Archiv für die Kategorie ‘Mikros

Grüne Fliegende Edelsteine im Frühjahr   1 comment

Acer monspessulanum. Winningen 29. März 2023 (Foto: Armin Dahl

Es gibt so Tage im Frühjahr, da hält man es einfach nicht mehr aus als Nachtschmetterlingsmensch im falterarmen „Düsseldorfer Loch“. Da müssen einfach ein paar „ordentliche“ Arten auf den Zettel bzw. die Festplatte, und dabei wird – ist ja schließlich Hobby – auch Zeit und Sprit investiert. Wärmeliebende Spitzenarten will ich sehen, je bunter desto besser.

Also wird eine entsprechende Wetterlage abgepasst, eine möglichst milde Nacht ohne Wind, und dann nichts wie ab an die Mosel. Nach der Umstellung auf die Sommerzeit kann man Ende März dem irrsinnigen Feierabendverkehr rund um Köln halbwegs entgehen, dunkel wird es erst weit nach 20 Uhr, 130 Kilometer An- und Abfahrt, das geht noch gerade so.

Der nächste erreichbare Platz an den Moselhängen liegt in Winningen, das ist ein Möseldörfchen mit zweieinhalbtausend Enwohnern, hier wird seit über 1000 Jahren Weinbau betrieben. Im Wikipedia-Eintrag des Orts heißt der Tourismus noch „Fremdenverkehr“, damit der Fremde Verkehr nicht das beschauliche Dorfleben stört, hat man den gigantischen Felshang der Terassenmosel dort mit einer Autobahnbrücke verziert. Für den Entomologen hat das den Vorteil, dass man quasi einen Lichtfangplatz mit eigener Autobahnabfahrt hat: Der Rastplatz „Moselblick“ an der A61 liegt direkt an der Hangkante, die Aussicht über das Tal ist gigantisch.

Winningen Blumslay 29. März 2023. Am Oberhang des Moseltals blüht der Französische Ahorn (Foto: Armin Dahl)

Winningen ist zwar ein überschaubar spannendes Dorf, aber ein heißer Streifen für die Tier- und Pflanzenwelt, und deswegen bin ich ja hier! Wenige Meter hinter dem Rastplatz blühen Ende März die Ahornbäume, und nicht irgendwelche, sondern der Französische Ahorn – Acer monspessulanum. Der wissenschaftliche Name verweist auf das Städtchen Montpellier, das auf dem 43 Breitengrad und damit etwa 800 Kilometer entfernt, weit im Süden am Mittelmeer liegt. Der schöne, wärmeliebende Baum hat hier sozusagen das Ende der Fahnenstange erreicht, weiter nördlich als im Raum Koblenz gibt es keine bekannten natürlichen Vorkommen der Art. Aber die Pflanze, die bei Sommerdürre einfach mal die Blätter abwerfen kann, ist ein Gewinner des Klimawandels: A. monspessulanum wird mittlerweile an vielen Stellen als Straßenbaum angepflanzt.

Es dämmert schon, die Leuchtanlage ist in ein paar Minuten aufgebaut, das Notstromaggregat tuckert beruhigend, und dann heißt es warten. Aber nicht allzu lange, denn rasch füllt sich der Leuchtturm mit Faltern, die vom UV-Licht angezogen werden. Kätzcheneulen in Menge, bis auf die wärmeliebende Orthosia miniosa fliegen die alle auch vor meiner Haustüre schon. Ein kleiner Wickler, der wandert erst mal in ein Aufbewahrungsgefäß, bis zum Fototermin. Und dann ist sie plötzlich da, die Königin der Schlehenhecke: Valeria oleagina – Grüne Schmuckeule. Weiter nördlich in Rheinbrohl und im Ahrtal gibt es noch ein paar Nachweise, aber alle liegen schon mehr als 25 Jahre zurück. Auch diese Art sitzt an der Untermosel am „Ende der Fahnenstange“. Oder liegt es nur daran dass Ende März noch keiner der Kollegen zum Lichtfang ausrückt?

