta!   Leave a comment

Scrreenshot vom Mullay-Hofberg, 14. Mai 2020, mit Rotem Scheckenfalter. © Jannis Melsheimer

Ein Marienkäfer krabbelt herum, eine Schwebfliege, dann eine Rote Mordwanze, eine fette Schnake. Darauf weitet sich der Blick, man sieht einen extrem steilen Weinbergshang, unten die Mosel. Man hört den Schienenbus der Moselweinbahn rattern, im Vordergrund flattert ein Schmetterling auf einer Margerite.

Und zwar nicht irgendein Schmetterling: Der Rote Scheckenfalter Meliaea didyma, eines der Highlights der Moselfauna. Mullay TV, Folge 1, vom 14 Mai 2020, gedreht von Jannis Melsheimer, spielt in dem Weinberg, in dem wir 2014  die unvergessenen „Weinschwärmer“-Exkursion durchgezogen haben. Die 160 Groß- und Kleinschmetterlingsarten von damals stecken mir heute noch in den Knochen, geleuchtet wurde bis zum hellwerden, am Ende war auch der Kaiserbär Epatolmis luctifera auf der Liste.

Auf über 12 Hektar Fläche machen die Melsheimers dort ihren Öko-Wein, nach Demeter-Vorgaben, gespritzt wird so wenig wie möglich. Und nicht nur der Melsheimer-Riesling ist toll, auch die Fauna drumherum. Ich hoffe ihr könnt das hier sehen, Instagram-Videos habe ich noch nie eingebettet. Zur Not müsst ihr eure Kinder fragen, falls vorhanden.

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Mullay Tv Episode 01 🐞🦟🐛🕷🐝🦗🐌🐜 This is the first edition of Mullay TV ©. Not only ordinary insects like the ladybug and the long hoverfly call Mullay their home but also other beautiful living organisms. We are extremely proud to share this mountain with them. The highlight of our first episode is the red fritillary which was spotted during the work in our vineyard “Langeberg". ——————————————————————— Mullay TV Folge 01 🐞🦟🐛🕷🐝🦗🐌🐜 Dies ist die erste Ausgabe von Mullay TV ©. Neben gewöhnlicheren Insekten wie dem Marienkäfer und der Langbauchschwebfliege finden auf Mullay die schönsten Lebewesen eine Heimat. Wir sind überaus stolz diesen Berg mit ihnen teilen zu dürfen. Das Highlight der ersten Folge sind die Roten Scheckenfalter, entdeckt beim zweiten Spritzgang diesen Jahres im Langeberg. ————————————————————————🐞🦟🐛🕷🐝🦗🐌🐜 In cooperation with @jannis_melsheimer @paulamelsheimer @rieslingmax @frederikluca @lohnmaeher @h_a_n__n_a_h @thorsten_melsheimer @simon_ghaznawi @mottenfluesterer / www.heidelandschaft.de/ Thank you for keeping mullay alive #moselteiltnatur #mullay #insect #demeter #mosel #melsheimer #moselwine #ecovin #mullayhofberg #organicwinesforfuture #biowein #bioweinbau #ecovinbiowein #liebezumweinberg #biodynamicwine #biohoefe #weingutmelsheimer #bioriesling #naturalwine

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Veröffentlicht 27. Mai 2020 von Armin Dahl in Ökologie, Mosel, Tagfalter

Hurra! wir leben noch   5 comments


„Wie stark ist der Mensch? Wie stark?
In der Not hilft weder Zorn, noch lamentieren.
Wer aus lauter Wut verzagt und nichts mehr tut,
Der wird verlieren.“

Wenn Tim Laußmann in diesem Blog anfängt, den Papst zu zitieren, dann wirds richtig ernst! Da  möchte ich nicht zurückstehen und empfehle Euch heute die italienische Sängerin Milva, Jahrgang 1939, die  – mal abgesehen von dem eingebetteten Video – seinerzeit mit Mikis Theodorakis und Astor Piazolla  auch wirklich gute Musik gemacht hat.

Wer nichts mehr tut, der wird verlieren: Unter dieses Motto kann man vielleicht die kommenden Wochen stellen, in denen alle Veranstaltungen und Exkursionen wegen der Corona-Epidemie abgesagt sind, und viele von Euch zu Hause sitzen. Die Decke fällt einem auf den Kopf, und draußen ist es auch noch eisekalt, die Schönwetterperiode im März 2020 hat erst mal ein Ende gefunden. Jetzt kommt die politisch völlig unkorrekte, aber auch vom Deutschen Wetterdienst verwendete „Russenpeitsche“ mit arktischer Kaltluft. Zeit also die vielen Bilder zu sortieren, nachzubestimmen, oder sich im Internet ein wenig umzusehen.

