Archiv für die Kategorie ‘Mosel

Grüne Fliegende Edelsteine im Frühjahr   1 comment

Acer monspessulanum. Winningen 29. März 2023 (Foto: Armin Dahl

Es gibt so Tage im Frühjahr, da hält man es einfach nicht mehr aus als Nachtschmetterlingsmensch im falterarmen „Düsseldorfer Loch“. Da müssen einfach ein paar „ordentliche“ Arten auf den Zettel bzw. die Festplatte, und dabei wird – ist ja schließlich Hobby – auch Zeit und Sprit investiert. Wärmeliebende Spitzenarten will ich sehen, je bunter desto besser.

Also wird eine entsprechende Wetterlage abgepasst, eine möglichst milde Nacht ohne Wind, und dann nichts wie ab an die Mosel. Nach der Umstellung auf die Sommerzeit kann man Ende März dem irrsinnigen Feierabendverkehr rund um Köln halbwegs entgehen, dunkel wird es erst weit nach 20 Uhr, 130 Kilometer An- und Abfahrt, das geht noch gerade so.

Der nächste erreichbare Platz an den Moselhängen liegt in Winningen, das ist ein Möseldörfchen mit zweieinhalbtausend Enwohnern, hier wird seit über 1000 Jahren Weinbau betrieben. Im Wikipedia-Eintrag des Orts heißt der Tourismus noch „Fremdenverkehr“, damit der Fremde Verkehr nicht das beschauliche Dorfleben stört, hat man den gigantischen Felshang der Terassenmosel dort mit einer Autobahnbrücke verziert. Für den Entomologen hat das den Vorteil, dass man quasi einen Lichtfangplatz mit eigener Autobahnabfahrt hat: Der Rastplatz „Moselblick“ an der A61 liegt direkt an der Hangkante, die Aussicht über das Tal ist gigantisch.

Winningen Blumslay 29. März 2023. Am Oberhang des Moseltals blüht der Französische Ahorn (Foto: Armin Dahl)

Winningen ist zwar ein überschaubar spannendes Dorf, aber ein heißer Streifen für die Tier- und Pflanzenwelt, und deswegen bin ich ja hier! Wenige Meter hinter dem Rastplatz blühen Ende März die Ahornbäume, und nicht irgendwelche, sondern der Französische Ahorn – Acer monspessulanum. Der wissenschaftliche Name verweist auf das Städtchen Montpellier, das auf dem 43 Breitengrad und damit etwa 800 Kilometer entfernt, weit im Süden am Mittelmeer liegt. Der schöne, wärmeliebende Baum hat hier sozusagen das Ende der Fahnenstange erreicht, weiter nördlich als im Raum Koblenz gibt es keine bekannten natürlichen Vorkommen der Art. Aber die Pflanze, die bei Sommerdürre einfach mal die Blätter abwerfen kann, ist ein Gewinner des Klimawandels: A. monspessulanum wird mittlerweile an vielen Stellen als Straßenbaum angepflanzt.

Es dämmert schon, die Leuchtanlage ist in ein paar Minuten aufgebaut, das Notstromaggregat tuckert beruhigend, und dann heißt es warten. Aber nicht allzu lange, denn rasch füllt sich der Leuchtturm mit Faltern, die vom UV-Licht angezogen werden. Kätzcheneulen in Menge, bis auf die wärmeliebende Orthosia miniosa fliegen die alle auch vor meiner Haustüre schon. Ein kleiner Wickler, der wandert erst mal in ein Aufbewahrungsgefäß, bis zum Fototermin. Und dann ist sie plötzlich da, die Königin der Schlehenhecke: Valeria oleagina – Grüne Schmuckeule. Weiter nördlich in Rheinbrohl und im Ahrtal gibt es noch ein paar Nachweise, aber alle liegen schon mehr als 25 Jahre zurück. Auch diese Art sitzt an der Untermosel am „Ende der Fahnenstange“. Oder liegt es nur daran dass Ende März noch keiner der Kollegen zum Lichtfang ausrückt?