Valeria oleagina – Grüne Schmuckeule. Rote Liste Deutschland: stark gefährdet! Winningen, 29. März 2023 (Foto: Armin Dahl)

Jedenfalls hat sich der Abend gelohnt, vor allem weil nicht nur ein Tier von V. oleagina anfliegt, sondern am Ende ein halbes Dutzend beisammen sind. Die Grünen Edelsteine stehen unter Naturschutz und dürfen natürlich zurück in ihre Schlehenhecke.

Phaneta pauperana, Winningen, 29. März 2023. Auch der Graue Rosen-Blattwickler mag es lieber warm.

Nur eine kleine Flachleibmotte, die ihren Namen nicht verraten will, muss ihr Leben für die Wissenschaft lassen und landet in der Sammelbox.

Der kleine Wickler bekommt noch seinen Fototermin und wird als Phaneta pauperana bestimmt, von dem es in meinem englischen Mikro-Bestimmungsbuch heißt: „flies on warm evenings…Habitat: Coastal cliffs…“. Na das passt, um Mitternacht sind es immer noch 14 Grad am Felsen über dem Fluss, beachtliche 26 Großschmetterlingsarten stehen auf der Liste, und der Fotograf macht sich auf den Weg nach Hause.

Veröffentlicht 30. März 2023 von Armin Dahl in Auf Tour, Eulenfalter, Klimawandel, Mikros, Mosel, Phänologie

Getaggt mit

Mottenkiste II: Nisthilfen für Echte Motten selbst bauen und gestalten   Leave a comment

Eine Blechdose, ein Stück Draht, ein Gazebeutel, ein paar Haare oder Federn, und Geduld. Viel mehr braucht es nicht, um neue Arten im eigenen Garten zu beobachten.

Nisthilfen für Wildbienen sind schnell gemacht. Man braucht ein Stück Holz, ein paar Bohrer unterschiedlicher Stärken, einen Platz zum Aufhängen, und wie von Zauberhand erscheint im Frühjahr und Sommer eine ganze Gilde von Wildbienen und parasitischen Wespen, besiedelt das Holz bzw. seine Bewohner und lässt sich problemlos beobachten. Das ist einfach, klappt auch mitten in der Stadt. Bienen haben eine gute Lobby, und Nistkästen für Vögel sind sowieso doof, man muss sich halt entscheiden ob man im Garten die Insekten (und Raupen!) fördern oder dezimieren will.

Vierfleck-Totholzmotte – Triaxomera fulvimitrella, Wuppertal, Marscheider Wald, 29. April 2015 (Foto: Armin Dahl)

Noch deutlich spannender als die Bienen sind die Echten Motten (Tineidae), von denen es in Deutschland ca. 70 verschiedene Arten gibt. Die meisten davon leben als Raupe und Falter gut versteckt. Die Raupen minieren in Pilzen oder morschem Holz, oder leben in Nisthöhlen von den eingetragenen Haaren und Federn („Vogelnestmotte, Taubenmotte“), mit denen die Vögel ihre Nester auspolstern. Auch Eulengewölle werden besiedelt, alte Korken („Weinmotte“) und andere zerfallende Pflanzenreste. Die Falter sind ziemlich klein, gehen nur selten an Licht und Köder, eher schon an verschiedene Pheromonpräparate.

Für diejenigen welche die Artenliste der Tiere aus ihrem Garten noch etwas erweitern wollen, hier mal ein Basteltipp der besonderen Art, den ich in einer Publikation von Erich BETTAG (1995) gefunden habe. Erich Bettag ist Pfälzisches Entomologie-Urgestein und nicht zu verwechseln mit Ernst Bettag, der den Bobby-Car erfunden hat. Hier der Text:

Gut bewährt hat sich dabei folgende, vom Verfasser seit Jahren ausprobierte Methode: In eine leere, vorher grün gefärbte Konservendose, wird ein getrocknetes Bisamfell locker gerollt an einem starken, festen Draht eingebunden. Der Draht wird dann durch ein kleines Loch im Boden hindurchgeführt. Das ganze wird kopfunter frei an einem Ast aufgehangen, über eine ganze Vegetationsperiode dort belassen und im Winter eingeholt. Das Fell wird von Tineiden und Coleopteren mit Eiern belegt. Im warmen Zimmer lassen sich dann die Tineidenraupen problemlos weiterzüchten. Diese Methode hat sich zum Nachweis mancher Tineidenarten in abgegrenzten Untersuchungsgebieten gut bewährt.