Zum Beispiel im Portal observation.org, das mittlerweile für alle Bundesländer eigene Unterseiten hat. So finden sich zum Beispiel in nrw.observation.org über 44.000 Tagfalterbeobachtungen aus Nordrhein-Westfalen. Darunter sind alleine im Frühjahr 2020 über 70! Beobachtungen vom Großen Fuchs, der damit zwischen Emsland und Eifel deutlich häufiger beobachtet wurde als der Kleine Fuchs (13 Beobachtungen).

Woran das liegt kann vorerst niemand sicher erklären, C-Falter, Waldbrettspiel, Landkärtchen hatten alle schon mal schlechte Zeiten mit wenigen Nachweisen, das Kleine Wiesenvögelchen und der Mauerfuchs scheinen sich in der Region gaaanz langsam zu erholen. Der Große Fuchs war jahrzehntelang verschwunden und ist heute wieder zurück, den Scheckenfaltern wie Melitaea cinxia ist das bisher nicht gelungen. Die Vorkommen vom Kleinen Fuchs machen in den vergangenen Jahren starke Häufigkeitsschwankungen durch, jedenfalls in unserer Region. In der Eifel kann das Ganze schon wieder völlig anders aussehen, dort ist der Kleine Fuchs nach meiner Einschätzung stetiger und häufiger – die langfristigen Bestandsschwankungen vieler Tagfalterarten bleiben ein Mysterium.

Zum Abschluss aber noch ein Bild aus Wuppertal, von der Gleisbrache in Vohwinkel, wo vor 16 (!) Jahren am 17. April ein Weibchen von Saturnia pavonia ans Licht kam.. Ziemlich genau drei phänologische Wiochen früher, am 28. März 2020, saß dort wiederum ein Männnchen des Kleinen Nachtpfauenauges in der Pheromonfalle von Armin Radtke.

Veröffentlicht 29. März 2020 von Armin Dahl in Mikros, Phänologie, Spinner, Tagfalter

Was vom Jahr 2019 übrig bleibt…   1 comment

Zum Jahresende ist es Zeit für einen kleinen persönlichen schmetterlingskundlichen Rückblick auf das Jahr 2019.

Positiv war, dass der Umweltschutz wieder mehr in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerückt ist. Mein Eindruck ist, dass das Thema regelrecht wieder entdeckt wird. Hier haben Bewegungen wie „Fridays For Future“ einen wichtigen Beitag geleistet. Allerdings frage ich mich, warum das Artensterben – ich sage mal zwischen 1990 und 2018 – in der öffentlichen Diskussion kaum noch eine Rolle spielte. Klar, es gab zahlreiche Beiträge zum Artensterben im Fernsehen – immer nett anzuschauen – und auch wir als Insektenkundler haben immer wieder darüber gesprochen. Tatsächlich wurde der Artenverlust aber nur „verwaltet“. Politisch geändert wurde nur wenig. Für mich eindrucksvoll war ein Spaziergang in diesem Herbst durch die toten Fichtenwälder an der Sengbachtalsperre bei Schloss Burg an der Wupper. Über 80 Jahre alte Bäume stehen dort als „Gerippe“ in der Landschaft – die Trockenheit in den letzten Sommern hat ihnen den Rest gegeben. Nun werden diese toten Wälder abgeräumt – mache schimpfen auf den Borkenkäfer – aber der hat ja nur seine natürliche Aufgabe an den schwer vorgeschädigten Bäumen erledigt. Es drängen sich Vergleiche zum „Waldsterben“ in den 1980er Jahren auf. Aber: hat man etwas gelernt? Eine halbe Milliarde Euro Steuergelder für Wiederaufforstung – mit Esskastanie und Douglasien? Täusche ich mich, oder ist hier schon wieder Lobbypolitik am Werk? Wie wäre es mit natürlicher Wiederbewaldung – z.B. mit Hilfe des Eichelhähers?

Jedenfalls denke ich bei den aktuellen Umweltschutzthemen immer zurück an die 1980er Jahre – alles schon mal diskutiert worden – auch der Artenrückgang bei den Schmetterlingen. Die akademische Forschung war lange aus dem Thema faktisch ausgestiegen. Nun wird es dort wiederentdeckt. Das hat mich dann zu einem Leserbrief in „Spektrum der Wissenschaft“ bewogen. Zudem waren wir mit einem Beitrag bei der „Konferenz der Arten“ in Bonn dabei und arbeiten nun an einem Artikel zu „160 Jahren Schmetterlingsbeobachtungen in Wuppertal“. Hier eine kleine Vorschau auf die Ergebnisse:

Diese Grafik zeigt den Artenverlust bei Großschmetterlingen (Tag- und Nachtfalter) und die Neuzugänge ("Arealerweiterer") aus Süd- und Westeuropa im Raum Wuppertal. Der Verlust von Arten wurde anhand der jeweils letzten Beobachtung im Gebiet dokumentiert. Die Neuzugänge entsprechend anhand des Datums der ersten Beobachtung im Gebiet.

