Die bergische Heideterrasse mit ihrem Mosaik von sonnenexponierten, nährstoffarmen Lebensräumen war bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts einer der besten Insekten-Lebensräume im Westen Deutschlands. Allerdings gab es schon um die Jahrhundertwende 1900 Belege für den raschen Wandel der niederbergischen Landschaft, auf dem Weg zu dem vergleichsweise armseligen Zustand, in dem sich die Reste der Landschaft heute befinden. Auch für viele Naturschutzgebiete der Region gilt aktuell: Zu feucht, zu kalt, zu nährstoffreich!
Aufforstung, Intensivierung der Landwirtschaft bei gleichzeitiger Nutzungsaufgabe vieler „unrentabler“ Flächen, Überbauung und Freizeitnutzung haben von den zusammenhängenden, schmetterlingsreichen Lebensräumen der Heideterrasse im Dreieck zwischen Köln, Essen und Duisburg nur noch Relikte übrig gelassen. Blütenreiche Magerwiesen sind bis auf kleinste Flächen zurückgedrängt worden, zum Beispiel an den Rheindeichen. Der Nutzungswandel in der Landwirtschaft und vor allem die Kunstdüngerwirtschaft haben viele Arten direkt betroffen, die auf den Zwischenfruchtbau mit stickstoffsammelnden Pflanzen spezialisiert waren: Klee- und Luzernefelder sind heute weitgehend verschwunden, im Ackerbau regieren Herbizide und sofortiger Umbruch im Herbst, hier haben Lebewesen kaum eine Chance zum Überleben.
Erst in den letzten Jahren setzt sich so langsam die Erkenntnis durch, daß mit den „normalen“ Methoden des klassischen Naturschutzes die Artenvielfalt insbesondere der Schmetterlinge in der Region nicht erhalten werden kann: Während sich zum Beispiel bei Heuschrecken, Libellen und Fledermäusen die Gefährdungssituation aktuell leicht zu entspannen scheint, ist bei den Schmetterlingen noch lange kein „Land in Sicht“. Von der ehemals vorhandenen Vielfalt ist – um nur die Tagfalter zu nennen – heute noch bestenfalls die Hälfte der Arten überhaupt in der Region zu finden.
Die Abschätzung der historischen Individuenzahlen gestaltet sich aus Mangel an exakten Zahlen sehr schwierig, die meisten Autoren gehen aber davon aus, dass in historischer Zeit die Zahlen um über 90 % zurück gegangen sind. Dabei gilt die alte sogenannte „Kochsche Regel“ auch heute noch: „Wo viel wächst da fliegt auch viel“, gemeint ist vor allem der Artenreichtung der Vegetation, der eine Vielzahl von speziell angepassten Schmetterlingen Lebensraum bietet.
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