Wo kriegt man heutzutage ein Bisamfell her? Bevor Ihr jetzt anfangt am alten Pelzmantel der Gemahlin ein paar Streifen abzuschneiden: Das Anlocken der Tineiden geht wahrscheinlich auch mit anderem Material, Schafwolle, Pferdehaare, der Hund sollte auch mal wieder gekämmt werden, und die Ziegenledertasche aus Griechenland liegt auch schon seit Jahrzehnten nutzlos im Keller herum. Daraus kann man sich rasch etwas zusammenbasteln, was für die Echten Motten attraktiv ist.

Die oben erwähnten Coleopteren gehören übrigens zu den unangenehmen Tieren, die man in Insektenkästen und auch auf den Spannbrettern nicht haben will: Speckkäfer und Konsorten zerkrümeln auch heute noch erstaunlich rasch auch größere Sammlungen. Weshalb man regelmäßig mal die Sammelbehälter kontrollieren und das Mottenpapier erneuern sollte.

Ob man seine Motten-Blechdose wirklich grün anstreichen muss, das dürft Ihr selbst entscheiden. Der Behälter mit den ausschlüpfenden Motten kann in einem Gaze-Einkaufsbeutel ins Haus gebracht werden, die Beutel sind an der Obsttheke im Supermarkt für kleines Geld zu haben. Man kann natürlich auch für Mondpreise sogenannte Aerarien im Fachhandel kaufen. Die Behälter sollte man täglich auf geschlüpfte Motten kontrollieren. Und Vorsicht beim Fotografieren, am besten im Innenraum und die Fenster vorher zumachen: Echte Motten sind auch bei tiefen Temperaturen flugfähig und blitzschnell am Start.

Literatur:

BETTAG, E. (1995): Zur Biologie und Verbreitung seltener Tineidae und der Eule Hypenodes turfosalis Wocke, 1850 in Rheinhessen-Pfalz und an der Nahe (Lep., Tineidae et Noctuidae). Melanargia, 7 (4); 89-96 Leverkusen

BETTAG, E. (1996) unter Mitarbeit von K. BASTIAN: Verzeichnis der Klein-Schmetterlinge (Insec­ta: Lepidoptera) von Rheinhessen-Pfalz. Teil VII: Tineidae (Echte Motten) – Mitt. POLLICHIA, 83: 177-202, Bad Dürkheim

Veröffentlicht 1. März 2023 von Armin Dahl in Arten / Listen, Lebensräume, Mikros

Mottenkiste: „Wie Sie sehen, sehen Sie nichts…“   1 comment

„… und warum Sie nichts sehen, das werden Sie gleich sehen“. Der Spruch stammt vom legendären Fernseh-Quizmaster Hans-Joachim Kuhlenkampff, aus einer fernen Zeit, als am Samstagabend noch alle vor der Glotze saßen und EWG schauten, und das iphone noch nicht mal angedacht war. Medien-Mottenkiste sozusagen, aber der Spruch fiel mir gestern spontan wieder ein, beim Spaziergang am Unterbacher See im Süden Düsseldorfs.

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Nemapogon clematella, Fraßspur an Hasel bzw. Hypoxylon spec.,  Düsseldorf, Unterbacher See 24. Februar 2023 (Foto: Dahl)

Beim ersten hinschauen sah ich nämlich erst mal gar nichts, nur ein paar schwarze Punkte auf einem morschen Haselnussstecken. Also näher ran, und da war sie dann, die Fraßspur der Erlengebüschmotte Nemapogon clematella. Der Kollege mit den Adleraugen hatte sie als erster entdeckt und stieß ein begeistertes „na geht doch!“ aus, übersetzt heißt das so viel wie: Endlich mal wieder eine neue Mottenart auf der Liste! Und eine Art mehr für den Düsseldorfer #Bioblitz.