Diese Grafik zeigt den Artenverlust bei Großschmetterlingen (Tag- und Nachtfalter) und die Neuzugänge („Arealerweiterer“) aus Süd- und Westeuropa im Raum Wuppertal. Der Verlust von Arten wurde anhand der jeweils letzten Beobachtung im Gebiet dokumentiert. Die Neuzugänge entsprechend anhand des Datums der ersten Beobachtung im Gebiet.

Wir hatten dieses Jahr einige schöne Exkursionen, die nicht unerwähnt bleiben sollten. Unsere Mosel-Exkursion, einen Ausflug zum Schlangenberg bei Stolberg, eine Exkursion in die Eifel bei Blankenheim und Dahlem, unser tranditioneller Leuchtabend an der Naturschule Grund in Remscheid. Einer meiner besonderen Lieblinge (ich bin ein ausgesprochener Fan von Bläulingen) ist zum Schmetterling des Jahres 2020 ernannt worden. Zudem ist es uns gelungen, trotz jahrelanger Bürokratie, eine naturnahe Wiese an unserem Arbeitsplatz einzurichten.

Negativ war für mich die Ausbeute bei meinem diesjährigen Ausflug im Juni zum Mosel-Apollofalter. In den 1990er Jahren gab es dort Tage, an denen ich mehrere Dutzend Falter z.B. an der Brauselay bei Cochem beobachten konnte – dieses Jahr war es nur ein Falter. Ein Negativtrend, der schon seit geraumer Zeit beobachtet wird (siehe hierzu die Diskussion im Lepiforum, die von Klaus Hanisch gestartet wurde).

Zum versöhnlichen Abschluss noch einige Bilder aus dem Jahr 2019, die noch nicht in anderen Beträgen gezeigt wurden (für die Beschreibung bitte anklicken!).

Veröffentlicht 29. Dezember 2019 von Tim Laußmann in Arten / Listen, Auf Tour, Insektensterben, Tagfalter

Eifel-Exkursion am 06.07.2019   1 comment

Unsere diesjährige Eifel-Exkursion mit einer „Kerntruppe“ von 5 Teilnehmern führte uns in drei recht unterschiedliche Biotope: die ehemaligen Steinbrüche am Sönsberg bei Dahlem, ein abgelegenes Bachtal nördlich von Kronenburg und das Lampertstal zwischen Dollendorf und Ripsdorf. Bei mildem Wetter konnten wir zunächst feststellen, dass die Natur im Vergleich zum sehr warmen Jahr 2018 noch zwei bis drei Wochen zurücklag. Der Silbergrüne Bläuling (Lysandra coridon) war nur in wenigen, ganz frisch geschlüpften Exemplaren zu finden. ähnlich sah es beim Kaisermantel (Argynnis paphia) aus. Dafür flogen in den Steinbrüchen am Sönsberg zahlreiche, nicht mehr taufrische, Ehrenpreis-Scheckenfalter (Melitaea aurelia). Überrascht waren wir von der Artenvielfalt und den erstklassigen Magerwiesen im Lewertbachtal. Große Bestände von Heilziest schmückten die halbfeuchten Wiesen. Hinzu kamen zahlreiche Fruchtstände vom Klappertopf. Sicher ist dieses Gelände ein Ziel für zukünftige Exkursionen. Abschließend, schon auf dem Rückweg, gab es noch einen Zwischenstopp im Lampertstal. Dort war eine Vielfalt an Widderchen (Zygaenidae) zu finden, deren Bestimmung noch vorläufig ist. Der gesuchte Große Ameisenbläuling (Maculinea arion) zeigte sich leider nicht. Dennoch waren am Ende des Tages bei den vom stundenlangen Umherlaufen erschöpften Teilnehmern zahlreiche Arten auf dem Zettel. Hier ein paar fotografische Eindrücke (Bilder bitte anklicken!). Einige wenige Fotos stammen von der Vorexkursion am 04.07.2019.

Veröffentlicht 11. Juli 2019 von Tim Laußmann in Arten / Listen, Auf Tour, Tagfalter

Zug um Zug voran   Leave a comment

Schachbrett, Schmetterling des Jahres 2019 (Foto: Tim Laussmann)

Das Schachbrett, das heute von der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-westfälischer Lepidopterologen und der BUND NRW Naturschutzstiftung als Schmetterling des Jahres aus der Taufe gehoben wurde, hat für mich so ein bisschen Symbolcharakter. Zum einen ist festzuhalten, dass etliche der zum Abdrucken angebotenen Bilder sozusagen aus regionaler Produktion stammen, von den Kollegen Ludger Wirooks, Tim Laussmann und Andreas Kolossa, die entweder im Niederbergischen wohnen oder – wie Ludger Wirooks – im Gebiet ihre Untsuchungsflächen haben (Klimamonitoring Düsseldorf). Tolle Fotos, Kollegen!

Zum anderen habe ich den Beitrag auf der Melanargia-Webseite dazu benutzt, um mal ein wenig den Focus auf die Zukunft der Schmetterlingsdaten zu richten. Denn wir arbeiten seit ungefähr zwei Jahren am Projekt Schmetterlinge Deutschlands, das sich angesichts föderaler Strukturen und unterschiedlichster Systemanforderungen am Anfang etwas zäh gestaltet hat.