Valeria oleagina – Grüne Schmuckeule. Rote Liste Deutschland: stark gefährdet! Winningen, 29. März 2023 (Foto: Armin Dahl)

Jedenfalls hat sich der Abend gelohnt, vor allem weil nicht nur ein Tier von V. oleagina anfliegt, sondern am Ende ein halbes Dutzend beisammen sind. Die Grünen Edelsteine stehen unter Naturschutz und dürfen natürlich zurück in ihre Schlehenhecke.

Phaneta pauperana, Winningen, 29. März 2023. Auch der Graue Rosen-Blattwickler mag es lieber warm.

Nur eine kleine Flachleibmotte, die ihren Namen nicht verraten will, muss ihr Leben für die Wissenschaft lassen und landet in der Sammelbox.

Der kleine Wickler bekommt noch seinen Fototermin und wird als Phaneta pauperana bestimmt, von dem es in meinem englischen Mikro-Bestimmungsbuch heißt: „flies on warm evenings…Habitat: Coastal cliffs…“. Na das passt, um Mitternacht sind es immer noch 14 Grad am Felsen über dem Fluss, beachtliche 26 Großschmetterlingsarten stehen auf der Liste, und der Fotograf macht sich auf den Weg nach Hause.

Veröffentlicht 30. März 2023 von Armin Dahl in Auf Tour, Eulenfalter, Klimawandel, Mikros, Mosel, Phänologie

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Mullay TV – die Mosel geht insta!   Leave a comment

Scrreenshot vom Mullay-Hofberg, 14. Mai 2020, mit Rotem Scheckenfalter. © Jannis Melsheimer

Ein Marienkäfer krabbelt herum, eine Schwebfliege, dann eine Rote Mordwanze, eine fette Schnake. Darauf weitet sich der Blick, man sieht einen extrem steilen Weinbergshang, unten die Mosel. Man hört den Schienenbus der Moselweinbahn rattern, im Vordergrund flattert ein Schmetterling auf einer Margerite.

Und zwar nicht irgendein Schmetterling: Der Rote Scheckenfalter Meliaea didyma, eines der Highlights der Moselfauna. Mullay TV, Folge 1, vom 14 Mai 2020, gedreht von Jannis Melsheimer, spielt in dem Weinberg, in dem wir 2014  die unvergessenen „Weinschwärmer“-Exkursion durchgezogen haben. Die 160 Groß- und Kleinschmetterlingsarten von damals stecken mir heute noch in den Knochen, geleuchtet wurde bis zum hellwerden, am Ende war auch der Kaiserbär Epatolmis luctifera auf der Liste.

Auf über 12 Hektar Fläche machen die Melsheimers dort ihren Öko-Wein, nach Demeter-Vorgaben, gespritzt wird so wenig wie möglich. Und nicht nur der Melsheimer-Riesling ist toll, auch die Fauna drumherum. Ich hoffe ihr könnt das hier sehen, Instagram-Videos habe ich noch nie eingebettet. Zur Not müsst ihr eure Kinder fragen, falls vorhanden.