Eine Echte Motte (Familie Tineidae), aber keine von denen, deren Raupen einem Löcher in die Strickpullover fressen. Nemapogon clematella lebt als Larve unter der Rinde von verpilzten Erlen- und Haselstämmchen, und ernährt sich von Schlauchpilzen der Gattung Hypoxylon. Und zwar lebt sie unter der Rinde, weshalb man erst mal gar nichts sieht, siehe oben. Kot und Holzgenagsel werden aber irgendwie nach draußen geschafft, und das ergibt ganz typische Fraßspuren, aus hellen und dunklen Krümelchen, angeblich unverwechselbar.

Die handelsüblichen Bestimmungs-Apps von observation.org und inaturalist erkennen – Stand Februar 2023 – auf dem Bild erst mal nur die Pilzgattung Hypoxylon, immerhin. Aber das kann sich rasch ändern, wenn Ihr beim Spazierengehen im Spätwinter ein wenig im Gebüsch herumstöbert und nach den Pilzen Ausschau haltet. Und die Spuren mit Fotos meldet, natürlich. Das Tierchen selbst fliegt ab Mai, und wenn man die Spur der Raupe im Frühjahr mit dem Holz eingesammelt hat, kann man sie wahrscheinlich leicht daraus erbrüten.

Aber vorerst sieht man – nichts!

Veröffentlicht 25. Februar 2023 von Armin Dahl in Arten / Listen, Mikros, Phänologie, Raupen

Raupensuche in Blütenständen der Karde   1 comment

Die Vegetation hat seit Anfang März 2021 eine Atempause eingelegt, ein stabiles Hochdruckgebiet mit Kaltlufteinbruch, Ostwind mit Nachtfrost, ein paar Kornelkirschen und Salweiden blühen, und an warmen Stellen wagen sich einzelne Blüten von Kirschpflaumen und Schlehen heraus. Kätzcheneulen fliegen noch spärlich, Lichtfänge mit Mütze und Handschuhen machen keinen rechten Spass. Hier mal eine einfache Übung für die Zeit, bis es draußen so richtig losgeht mit den Nachtfaltern.

In den Blütenköpfen der Karde (Dipsacus fullonum) leben bei uns zwei Wickler-Arten, die relativ leicht zu finden sind: Endothenia gentianeana und E. marginana. Die Falter lassen sich im Feld nicht unterscheiden, bei den Raupen ist das sehr viel einfacher, und der Vorfrühling ist für die Suche eine gute Zeit.

Karden wachsen auf Schuttplätzen und in Ruderalfluren, wer sich die Pflanze in den Garten holt, bekommt einen fantastischen Insektenmagneten, der Bienen, Wespen und Schmetterlinge magisch anzieht. Als Kinder haben wir seinerzeit die trockenen Blütenköpfe gesammelt und mit Goldlack angesprüht, als Weihnachtsdekoration. Heute steht da allerdings eher das entomologische Interesse im Vordergrund.

Hat man sich einmal überwunden die pieksigen trockenen Blütenstände der Karde auseinanderzunehmen, sieht man sofort, ob der Blütenkopf bewohnt oder nicht. Der normalerweise hohle Blütenboden ist dann voller Kotkrümel, die Raupe meist direkt zu erkennen, oder sie sitzt im angrenzenden obersten Stengelabschnitt. Rosafarbene Raupen mit schwarzer Afterplatte sollten zu Endothenia marginana gehören, eher weißliche Raupen ohne Afterplatte zu Endothenia gentianeana.

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Die Raupen von Endothenia gentianaeana leben nach Literaturangaben übrigens nicht nur in der Karde, sondern auch in Enzian und Wegerich. Am einfachsten zu finden sind sie jedoch in den alten Kardenblüten im zeitigen Frühjahr. Auf Neudeutsch ist das eine relativ leichte Challenge.

Viel Erfolg!