Aber nach etlichen Treffen und tausendfachem Mailgewitter nimmt das vom Bundesamt für Naturschutz geförderte Projekt, mit dem im Endeffekt die Rote Liste der Schmetterlinge der Bundesrepublik im Jahr 2020 erstellt werden soll, so langsam Fahrt auf.

Waren bisher die Verbreitungsangaben für die Arten auf die verschiedensten Webseiten verstreut, so kann man sich jetzt einen bundesweiten Überblick verschaffen, hier einmal exemplarisch am Schachbrett demonstriert.

EDV-Details erspare ich Euch, aber es geht voran beim zusammenführen unserer Beobachtungsdaten, und in ein paar Jahren klappt das vielleicht alles automatisch. Dann ist vielleicht mal Schluß mit dem ständigen Hin und Her von Importtabellen, Excel-Bastelarbeiten und anderen Zeit fressenden Beschäftigungen. Schaut man sich an, wie professionell Geocacher, Fahrradfahrer und anderen Hobby-Gruppen mit EDV ausgerüstet sind, kann man eh nur den Kopf schütteln, wie unprofessionell die nach meinem Verständnis staatliche Aufgabe der Insektendaten bisher behandelt wurde.

Aber momentan sind Insekten-Themen angesagt, ich hoffe, dass dem Bundesamt der Geldhahn nicht so schnell zugedreht wird und es nach der „Roten Liste 2020“ vernünftig weitergeht.

Wer Lust hat sich das Portal schmetterlinge-d.de mal anzuschauen: Nicht alles ist perfekt, und nicht alle Landesdaten sind bereits integriert. Aber alles was an Falterfunden in den vergangenen  Jahren über meinen Schreibtisch gegangen ist, sollte enthalten sein, ob aus Niedersachsen oder Hessen, oder sonstwo auf deutschem Gebiet. Man kann Einzeldaten und ganze Listen eingeben, und auch seine kompletten (Insectis-)Daten importieren. Wer will, kann sich bei der Validierung und Qualitätskontrolle verdient machen, zum Beispiel für eine bestimmte Region oder Faltergruppe.

Die Programmierer haben jedoch noch eine lange Liste von Anforderungen und Wünschen abzuarbeiten, das Portal ist auf neudeutsch noch „work in progress“. Bis dahin machen wir hier erst mal so weiter wie bisher. Wer also für 2018 schon alle seine Daten zusammen hat, kann mir die gerne schicken, die „langen Winterabende“ sind in den vergangenen Jahrn immer erstaunlich schnell vorbei gegangen.

Veröffentlicht 22. November 2018 von Armin Dahl in mehr Lepis, Tagfalter

Letzte Mohikaner und Minensuche   8 comments

Cupido argiades, Dormagen, Wahler Berg, 30 September 2018. (Foto: Armin Dahl)

Den ersten Kurzschwänzigen Bläuling habe ich in diesem Jahr am 6. Mai gesehen, auf der Wiese vor meinem Wohnzimmer in Haan. Den vorläufig letzten gestern, am 30 September 2018, in einem Ackerrandstreifen am Wahler Berg in Dormagen. Wieviele Generationen der Falter im Supersommer 2018 hinbekommen hat, kann ich zwar nicht abschätzen, aber ich schätze mal eher vier als drei. Das ganze Phänomen der Ausbreitung von Cupido argiades finde ich nach wie vor unfassbar, bedenkt man wie selten der Falter noch in den 90ern in Deutschland war.

Andere Arten kommen da nicht mit, warum zum Teufel profitiert das Kleine Wiesenvögelchen nicht vom Klimawandel? Obwohl ich vor der Haustür die schönste Magerwiese habe, muss ich immer fast bis an den Rhein fahren, wenn ich einen Falter der Art sehen will. C. pamphilus, der mal überall im Grünland häufig war, ist ganz offensichtlich nicht ausbreitungsstark genug, um die paar Kilometer Luftlinie von den Rheindeichen bis nach Haan zu expandieren. Auch C. pamphilus macht mindestens drei Generationen durch, und fliegt aktuell noch auf den rheinnahen Trockenwiesen, wo es noch keinen Reif oder Bodenfrost gab.

Übrigens: Wem langweilig ist, weil draußen nur noch wenige Arten fliegen, oder das Wetter schlecht wird, der kann ja bei den anderen Entwicklungsstadien noch eine Weile weitermachen: Momentan sind zum Beispiel die Minen von Parectopa robiniella zu finden, zumindest in den wärmeren Regionen am Rhein entlang:  Die Art hat ebenfalls eine rasante Ausbreitungsgeschichte hinter sich, hat in diesem Jahr anscheinend die kompletten Niederlande erobert.