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Mullay Tv Episode 01 🐞🦟🐛🕷🐝🦗🐌🐜 This is the first edition of Mullay TV ©. Not only ordinary insects like the ladybug and the long hoverfly call Mullay their home but also other beautiful living organisms. We are extremely proud to share this mountain with them. The highlight of our first episode is the red fritillary which was spotted during the work in our vineyard “Langeberg". ——————————————————————— Mullay TV Folge 01 🐞🦟🐛🕷🐝🦗🐌🐜 Dies ist die erste Ausgabe von Mullay TV ©. Neben gewöhnlicheren Insekten wie dem Marienkäfer und der Langbauchschwebfliege finden auf Mullay die schönsten Lebewesen eine Heimat. Wir sind überaus stolz diesen Berg mit ihnen teilen zu dürfen. Das Highlight der ersten Folge sind die Roten Scheckenfalter, entdeckt beim zweiten Spritzgang diesen Jahres im Langeberg. ————————————————————————🐞🦟🐛🕷🐝🦗🐌🐜 In cooperation with @jannis_melsheimer @paulamelsheimer @rieslingmax @frederikluca @lohnmaeher @h_a_n__n_a_h @thorsten_melsheimer @simon_ghaznawi @mottenfluesterer / www.heidelandschaft.de/ Thank you for keeping mullay alive #moselteiltnatur #mullay #insect #demeter #mosel #melsheimer #moselwine #ecovin #mullayhofberg #organicwinesforfuture #biowein #bioweinbau #ecovinbiowein #liebezumweinberg #biodynamicwine #biohoefe #weingutmelsheimer #bioriesling #naturalwine

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Veröffentlicht 27. Mai 2020 von Armin Dahl in Ökologie, Mosel, Tagfalter

Moselexkursion 2018 – Nachlese   Leave a comment

Vier Tage Exkursion an die Mosel, das ist für mich immer einer der Höhepunkte des entomologischen Jahreskalenders. Und danach hat man ein paar Tage zu tun bis alle Daten gesichtet sind und die Digitalbilder aufgeräumt, das Schlafdefizit nach drei Mal Lichtfang ist ebenfalls erheblich. Aber wie bereits in den Vorjahren war der Trip jede Anstrengung wert: Wenn zum morgendlichen Kaffeetrinken der Große Schillerfalter an der Hauswand des Quartiers sitzt, am Nachmittag der Kleine Eisvogel, dann ist die Motivation gesichert. Hier noch ein paar Eindrücke von der Tour, dazu ein paar Bilder von bemerkenswerten Arten, darunter ein Erstnachweis für Rheinland-Pfalz. Weitere tolle Arten im Beitrag von Tim Laußmann

 

Veröffentlicht 22. Juni 2018 von Armin Dahl in Arten / Listen, Auf Tour, Eulenfalter, Mikros, Mosel, Tagfalter

Die Moselexkursion im Juni 2018   3 comments

Alle Jahre wieder fährt unsere Truppe von Schmetterlingsbegeisterten für ein Wochenende an die Mosel. Mitte Juni ist natürlich die Zeit, an der es besonders brummt und unglaublich viele Tag- und Nachtfalter zu beobachten sind. An der Mosel wechseln sich feucht-kühle Bachtäler und trocken-heiße Weinbergslagen ab. Da ist für fast jede Schmetterlingsart ein passender Lebensraum dabei. Die Exkursion beginnt für uns bereits während der Anreise durch die Eifel. Für mich ging es erstmal an die belgische Grenze nach Kalterherberg, da sich am Freitag, 15.06. 2018 das aufkommende schöne Wetter von Westen her näherte, während es in weiten Teilen der Eifel noch bedeckt und kühl war. Dann ging es weiter über Schönecken nach Leiwen, den Zielort. Hier warteten drei Tage intensiver Tag- und Nachtfalterbeobachtung auf uns. Die schönsten Bilder habe ich hier zusammengestellt. Viel Spaß! (Kommentare zu den Bildern: bitte Bilder anklicken!).

 

Veröffentlicht 18. Juni 2018 von Tim Laußmann in Arten / Listen, Mosel

Grüne Schmuckstücke von der Mosel   Leave a comment

Ein Kurztrip von Haan zum Lichtfang an die Mosel ist leider immer eine Herausforderung, Vor allem der folgende Morgen im Büro lässt sich gemeinhin etwas zäh an. Aber der Aufwand lohnt sich!