 

Veröffentlicht 21. März 2021 von Armin Dahl in Mikros, Raupen

Die Mikros machen den Unterschied   Leave a comment

Ein Abend nach dem Ende der April-Dürre 2020, nach den ersten Schauern, dazu in einem schönen ehemaligen Kalksteinbruch, halbwegs warm, mit reichlich Licht. Und dann das: Praktisch Null Anflug! Nach einer Stunde Lichtfang magere fünf Arten auf dem Zettel, beziehungsweise im Kopf, einen Zettel braucht man dafür nicht.
Auch nach 15 Jahren Lichtfang erlebe ich immer wieder negative Überraschungen, was die Erwartungen zu den Falterzahlen bei bestimmten Wetterlagen angeht. Liegts am Mond, am Niederschlag, am Luftdruck, was auch immer: An manchen Tagen steht man sich einfach die Beine in den Bauch, und an den Lampen tut sich praktisch nichts!

Nach drei Stunden ging der Anflug wenigstens ein bisschen los, am Ende waren es dann immerhin über 25 Arten, inklusive Kleinschmetterklinge versteht sich. Ein Skandal bei vier Leuchttürmen plus Lichtfalle. Bei den Mikros lohnt es sich allerdings immer mal wieder, genau hinzuschauen: Von der kleinen, goldglänzenden Faulholzmotte Crassa tinctella gab es aus dem Niederbergischen bisher keinen Nachweis. Im Unterschied zur ähnlichen, aber später fliegenden Crassa unitella sitzt die C. tinctella mit dem Abdomen nach unten, Kopf und Thorax sind gleichfarbig goldgelb (unitella: Kopf orange).

Crassa tinctella: Haan, Grube 10, 28. April 2020 (Foto: Armin Dahl)

Alle Beobachtungen aus der Grube 10 vom gestrigen Abend findet ihr unter https://observation.org/gebied/view/259533

Veröffentlicht 29. April 2020 von Armin Dahl in Arten / Listen, Mikros

Neuigkeiten aus der Ohligser Heide   2 comments

Der April 2020 wird wahrscheinlich in die Geschichte eingehen als Monat mit sehr vielen außergewöhnlichen Beobachtungen

Sei es aufgrund des fantastischen Frühsommer-Wetters oder wegen der hohen Beobachter-Aktivität, bedingt durch die Corona-Pandemie, die die Leute in die Wälder oder in ihre eigenen Gärten treibt.

Gerade mal vier Kilometer Luftlinie  trennen meinen Garten vom gestrigen Leuchtplatz in der Ohligser Heide, und man sollte meinen, dass wir die Umgebung in den vergangenen 15 Jahren ausreichend beackert haben. Aber immer wieder wird man von Neufunden überrascht, das ist ja ein Teil des Spaßes bei der Beschäftigung mit den Schmetterlingen und Motten. Die „Großen Brocken“ wie Nagelfleck und Nachtpfauenauge sind immer ein Ereignis. Besonders schön ist es aber, wenn man lebensraumtypische (Heide-)Arten findet, die seit langem nicht mehr beobachtet wurden. Im speziellen Fall mal wieder ein Mikro, Ancylis uncella, zuletzt von Biesenbaum 1969 aus der Region gemeldet.

Hier ein paar Falter vom gestrigen Abend, die Handyfotos sind von mäßiger Qualität, aber die Kamera lag leider zu Hause…

 

 

Veröffentlicht 17. April 2020 von Armin Dahl in Arten / Listen, Lebensräume, Mikros, Spinner

Hurra! wir leben noch   5 comments


„Wie stark ist der Mensch? Wie stark?
In der Not hilft weder Zorn, noch lamentieren.
Wer aus lauter Wut verzagt und nichts mehr tut,
Der wird verlieren.“

Wenn Tim Laußmann in diesem Blog anfängt, den Papst zu zitieren, dann wirds richtig ernst! Da  möchte ich nicht zurückstehen und empfehle Euch heute die italienische Sängerin Milva, Jahrgang 1939, die  – mal abgesehen von dem eingebetteten Video – seinerzeit mit Mikis Theodorakis und Astor Piazolla  auch wirklich gute Musik gemacht hat.