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Veröffentlicht 1. Oktober 2018 von Armin Dahl in Mikros, Phänologie, Tagfalter

Tagfalter im Spätsommer 2018   4 comments

In diesem Sommer habe ich mehr Schwalbenschwänze gesehen als in den gesamten restlichen Jahren zusammen, seit ich mich mit Schmetterlingen beschäftige.

Zum Teil liegt es an dem Supersommer, der uns eine dritte Generation beschert hat. Zum Teil kann ich mir aber auch ein wenig selbst auf die Schulter klopfen, denn eine Ausgleichsfläche zwischen Haan und Gruiten, die von der AGNU Haan zum Teil unter meiner Federführung angelegt wurde, entwickelt sich zum Faszinosum: Wann immer man bei halbwegs anständigem Wetter dort hinkommt, ist die Begehung quasi mit Schwalbenschwanz-Garantie!

Dabei haben wir dort nichts weiter gemacht als im April 2018 eine Wiesenmischung einzusäen. Anfangs sah es so aus als sei die ganze Aktion für die Katz, und das komplette Saatgut vertrocknet. Aber seit Anfang Juni liefert die frisch angelegte Wiese auf einem ehemals intensivst genutzen Acker Schmetterlinge ohne Ende. Bei kurzen Begehungen hatte ich mehrfach mit ein halbes Dutzend Schwalbenschwänze auf dem Zettel, gleichzeitig beobachtet wohlgemerkt

Aktuell fliegen dort schon wieder die Goldene Acht, vier Bläulingsarten (phlaeas, argiades, icarus und agestis), und heute mal wieder drei Schwalbenschwänze. Und das auf einer Teilfläche von vielleicht einem Hektar Größe: Die Gesamtfläche ist etwa sieben Hektar groß.

Einer der Schwalbenschwänze kam übrigens gerade übers Feld geschossen, flog vor der Baumhecke an der A46 senkrecht in die Höhe, und überquerte dann die A46 Richtung Südosten in hohem Tempo. So etwas kannte ich bisher nur von „echten“ Wanderfaltern wie Admiral und Distelfalter, bei Papilio machaon hatte ich Wanderverhalten noch nie gesehen.

Hier ein paar Bilder, alle mit dem iphone aus der freien Hand geschossen und nicht beschnitten

Nachzutragen ist auch noch ein Kaisermantel aus dem ehemaligen Steinbruch Grube 10, vom 1. September, gesehen beim Pflegeeinsatz der AGNU. Der erste 2018er-Nachweis aus Grube 10 stammt übrigens vom 29. Mai. bedeutet der Kaisermantel fliegt dort im Sommer schon seit mehr als drei Monaten! Das ist ja zwar politisch überhaupt nicht korrekt, aber so ein bisschen klammheimliche Freude über den Klimawandel kann ich mir nicht verkneifen.

Argynnis paphia, Haan, Grube 10. 1. September 2018 (Foto: Armin Dahl)

 

Veröffentlicht 4. September 2018 von Armin Dahl in Lebensräume, Pflege, Tagfalter

Moselexkursion 2018 – Nachlese   Leave a comment

Vier Tage Exkursion an die Mosel, das ist für mich immer einer der Höhepunkte des entomologischen Jahreskalenders. Und danach hat man ein paar Tage zu tun bis alle Daten gesichtet sind und die Digitalbilder aufgeräumt, das Schlafdefizit nach drei Mal Lichtfang ist ebenfalls erheblich. Aber wie bereits in den Vorjahren war der Trip jede Anstrengung wert: Wenn zum morgendlichen Kaffeetrinken der Große Schillerfalter an der Hauswand des Quartiers sitzt, am Nachmittag der Kleine Eisvogel, dann ist die Motivation gesichert. Hier noch ein paar Eindrücke von der Tour, dazu ein paar Bilder von bemerkenswerten Arten, darunter ein Erstnachweis für Rheinland-Pfalz. Weitere tolle Arten im Beitrag von Tim Laußmann

 

Veröffentlicht 22. Juni 2018 von Armin Dahl in Arten / Listen, Auf Tour, Eulenfalter, Mikros, Mosel, Tagfalter

Resedafalter in Haan   Leave a comment

Hallo zusammen,

Pontia daplidice, Gran Canaria, 4km N Maspalomas, ca. 230m NN (Foto: Armin Dahl

nur mal rasch zur Info: Moritz Schulze und ich haben gestern in Haan auf einer frisch mit Wiesenmischung eingesäten Ackerbrache einen Weißling gesehen, der bei gefühlten 30°C in hohem Tempo auf den gerade blühenden Kreuzblütler-Flächen (Schnellbegrüner ) herumsauste und sich immer nur für Sekunden setzte.
Mit dem Fernglas konnte man ein paar Mal die gefleckte Unterseite sehen: Was wir zuerst für ein Schachbrett gehalten haben war ein Resedafalter (Artkomplex Pontia edusa / daplidice). Ein Foto war leider nicht zu machen, deshalb hier mal eine Abbildung aus dem Urlaub .