Der Winter war lang, der Generator stand monatelang unbenutzt herum, und die ganze Lichtfang-Ausrüstung musste dringend mal gelüftet werden. Aber mitten in der Woche? 300 Kilometer Autofahrt und spät in der Nacht zurück? Aber manchmal muss man sich einfach mal einen Ruck geben, und die Wetterprognose mit viel Regen in den kommenden Tagen vor Ostern ist noch übler!

Der Ruck geht dann erst mal am Hilden Kreuz durch das Auto, Stop + Go auf 15 Kilometern bis nach Leverkusen. Na prima, die erste Stunde ist schon herum und es wird schon dämmerig. Also ordentlich auf die Tube gedrückt, die schönen Rastplätze, die normalerweise nach Faltern abgesucht werden, bekommen heute keinen Besuch.Die Temperatur geht schon bedenklich in den Keller, 8 °C  in der Eifel, bei klarem Himmel am Nachmittag, das RLP-Radio meldet Bodenfrost für die Nacht, das war anders angekündigt. Aber jetzt gibts kein Zurück mehr!

Die letzten Kilometer Richtung Untermosel sind zurückgelegt, jetzt gilt es noch einen Leuchtplatz zu finden. Und zwar in den neu angelegten Weinbergen in Pommern, über die Lea Jäger auf der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft berichtet hat: Reben-Querterrassen mit Fahrgassen, angrenzend an schlehenreiche Brachen. Da sollte es alles mögliche an Faltern geben. Aber wie das so ist in unbekannten Weinbergslagen, bis man ein ordentliches Plätzchen gefunden hat vergeht Zeit, und es ist schon fast dunkel.

Also schnell die Lebend-Lichtfalle an eine halbwegs erreichbare Stelle bei einer Brachfläche gehängt und weiter. Mittlerweile ist es reichlich frisch und außerdem zieht Kaltluft den Hang hinunter – viel schlechter können die Bedingungen eigentlich nicht werden. An der Kapelle oberhalb des verschlafenen Weindörfchens Pommern finde ich einen halbwegs geschützten Platz hinter einer Buchsbaumhecke, rasch den Leuchtturm aufgebaut, die Köderschnüre in die Hecke verteilt, der Mond steht schon hell am blanken Himmel. Zuhause in Haan könnte man das jetzt komplett vergessen, mangels Anflug.

Aber ich bin nicht im Niederbergischen, sondern an der Mosel! Kaum hängen die Köder, kommen die ersten Falter, angelockt vom billigen Glühwein. Und das in einer Weinlage, in der seit Jahrtausenden bester Riesling wächst! Am Licht finden sich die ersten Geometriden ein, und auch in den Hecken belebt es sich: Obwohl die Schlehen rundherum noch völlig geschlossene Knospen haben, sitzen die Büsche voll mit Männchen des Schlehenheckenspanners Aleucis distinctata, und an der Wand der Kapelle sitzt die erste Buchenmotte (Diurnea fagella). Nach zwei Stunden stehen 15 Großschmetterlingsarten auf dem Zettel, nicht ganz schlecht. So richtig tolle Arten waren heute nicht dabei, das beste war noch die Raupe von Arctia villica, die an der Wand der Kapelle hochkroch. Mittlerweile bin ich aber völlig durchgefrorenen, das Thermometer steht auf 4° C, also Schluß für heute!

Erst auf der Hauptstraße fällt es mir wieder ein: Die Lichtfalle! Also noch mal hoch in die Weinberge, diesmal auf der anderen Seite des Orts. Dort ist es zwar genauso kalt, aber es geht wenigstens kein Wind. Beim ersten Blick in den Trichter der Lichtfalle dann wandelt sich die Laune in Sekundenschnelle. Dieses  Tier habe ich überhaupt noch nie gesehen! Eriogaster lanestris wird wegen der frühen Flugzeit zwar wahrscheinlich unterkartiert, aber trotzdem: der letzte Nachweis vom Frühlings-Wollafter von der Untermosel  liegt mehr als 30 Jahre zurück. Und im Fangsack dann der eigentliche Anlass für den Kurztrip: Valeria oleagina, die Olivgrüne Schmuckeule, eine weitere Rarität der einheimischen Schmetterlingsfauna.