Wer nichts mehr tut, der wird verlieren: Unter dieses Motto kann man vielleicht die kommenden Wochen stellen, in denen alle Veranstaltungen und Exkursionen wegen der Corona-Epidemie abgesagt sind, und viele von Euch zu Hause sitzen. Die Decke fällt einem auf den Kopf, und draußen ist es auch noch eisekalt, die Schönwetterperiode im März 2020 hat erst mal ein Ende gefunden. Jetzt kommt die politisch völlig unkorrekte, aber auch vom Deutschen Wetterdienst verwendete „Russenpeitsche“ mit arktischer Kaltluft. Zeit also die vielen Bilder zu sortieren, nachzubestimmen, oder sich im Internet ein wenig umzusehen.

Zum Beispiel im Portal observation.org, das mittlerweile für alle Bundesländer eigene Unterseiten hat. So finden sich zum Beispiel in nrw.observation.org über 44.000 Tagfalterbeobachtungen aus Nordrhein-Westfalen. Darunter sind alleine im Frühjahr 2020 über 70! Beobachtungen vom Großen Fuchs, der damit zwischen Emsland und Eifel deutlich häufiger beobachtet wurde als der Kleine Fuchs (13 Beobachtungen).

Woran das liegt kann vorerst niemand sicher erklären, C-Falter, Waldbrettspiel, Landkärtchen hatten alle schon mal schlechte Zeiten mit wenigen Nachweisen, das Kleine Wiesenvögelchen und der Mauerfuchs scheinen sich in der Region gaaanz langsam zu erholen. Der Große Fuchs war jahrzehntelang verschwunden und ist heute wieder zurück, den Scheckenfaltern wie Melitaea cinxia ist das bisher nicht gelungen. Die Vorkommen vom Kleinen Fuchs machen in den vergangenen Jahren starke Häufigkeitsschwankungen durch, jedenfalls in unserer Region. In der Eifel kann das Ganze schon wieder völlig anders aussehen, dort ist der Kleine Fuchs nach meiner Einschätzung stetiger und häufiger – die langfristigen Bestandsschwankungen vieler Tagfalterarten bleiben ein Mysterium.

Zum Abschluss aber noch ein Bild aus Wuppertal, von der Gleisbrache in Vohwinkel, wo vor 16 (!) Jahren am 17. April ein Weibchen von Saturnia pavonia ans Licht kam.. Ziemlich genau drei phänologische Wiochen früher, am 28. März 2020, saß dort wiederum ein Männnchen des Kleinen Nachtpfauenauges in der Pheromonfalle von Armin Radtke.

Veröffentlicht 29. März 2020 von Armin Dahl in Mikros, Phänologie, Spinner, Tagfalter

Wintersport: Minensuche am Feuerdorn   2 comments


Ein bisschen aus der Mode gekommen ist er, der Mittelmeer-Feuerdorn (Pyracantha coccinea). Zu meinen Kinderzeiten stand in jedem Vorgarten so ein Busch, bei uns zu Hause direkt neben dem Futterhäusschen für die Vögel. Und wenn die Amseln im Winter nichts mehr zu fressen hatten, dann kam der Tag an dem sie zuerst die Beeren am Ilex und danach die am Feuerdorn plünderten, dessen dekorative, erbsengroße orange Früchte als Notvorrat dienten.  Bei uns Kindern war der Feuerdorn nicht so beliebt: Wer da beim Spielen hineinfiel hatte länger etwas davon, der Busch trägt wie etliche andere Rosengewächse eine tückische Bewaffnung aus Sprossdornen, ähnlich wie Weißdorn und Schlehen.

In der Haaner Innenstadt stehen an ein paar Stellen noch Feuerdorne, meist neben Parkplätzen, wahrscheinlich als Sichtschutz und damit die Menschen nicht durch die Hecke laufen, siehe oben. Einer der Büsche direkt an der Hauptstraße war heute das Ziel meiner Suche, die ganze 10 Sekunden dauerte. Schon beim ersten Hingucken sprangen sie mir ins Auge, die pergamentartigen Minen auf der Blattoberseite der Blätter, und in drei Minuten hatte ich ca. 20 Stück davon in einem einzigen Busch entdeckt: Phyllonorycter leucographella, die Feuerdorn-Faltenminiermotte, ist hier herum offenbar ziemlich häufig.