Haltet also die Augen offen nach den Weißlingen, vielleicht haben wir so etwas wie einen Einflug, wie er alle paar Jahre mal vorkommt.

 

Literatur:

HANISCH, K. & JELINEK, K.-H. (2006): Nachweise des Reseda-Weißlings (Pontia daplidice (LINNAEUS, 1758) oder Pontia edusa (FABRICIUS, 1776)) aus dem Raum Köln/Düsseldorf im Jahr 2006 (Lep., Pieridae). Melanargia, 18: 226-231, Leverkusen

HANNIG, K. (2000): Faunistische Notizen 71.) Nachweis des Reseda-Weißlings Pontia daplidice (LINNAEUS, 1758) im Ruhrgebiet auf der Versuchsbergehalde Waltrop (Lep., Pieridae). Melanargia, 12: 64-65, Leverkusen
(Pontia daplidice/edusa am 18.06.2000 bei Waltrop, NRW)

RISCH, S. (1993): Nachweis des Reseda-Weißlings Pontia daplidice (LINNAEUS, 1758) aus dem Kölner Stadtgebiet (Lep., Pieridae). Melanargia, 5: 87-92, Leverkusen
(Pontia daplidice am 08.08.1993 in Köln-Porz, NRW)

Veröffentlicht 8. Juni 2018 von Armin Dahl in Tagfalter, Wanderfalter

Stadtgrün nicht so schlecht wie gedacht   5 comments

Euclidia glyphica - Braune Tageule. Düsseldorf, Toulouser Allee, 16. Mai 2018

Euclidia glyphica – Braune Tageule. Düsseldorf, Toulouser Allee, 16. Mai 2018

Straßenbegleitgrün wird immer ein wenig scheel angesehen, meistens taugt es aus entomologischer Sicht nicht viel, dient nur als Staub- und Müllfänger, wird immer zum falschen Zeitpunkt gemäht, ökologische Aspekte spielen in den Städten kaum ein Rolle, alleine die Optik zählt. Bisher!

Aber ab und zu gibt es doch ein paar Lichtblicke, so im frisch angelegten Marc-Chagall-Park und den angrenzenden Grünstreifen entlang der Toulouser Allee mitten in Düsseldorf.
Vor wenigen Jahren war hier noch der Güterbahnhof, umgeben von schrägen Etablissements der Rotlichtszene, jetzt stehen hier moderne Wohnungs- und Bürohäuser. Die Wohnungen sind zwar ziemlich unbezahlbar, aber was soll man sagen, die Stadt boomt und platzt aus allen Nähten, und besser als ein Wohngebiet auf der grünen Wiese ist das allemal. Jetzt springen dort eine Menge Town-Hipster herum, es gibt etliche Fitnessstudios, im Marc-Chagall-Park liegen Menschen mit überdimensionalen Kopfhörern in der Wiese, ein Stadteil erfindet sich neu.

Und offenbar hatten die Stadtgärtner ein Einsehen beim Einsäen der Grünstreifen entlang der vierspurigen Toulouser Allee: Salbei, Margeriten, Wiesen-Knautie, Hornklee: Das was draussen vor der Stadt in den Wiesen herausgedüngt wird, das findet sich hier in voller Blüte. Und mittendrin erstaunlich viele Schmetterlinge.

Euclidia glyphica - Braune Tageule. Düsseldorf, Toulouser Allee, 16. Mai 2018

Düsseldorf, Toulouser Allee, 16. Mai 2018

Die beiden Bläulinge Polyommatus icarus und Cupido argiades habe ich dort gestern gesehen, und die Braune Tageule Euclidia glyphica hat gerade ein Massenvorkommen auf dem Mittelstreifen. Chapeau ihr Stadtgärtner, mehr davon!

Veröffentlicht 16. Mai 2018 von Armin Dahl in Eulenfalter, Lebensräume, Tagfalter

Die letzten Mohikaner?   1 comment

Momentan sind tagsüber nur noch wenige Tagfalter unterwegs, Überwinterer  wie Tagpfauenauge, Admiral, darüber hinaus Weißlinge, vereinzelte Kleine Feuerfalter und verrupfte Bläulinge.

Das Jahr 2017 war – abgesehen von der Feldarbeit – insgesamt ein gutes Jahr für die Entomologie, sind doch unsere Dauerthemen wie Artensterben und Verlust an Biodiversität praktisch den gesamten Sommer hindurch in den Medien herauf und herunter gespielt worden. Artenkenntnis war plötzlich wieder hip! Wurde man vor ein paar Jahren noch als verschrobener Spinner angesehen, hat es sich doch herumgesprochen dass unser aller Passion zu irgend etwas gut sein könnte, Artenvielfalt einen Wert hat! Auf einmal stellt man erstaunt fest wieviele Leute sich früher angeblich mit verdreckten Autoscheiben befasst haben, und wie sehr sie dem Insekten- „Dreck“ nachtrauern, den sie seinerzeit verflucht haben. Damals, als wir noch mit dem Opel Kadett an die Riviera gefahren sind! Und auch der letzte Bedenkenträger wurde wahrscheinlich mit der Tatsache konfrontiert, dass als Hauptverursacher für den allgemeinen Insekten-Rückgang die lebensfeindlichen Methoden in der Landwirtschaft an erster Stelle stehen, mal ganz abgesehen vom Lebensraumverlust durch Überbauung und Verwaldung.

