Mottenkiste II: Nisthilfen für Echte Motten selbst bauen und gestalten   Leave a comment

Eine Blechdose, ein Stück Draht, ein Gazebeutel, ein paar Haare oder Federn, und Geduld. Viel mehr braucht es nicht, um neue Arten im eigenen Garten zu beobachten.

Nisthilfen für Wildbienen sind schnell gemacht. Man braucht ein Stück Holz, ein paar Bohrer unterschiedlicher Stärken, einen Platz zum Aufhängen, und wie von Zauberhand erscheint im Frühjahr und Sommer eine ganze Gilde von Wildbienen und parasitischen Wespen, besiedelt das Holz bzw. seine Bewohner und lässt sich problemlos beobachten. Das ist einfach, klappt auch mitten in der Stadt. Bienen haben eine gute Lobby, und Nistkästen für Vögel sind sowieso doof, man muss sich halt entscheiden ob man im Garten die Insekten (und Raupen!) fördern oder dezimieren will.

Vierfleck-Totholzmotte – Triaxomera fulvimitrella, Wuppertal, Marscheider Wald, 29. April 2015 (Foto: Armin Dahl)

Noch deutlich spannender als die Bienen sind die Echten Motten (Tineidae), von denen es in Deutschland ca. 70 verschiedene Arten gibt. Die meisten davon leben als Raupe und Falter gut versteckt. Die Raupen minieren in Pilzen oder morschem Holz, oder leben in Nisthöhlen von den eingetragenen Haaren und Federn („Vogelnestmotte, Taubenmotte“), mit denen die Vögel ihre Nester auspolstern. Auch Eulengewölle werden besiedelt, alte Korken („Weinmotte“) und andere zerfallende Pflanzenreste. Die Falter sind ziemlich klein, gehen nur selten an Licht und Köder, eher schon an verschiedene Pheromonpräparate.

Für diejenigen welche die Artenliste der Tiere aus ihrem Garten noch etwas erweitern wollen, hier mal ein Basteltipp der besonderen Art, den ich in einer Publikation von Erich BETTAG (1995) gefunden habe. Erich Bettag ist Pfälzisches Entomologie-Urgestein und nicht zu verwechseln mit Ernst Bettag, der den Bobby-Car erfunden hat. Hier der Text:

Gut bewährt hat sich dabei folgende, vom Verfasser seit Jahren ausprobierte Methode: In eine leere, vorher grün gefärbte Konservendose, wird ein getrocknetes Bisamfell locker gerollt an einem starken, festen Draht eingebunden. Der Draht wird dann durch ein kleines Loch im Boden hindurchgeführt. Das ganze wird kopfunter frei an einem Ast aufgehangen, über eine ganze Vegetationsperiode dort belassen und im Winter eingeholt. Das Fell wird von Tineiden und Coleopteren mit Eiern belegt. Im warmen Zimmer lassen sich dann die Tineidenraupen problemlos weiterzüchten. Diese Methode hat sich zum Nachweis mancher Tineidenarten in abgegrenzten Untersuchungsgebieten gut bewährt.

Wo kriegt man heutzutage ein Bisamfell her? Bevor Ihr jetzt anfangt am alten Pelzmantel der Gemahlin ein paar Streifen abzuschneiden: Das Anlocken der Tineiden geht wahrscheinlich auch mit anderem Material, Schafwolle, Pferdehaare, der Hund sollte auch mal wieder gekämmt werden, und die Ziegenledertasche aus Griechenland liegt auch schon seit Jahrzehnten nutzlos im Keller herum. Daraus kann man sich rasch etwas zusammenbasteln, was für die Echten Motten attraktiv ist.

Die oben erwähnten Coleopteren gehören übrigens zu den unangenehmen Tieren, die man in Insektenkästen und auch auf den Spannbrettern nicht haben will: Speckkäfer und Konsorten zerkrümeln auch heute noch erstaunlich rasch auch größere Sammlungen. Weshalb man regelmäßig mal die Sammelbehälter kontrollieren und das Mottenpapier erneuern sollte.

Ob man seine Motten-Blechdose wirklich grün anstreichen muss, das dürft Ihr selbst entscheiden. Der Behälter mit den ausschlüpfenden Motten kann in einem Gaze-Einkaufsbeutel ins Haus gebracht werden, die Beutel sind an der Obsttheke im Supermarkt für kleines Geld zu haben. Man kann natürlich auch für Mondpreise sogenannte Aerarien im Fachhandel kaufen. Die Behälter sollte man täglich auf geschlüpfte Motten kontrollieren. Und Vorsicht beim Fotografieren, am besten im Innenraum und die Fenster vorher zumachen: Echte Motten sind auch bei tiefen Temperaturen flugfähig und blitzschnell am Start.

Literatur:

BETTAG, E. (1995): Zur Biologie und Verbreitung seltener Tineidae und der Eule Hypenodes turfosalis Wocke, 1850 in Rheinhessen-Pfalz und an der Nahe (Lep., Tineidae et Noctuidae). Melanargia, 7 (4); 89-96 Leverkusen

BETTAG, E. (1996) unter Mitarbeit von K. BASTIAN: Verzeichnis der Klein-Schmetterlinge (Insec­ta: Lepidoptera) von Rheinhessen-Pfalz. Teil VII: Tineidae (Echte Motten) – Mitt. POLLICHIA, 83: 177-202, Bad Dürkheim

Veröffentlicht 1. März 2023 von Armin Dahl in Arten / Listen, Lebensräume, Mikros

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