Faunistik ist ja möglicherweise ein bescheuertes Hobby, wer sich zudem mit „Motten“ beschäftigt, der muss sich in Deutschland manchen Spott gefallen lassen. Aber drauf gepfiffen: Die zwei Stunden Heimfahrt mitten in der Nacht gehen flott vorbei, und auch am Morgen nach drei Stunden Schlaf schaut mir aus dem Spiegel ein fröhlicher Mottenfänger entgegen.


by the way:

•• Donnerstag, 5.4.2018, 19.00 bis ca. 21.30, Treffen in den Entomologischen Sammlungen Krefeld. Vortrag von Monika Weithmann: „Drei Jahre Lichtfang in Pommern an der Mosel – Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse nachgewiesener Schmetterlinge (Lepidoptera).

Veröffentlicht 28. März 2018 von Armin Dahl in Auf Tour, Eulenfalter, Lebensräume, Mosel, Spinner

Impressionen der Mosel – Exkursion   1 comment

Vom 15.07. bis zum 18.07. hat wieder unsere „Fortbildung“ in kleiner Runde an der Mosel stattgefunden. Hier einige Impressionen (Bild anklicken).

Veröffentlicht 19. Juli 2016 von Tim Laußmann in Arten / Listen, Mosel

Herbstliche Mosel-Fortbildung   2 comments

Nahe, Mittelrhein und Mosel sind die richtigen Regionen zum Üben, was denn nördlich der Mittelgebirge zu erwarten wäre, wenn der versprochene Klimawandel sich dann endlich in der Falterfauna des Rheinlandes zeigen sollte.
Die Rebhänge mit dem hohen Angebot von Rohboden in exponierten Steillagen, die Felsen, dazu der Fluss als Wärmespeicher: Auch wenns überall drumherum nicht so richtig doll ist, ein Ausflug in die Weinbauregionen lohnt sich eigentlich immer. Dort finden sich inselartig die Relikte der wärmeliebende Fauna, hier gibts verschobene, an Südeuropa erinnernde Generationsfolgen. Und abgesehen davon sieht die Landschaft einfach Klasse aus!

Am Wochenende wars mal wieder so weit, die Mittelmosel ist ja seit ein paar Jahren ein Hauptziel unserer Aktivitäten, und die Spätherbst-Faunenliste hatte immer noch ein paar Lücken. Verbunden war das Ganze mit einem kurzen Einsatz in der Weinlese. Auch das war Fortbildung: Unglaublich wie heiß es in einem Steilhang an der Mosel Anfang Oktober werden kann, und was das für eine Schufterei ist, die Trauben dort zu ernten: Mein Respekt gilt jeder Flasche Wein die dort von den verbliebenen Winzern abgefüllt wird!
Als entomologisches Ergebnis des Wochenendes stehen ein paar neue interessante Fundstellen auf dem Zettel, und wie immer ein paar neue Arten fürs Meßtischblatt, das MTB 6008 Bernkastel-Kues spielt mit 676 Arten ja eh schon in der „Oberliga“. Hier schon mal die Artenliste von zwei kurzen Lichtfängen und der Mittagspause während der Weinlese.
Und ein paar Bilder von den Fundorten und ein paar Highlights vom Wochenende 3./4. Oktober 2015.