Tatsache? Stimmt das so? Ziemlich  mutig kommen einem heute Angaben wie „überall häufig“ in den älteren Publikationen vor. An heutigen Standards gemessen sind viele der Arbeiten aus der Mitte des letzten Jahrhunderts – vor dem großen Einbruch – nicht sauber durch Zahlen belegt und werden deshalb nicht recht ernst genommmen. Im Rückblick verklärt sich doch so manches, so wie der Opel Kadett heute ein schickes „H“ auf dem Nummernschild führt.

Zum Glück hat sich schon jemand anderes die Mühe gemacht, wenigstens für die jüngere Vergangenheit ein paar grundlegende Dinge zu Papier zu bringen. In diesem Fall die Mannschaft des Tagfaltermonitorings Deutschland (TMD) am Umweltforschungszentrum in Halle, in Person von Elisabeth Kühn. Im neuesten TMD Zählerbrief Oktober 2017 heißt es ganz lapidar:

„Tatsächlich können wir anhand der Daten des Tagfalter-Monitoring aus den letzten 11 ausgewerteten Jahren den dramatischen Rückgang nicht bestätigen. Die Falterzahlen sind in den erfassten Jahren sehr unterschiedlich, aber ohne einen eindeutig erkennbaren Trend. Schaut man sich dazu die Trends für einzelne Arten an, so ist gut zu erkennen, dass sich die Zahlen der einzelnen Arten sehr unterschiedlich entwickelt haben.“

Da haben wir den Salat! Statistisch sauber belegen lässt sich der postulierte Rückgang also nicht, wen wundert es auch bei den vergleichsweise kurzen Zeitreihen in denen halbwegs standardisierte Daten erhoben werden. Ganz nebenbei:  Was unsere Region in Nordrhein-Westfalen betrifft, so sind wir sogar noch schlechter dran als der Rest der Republik. Die älteren Daten des Tagfaltermonitorings NRW sind gar nicht im Datenpool des UFZ enthalten und schlummern immer noch in irgendwelchen Schubladen oder Dateien – ein echtes Ärgernis!

Anscheinend hat der gravierendste Rückgang bei den Schmetterlingen schon vor mehreren Jahrzehnten stattgefunden, europaweit hat sich der Abwärtstrend in den letzten zehn Jahren zumindest verlangsamt.

Eine gefühlt ziemlich wilde Saison 2017 geht zu Ende, das Wetter spielte mal wieder verrückt, das Beobachternetz im Niederbergischen wird nach meinem Eindruck immer dichter, und etliche intensive Exkursionen an Mosel, Mittelrhein, in die Eifel etc. haben wir auch durchgeführt und dabei eine Menge tolle Beobachtungen genossen. Und vereinzelt könnte man auf die Idee kommen dass sich einige Arten wieder berappeln könnten, in 2017 zum Beispiel  Ulmen-Zipfelfalter und Kaisermantel, die im Jahr 2017 hohe Nachweis-Zahlen erreicht haben, oder der Große Schillerfalter, der mitten in Düsseldorf aufgetaucht ist.

Ob das alles nur kurzfristige Erholungen oder stabile Trends sind, ob das vom Klimawandel angefeuert wird, oder in wenigen Jahren die letzten Falterpopulationen dahingerafft sind, darüber werden wir erst in ein paar Jahren Bescheid wissen. Voraussetzung ist aber dass alle ihre Daten sauber aufbereitet zur Verfügung stellen, sei es jetzt als Excel- oder Access-Daten,  im Tagfaltermonitoring oder in anderen öffentlichen Datenbanken wie observation.org und naturgucker.de, wo man auch noch andere Tier- und Pflanzenbeobachtungen loswerden kann.

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen eine Menge schöne „Lange Winterabende“, und wem es langweilig wird der kann ja auf die Nachtfalterpirsch gehen, die Artengruppe hat fast ganzjährig Saison.

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht 3. Oktober 2017 von Armin Dahl in Insektensterben, Klimawandel, Tagfalter

Kurzer Zwischenstand Cupido argiades   1 comment

Heute war ich mal auf der „falschen“ Rheinseite bei Dormagen unterwegs, dort hat die Stadt ein paar Ausgleichsflächen, die von der Biologische Station im Rhein-Kreis Neuss e.V.  betreut werden.  Dort ist vor etlichen Jahren artenreiches Grünland entwickelt worden, mittels Mahdgutübertragung, Ansaat, mit Ackerrandstreifen rundherum. Direkt angrenzend finden sich das beweidete NSG Wahler Berg und Hannepützheide, mit einer teilweise freigestellten Düne, eine echte Rarität in der dicht besiedelten Rheinebene.