Und wie bei Blattminierern so üblich, sind die Kenntnisse über die Verbreitung in Deutschland rudimentär, kaum jemand beschäftigt sich mit diesen Winzlingen, was es zu ändern gilt. Die Minen von P. leucographella finden sich im Winter am (immergrünen!) Feuerdorn, im Sommer auch an anderen  Rosengewächsen. Die Raupe lebt zwischen Blattober- und Unterseite, späte Stadien tragen auffallende dunkle Schilder auf der Rückseite. Die Mine befindet sich auf der Blattoberseite und ist von unten kaum zu erkennen.
Mit 7-8 Millimetern Spannweite ist der Falter etwa so dick wie eine Stecknadel, winzig aber wunderschön rehbraun mit weißen Streifen gezeichnet (griechisch Λευκός leucos = weiß, γραφή graphe = Schrift).

Die Art bildet offenbar zwei Generationen aus und eine ausgedehnte Flugzeit. Der Typenfundort liegt in Montenegro, der Erstnachweis für Deutschland erfolgte 1983, die Art hat sich hier wohl mit dem Zierpflanzenbau ausgebreitet. Ich wünsche viel Spaß bei der Suche!

Veröffentlicht 17. Januar 2020 von Armin Dahl in Blattminierer, Mikros

Sergeant-Major am Schneckenklee: Grapholita compositella   1 comment

Kleewickler Grapholita compositella, Haan, 1. Mai 2019 (Foto: Armin Dahl)

Ein winziges Stäubchen, das in hohem Tempo in einer im Vorjahr eingesäten Wiese herumsaust und sich trotz der geringen Größe nur im Sprintmodus einfangen lässt: Noch vor wenigen Jahren hätte ich dieses Tierchen einfach ignoriert, einer von vielen Mikros halt.

Heute weiss ich allerdings daß die „Mikros“ zum einen deutlich bunter oder auffälliger gezeichnet sind als die größeren „Makros“ unter den Motten. Und ausserdem sind viele Arten pflanzenspezifisch: Blattwickler, Miniermotten und andere leben oft nur an einer einzigen Pflanzenart oder -gattung, und man kann aus ihrem Vorkommen Rückschlüsse auf die Lebensräume ziehen.

Also musste das kaum erkennbare Tierchen doch noch zum Fototermin eingeladen werden, und erst dabei kam die wunderschöne Zeichnung zum Vorschein.

Grapholita compositella trägt auf dem Rücken vier auffällige Querstreifen, und hat deshalb von den Nachbarn aus den Niederlanden den einprägsamen Namen Sergeant-majoortje“ bekommen: Der Sergeant-Major, im Deutschen würde man ihn etwa mit „Oberstabsfeldwebel “ übersetzen, ist beim Militär der höchste Dienstrang der Unteroffiziere und hat als Rangabzeichen auf den Schulterklappen die vier angesprochenen Querstreifen.

Es gibt nur einen Dienstgrad der noch mehr Streifen auf den Klappen trägt, fünf Schrägbalken in Form der belgischen Kartoffelstäbchen hat der „Oberstabsgefreite“, der deshalb schon zu meiner Bundeswehrzeit als „Pommes-General“ verspottet wurde. Oberstabsgefreite bei der Marine haben zusätzliche Streifen, und deshalb den Spitznamen „Nato-Zebra“. Aber das nur nebenbei, hier geht es ja nicht um Säugetiere.

Grapholita compositella fliegt nach SCHÜTZE als Falter in zwei Generationen von April bis August: Die Raupe lebt zwischen den Gipfelblättern von Medicago sativa (Schneckenklee) versponnen, im Lepiforum gibt es auch etliche Bilder mit Befallspuren von Rotklee (Trifolium pratense). In Nordrhein-Westfalen gibt es nur relativ wenige Nachweise, was an der mangelnden Durchforschung liegen dürfte: In den Niederlanden ist der Falter flächendeckend verbreitet.