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Veröffentlicht 8. Oktober 2015 von Armin Dahl in Arten / Listen, Auf Tour, Lebensräume, Mosel

Traumziele für Moselfahrer   Leave a comment

Die Untermosel ist eines der attraktivsten Ziele für entomologische Aktivitäten, kurz vor der Mündung in den Rhein findet sich hier eine phantastische Biotopausstattung, schattige Schluchten und brüllend heiße Felsstandorte wechseln sich kleinräumig ab, zwischen Cochem und Koblenz fliegen daher eine ganze Anzahl von Spitzenarten wie zum Beispiel der Apollofalter. Dessen Flugzeit ist natürlich für das Jahr 2015 schon vorbei, aber wer sich für Nachtfalter begeistert verschmerzt die lange Anfahrt leicht und kommt unausgeschlafen nach Hause.
Einer der markantesten Flugplätze ist dabei die Rabenlay bei Hatzenport, eine kleine, aber exakt nach Süden ausgerichtete Felssteilwand die den Vorteil hat, dass man von oben bis auf wenige Meter an die Hangkante hinfahren kann. Wer Lust hat kann natürlich auch hochlaufen, der Wanderweg von Hatzenport ist einer der sieben Traumpfade an der Mosel. Und traumhaft ist auch die Fauna, das liegt zum einen am Weinbauklima im Regenschatten der Mittelgebirge, zum anderen aber auch an der Vegetation: Hier wächst zum Beispiel an den heißesten, trockenen Steillagen der Felsenahorn (Acer monspessulanus), wie der Name vermuten lässt sonst eine Pflanze der Südalpen.  Die ganze Pflanzengesellschaft nennt sich Felsenahorn-Traubeneichen-Wald, und hält auch im Sommer die barbarische Hitze an den Oberhängen des Moseltals aus. Und hier leben einige der Raritäten der Moselfauna, zum Beispiel aus der Gattung Cyclophora, die jetzt in der zweiten Generation fliegen.

Veröffentlicht 4. August 2015 von Armin Dahl in Auf Tour, Lebensräume, Mosel, Spanner

Mosel-Nachlese: Brenthis daphne – Brombeer – Perlmuttfalter   Leave a comment

Brenthis daphne  - Brombeer-Perlmuttfalter Oberseite 23.05.2015 Starkenburg (Mosel), Foto: Tim Laußmann

Brenthis daphne – Brombeer-Perlmuttfalter, 23.05.2015 Starkenburg (Mosel), Foto: Tim Laußmann

Bei unserer jährlichen Mosel- Exkursion ist uns eine Edelfalterraupe auf Brombeere aufgefallen. Die Brombeeren wuchsen unterhalb eines Felsens mit etwas Schutt und Geröll in den Weinbergen  von Starkenburg (Mosel). Schnell war die Raupe als Brenthis daphne identifiziert. Der Brombeer – Perlmuttfalter breitet sich in den letzten Jahren von Süden kommend aus. Inzwischen ist der Falter an der Mosel etabliert – vielleicht bald auch bei uns? Brombeeren gibt es ja reichlich – vor allem auf aufgegebenen Bahnanlagen. Nachdem die Raupe eine weitere Woche an Brombeere aufgezogen wurde, hatte sie sich verpuppt und heute – nach ca. 2 Wochen Puppenruhe – den Falter entlassen. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie dieselbe genetische Information solch verschiedene Formen (Raupe-Puppe-Falter) hervorbringen kann. Man beachte auch die metallisch glänzenden Dornen an der Puppe. Das Bild von der Unterseite ist aus Sicherheitsgründen (Fluchtgefahr) in unserer verdunkelten Abstellkammer entstanden – der grüne Hintergrund ist ein Frühstücksbrettchen – wer hätte das gedacht? Draußen bei voller Sonne hat der Falter zu einem letzten Foto die Flügel ausgebreitet und dann rasch das Weite gesucht – da half auch das bereitgelegte Netz nicht mehr…

Brenthis daphne  - Brombeer-Perlmuttfalter Puppe 06.06.2015 e.l. Starkenburg (Mosel), Foto: Tim Laußmann

Brenthis daphne – Brombeer-Perlmuttfalter Puppe, 06.06.2015 e.l. Starkenburg (Mosel), Foto: Tim Laußmann