Die Wiesen im Gebiet blühten gerade wie toll, Tiefland-Mähwiesen wie sich das gehört, mit geschätzten 60 Pflanzenarten, unter anderem Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis subsp. orientalis) und Wiesen-Salbei, und jede Menge Rot- und Hornklee.

Und Bläulinge, in Massen! Bei dem etwa einstündigen Rundgang habe ich am Ende nicht mehr mitgezählt, aber mindestens 60 Exemplare von Cupido argiades habe ich gesehen, das bedeutet, auf der knapp drei Hektar großen Wiese waren wahrscheinlich ein paar hundert Tiere unterwegs.  Auch Polyommatus icarus war zahlreich zu sehen, aber das Verhältnis argiades / icarus war geschätzt eher 3/1. Auf der Weide nebenan das gleiche Bild, argiades sehr häufig, icarus seltener, dazu einzelne Kleine Feuerfalter und etliche Coenonympha pamphilus.

Und so wie es in Dormagen aussieht scheint es in vielen Biotopen der Region zu sein: auch in Haan, Wuppertal, Remscheid, Düsseldorf berichten die Kollegen von zahlreichen Beobachtungen von Cupido argiades, der momentan hier – vor wenigen Jahren noch unvorstellbar – der häufigste Bläuling ist.

Das Gebiet bei observation.org

Historisch: Erstnachweis Cupido argiades in 2012

Artikel aus dem Jahr 2012 in der Melanargia, 24 (4): 119-123

Veröffentlicht 25. August 2017 von Armin Dahl in Auf Tour, Tagfalter

Um Ulmen herum   2 comments

Satyrium w-album im Eller Forst, Juli 2017  (Foto: Klaus Böhm)

Das Vorkommen von Ulmen-Zipfelfaltern im Eller Forst ist zwar schon länger bekannt, hier dennoch eine – wie ich finde besonders bemerkenswerte – Beobachtung von Klaus Böhm:

Bei Untersuchungen zum Vorkommen des Ulmenzipfelfalters im Raum Düsseldorf-Mettmann konnte ich Ende letzter Woche eine bemerkenswerte
Ansammlung dieser Art im Eller Forst beobachten. Auf einer Fläche von gerade mal 15 Quadratmetern saßen nachmittags bei sonnig heißen Wetter gleichzeitig 20! Exemplare auf wenigen Blütenständen des Wasserdosts, teils drei Tiere nah beieinander. Dabei verhielten sich die Falter sehr ruhig, flogen kaum und waren wenig scheu. Systematisch bewegten sie sich langsam über die Blütenköpfe, dabei immer wieder die Körperachse drehend, um in den bereits geöffneten kleinen Einzelblüten zu saugen. Gelegentlich flog einer abrupt und in schnellem Zickzackflug auf um ebenso unvermittelt auf einem benachbarten Blütenstand zu landen.

 

 

Veröffentlicht 11. Juli 2017 von Armin Dahl in Tagfalter

Pieris mannii in Hitdorf   2 comments

… ist schon seit 14 Tagen wieder unterwegs. Hier mal rasch aus einer Mail von Klaus Böhm zitiert:

Pieris mannii, Leverkusen-Hitdorf, 9. April 2017 (Foto: Klaus Böhm)

…. vorab ein paar kurze Notizen von dem mir kontrollierten Pieris mannii- Vorkommen in Hitdorf (Gartenkomplex mit reichlich Schleifenblume)

Nach dem Erstfund von mannii am 28.06. letzten Jahres dort, suchte ich die Stelle erst wieder ab dem 28.08, dann aber regelmäßig, wieder auf. An allen 13 Beobachtungstagen gelang es mir, die Art dort nachzuweisen, insgesamt 70 Falter, z.B max. ca. 10 Tiere (6 Männchen, 4 Weibchen) am 22.09., noch 7 Exemplare am 9.10., letzte Beobachtung am 31.10. mit einem frischen Männchen. Es wurden dort u.a. auch zahlreiche Eiablagen von verschiedenen Weibchen dokumentiert, wie es überhaupt gelang, von vielen Tieren Fotobelege anzufertigen.

Nach nun reichlich Übung und Erfahrung lassen sich die Falter, insbesondere auch die Männchen, ohne  sie zu fangen, problemlos von Kleinen Kohlweißlingen unterscheiden.

Dieses Jahr wurde bei sonniger Witterung dort am 24.03. noch kein mannii beobachtet, jedoch ein Kl.Kohlweißling, am 31.03. dann aber ein Männchen und Weibchen von mannii, weitere 5 mannii Tiere dort an 2 Tagen Anfang
April….

 

 

Veröffentlicht 15. April 2017 von Armin Dahl in Phänologie, Tagfalter

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