Brenthis daphne  - Brombeer-Perlmuttfalter Unterseite 13.06.2015 e.l. Starkenburg (Mosel), Foto: Tim Laußmann

Brenthis daphne – Brombeer-Perlmuttfalter Unterseite, 13.06.2015 e.l. Starkenburg (Mosel), Foto: Tim Laußmann

Brenthis daphne  - Brombeer-Perlmuttfalter Oberseite 13.06.2015 e.l. Starkenburg (Mosel), Foto: Tim Laußmann

Brenthis daphne – Brombeer-Perlmuttfalter Oberseite, 13.06.2015 e.l. Starkenburg (Mosel), Foto: Tim Laußmann

Veröffentlicht 14. Juni 2015 von Tim Laußmann in Mosel, Tagfalter

Bärenstarke Mosel-Spätlese von 2014   2 comments

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Epatolmis luctifera ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) – Kaiserbär. Ex larva Reil / Mosel 20. Juni 2014 (Foto: Armin Dahl)

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Epatolmis luctifera ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) – Kaiserbär. Ex larva Reil / Mosel 20. Juni 2014 (Foto: Armin Dahl)

Im Juni 2014 waren wir zum ersten Mal an der Mittelmosel zum Lichtfang im Mullay-Hofberg / Pfefferberg bei Reil, dort hat das Weingut Melsheimer einen großen zusammenhängenden Wingert, der seit vielen Jahren ökologisch bewitschaftet wird.

Herbizidfreie, kräuterreiche Hänge mit reichlich Felsen, Rohboden und Sonne sind optimale Bedingungen für eine hohe Artenzahl an Schmetterlingen. Und mal ganz abgesehen von den über 160 Arten Groß- und Kleinschmetterlinge, die nach einer durchgearbeiteten Lichtfang-Nacht auf dem Zettel standen, bietet diese Lage mit dem Moselpanorama eine phantastische Kulisse für einen schönen Leuchtabend.

Eine ziemlich unscheinbare Bärenraupe hatte ich seinerzeit mit nach Hause genommen, von der es leider kein Foto gibt. Im Protokoll als die häufige Spilosoma lubricipeda mit einem „? – Zucht AD“ markiert, verpuppte sich das Tier brav und lag seitdem in meinem Schuppen in einer Plastikdose. Heute saß darin der geschlüpfte Falter, und Hurra, von wegen lubricipeda: Epatolmis luctifera – Kaiserbär!
Die Art ist eine der größten Raritäten der einheimischen Tierwelt und aktuelle Nachweise – soweit bekannt – gibt es nur von der Mittelmosel.

Mullay-Hofberg

Blick vom Dörfchen Burg über die Mosel auf dem Mullay-Hofberg in Reil. Im Bild oben links erkennt man den Landal-Ferienpark auf dem Mont Royal (Kröv). 30. Mai 2013 (Foto: Armin Dahl)

Veröffentlicht 30. Mai 2015 von Armin Dahl in Auf Tour, Mosel, Spinner

Kleine Mosel-Weiterbildung   Leave a comment

Die Mittelmosel hat´s einigen von uns angetan, und dort kann man sich anschauen, was denn alles auf das Niederbergische zugeflogen kommt, wenn, ja wenn der Klimawandel sich bei den Schmetterlingen denn mal zeigt.
Der Spanner Idaea ochrata ist tagaktiv und wurde in einem trockenen blütenreichen Magerstandort aufgescheucht. Die beiden Eulenfalter gehören zu den Mosel-Highlights, die habe ich beim Kurztrip am Wochenende ohne große Anstrengung im Hausgarten unterhalb der Weinberge geleuchtet. Erstaunlich finde ich die Nachweise von Synanthedon vespiformis. Die Art hat offenbar eine extrem lange Flugzeit, flog in Duisburg schon Ende Mai!

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Idaea ochrata (SCOPOLI, 1763) – Ockerfarbiger Steppenheiden-Zwergspanner, Traben-Trarbach, Montroyal , 3. August 2013 (Foto: Armin Dahl)

 Dichagyris candelisequa ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) - Südliche Felsflur-Erdeule. Traben, Hausgarten, 3. August 2013, (Foto: Armin Dahl)

Dichagyris candelisequa ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) – Südliche Felsflur-Erdeule. Traben-Trarbach, Hausgarten, 3. August 2013, (Foto: Armin Dahl)

 Epilecta linogrisea ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) - Silbergraue Bandeule

Epilecta linogrisea ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) – Silbergraue Bandeule, Traben-Trarbach, Hausgarten, 4. August 2013, (Foto: Armin Dahl)

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Synanthedon vespiformis (LINNAEUS, 1761) – Wespen-Glasflügler, Starkenburg, Moselhöhenweg, Eichenwald, an Pheromon SYVE, 4. August 2013, (Foto: Armin Dahl).

Veröffentlicht 6. August 2013 von Armin Dahl in Arten / Listen, Eulenfalter, Glasflügler, Mosel, Phänologie, Spanner

Import von der Mosel: Blaukopf   Leave a comment

Diloba caeruleocephala, ex Larva Kröv / Mosel 5/2012, 13. September 2012 (Foto: Armin Dahl)

Diloba caeruleocephala, ex Larva Kröv / Mosel 5/2012, 13. September 2012 (Foto: Armin Dahl)

Im Mai war bei der Mittelmosel-Exkursion die Raupe vom Blaukopf überall an den Schlehenbüschen zu finden, und natürlich habe ich mir ein paar davon mitgenommen. Schließlich ist die Art hier im Niederbergischen schon seit etlichen Jahren nicht mehr festgestellt worden. Der letzte Nachweis einer Raupe stammt vom Bahnhof Alter Schee in Sprockhövel MTB:4609,3, vom 17. Mai 1998.
Jetzt wäre dann also die Zeit gekommen, dort mal wieder nach den Faltern zu fahnden, denn soeben ist in meinem Schlupkasten eine der Puppen von der Mosel ausgeschlüpftlt. Wie der Falter in der Roten Liste NRW an die Einstufung „nicht gefährdet“ kommt ist mir ein Rätsel.

Veröffentlicht 13. September 2012 von Armin Dahl in Eulenfalter, Mosel

Vorexkursion Mosel   Leave a comment

Plagodis dolabraria (LINNAEUS, 1767) - Hobelspanner, D-RLP Traben/Mosel, 22.4.2011 (Foto: Dahl). Da

Plagodis dolabraria (LINNAEUS, 1767) - Hobelspanner, D-RLP Traben/Mosel, 22.4.2011 (Foto: Dahl). Da

Nur mal so zum Appetitanregen:  Gestern beim Waldspaziergang auf der Suche noch ordentlichen Lichtfangplätzen an der Mosel in Traben-Trarbach ging mir dieser Bursche ins Netz, der zwar hier im Niederbergischen auf den alten Listen steht, den ich jedoch persönlich vorher noch nie gesehen hatte: Plagodis dolabraria – Hobelspanner


Veröffentlicht 24. April 2011 von Armin Dahl in Auf Tour, Mosel

Großer Fuchs an der Mosel   Leave a comment

Großer Fuchs, D-RLP-Starkenburg, 20. März 2011 (Foto: Armin Dahl)

Großer Fuchs, D-RLP-Starkenburg, 20. März 2011 (Foto: Armin Dahl)

gesehen gestern bei strahlendem Wetter, bei einem kleinen Ausflug auf einen Höhenweg an der Mittelmosel, zwischen Starkenburg und dem Weindörfchen Enkirch. Ob hier der Apollofalter noch fliegt? Die letzten Nachweise stammen aus den 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts.

Veröffentlicht 21. März 2011 von Armin Dahl in Auf Tour, Mosel, Phänologie