 

 

Veröffentlicht 4. Mai 2019 von Armin Dahl in Arten / Listen, Mikros

Bergische Heideterrasse zwischen Friedhof, Autobahn und Deponie   Leave a comment

Die Planung für die Feldsaison 2019 läuft! Heute habe ich mir einen kleinen Auslüfte-Spaziergang gegönnt, in eine Ecke des Kreises Mettmann, in die man normalerweise freiwillig keinen Fuß setzt.
Auf dem Luftbild ist zwischen Rhein und Wupper im Raum Monheim-Leichlingen fast nur Siedlungsbrei zu erkennen, hier geht auch gewerbetechnisch voll die Post ab. Das Gelände ist eben, Autobahnen und Bahnstrecken reichlich vorhanden, und Städte wie Monheim laden mit niedrigen Steuern zum Flächenfraß ein: Naturschutz findet hier nur auf winzigen Restflächen statt.
Der Kapeller Weg in Langenfeld endet am Kommunalfriedhof, immerhin ist hier ein wenig Wald übriggeblieben. Aber die Autobahnen A3 und A542 rauschen mächtig im Hintergrund, hier möchte ich jedenfalls nicht begraben sein. Im weiteren Verlauf heißt die Straße „An der Glashütte“, und hier muss er irgendwo sein, der klägliche Rest der „Leichlinger Sandberge„.
Die „Berge“ sind eigentlich nur ein paar ehemalige Dünen entlang des Rheins, mittlerweile ist fast alles ein Opfer der Baustoff- und Glasindustrie geworden. Dafür entstehen neue Berge: Trotz jahrzehntelanger Proteste der Initiative „Rettet die Sandberge“ wurde und wird in Langenfeld der zweite Bauabschnitt der Mülldeponie aufgebaut, bis 2030 soll es dort noch weitergehen mit Verfüllen und Rekultivieren.

Immerhin ist im Zuge der Ausgleichsmaßnahmen ein kleiner Ersatzlebensraum entstanden, ein südostexponierter, sonniger Sandhang, dort hat die Zauneidechse ein kleines Refugium bekommen. Und dort finden sich vielleicht auch noch Reste der ehemaligen Schmetterlingsfauna der Sandberge, zum Beispiel der im STAMM (1981) beschriebene Rotrandbär Diacrisia sannio, der früher in der Region anscheinend verbreitet war. Hier mal eine Auswahl der im STAMM genannten (und bisher nicht edv-mäßig erfassten) Fundorte: Düsseldorf-Eller; Hildener Heide; Sandberge/Leichlingen; Wipperfürth; Ronsdorf; Radevormwald.

Momentan fliegt praktisch nichts, aber trotzdem gilt die Regel: Kein Spaziergang ohne Datensatz! Und auch der winterlich kahle Buchenwald am Spürklenberg liefert innerhalb weniger Sekunden ein erstes Ergebnis: Zimmermannia liebwerdella, die Buchenrinden-Zwergminiermotte, kommt hier reichlich vor. Dieses winzige Luftplankton habe ich als Falter zwar noch nie gesehen, aber ihre Minen verzieren die nach Süden zeigende Seite der Stämme, und der Fund liefert ein weiteres kleines Kästchen auf der Verbreitungskarte.

Minen von Zimmermannia liebwerdella (ZIMMERMANN, 1940), Langenfeld, Spürklenberg, 27. Dezember 2018 (Foto: Armin Dahl)

Minen von Zimmermannia liebwerdella (ZIMMERMANN, 1940), Langenfeld, Spürklenberg, 27. Dezember 2018 (Foto: Armin Dahl)

Veröffentlicht 28. Dezember 2018 von Armin Dahl in Auf Tour, Heideterrasse, Lebensräume, Mikros

Minensuche: Stigmella aceris und Stigmella ulmivora   Leave a comment

Nepticuliden (Zwergminiermotten) sind so ziemlich das mickrigste Kleinzeugs dass man sich vorstellen kann. Die Falter sind keine 2 Millimeter lang und echtes Luftplankton. Meinen höchsten Respekt haben die Menschen die es schaffen diese Tierchen auch noch sauber auf Nadeln zu präparieren und zu spannen. Das ist hohe Handwerkskunst!
Noch verrückter finde ich, dass diese kleinen Stäubchen komplette Vollinsekten sind, mit Flugapparat, Flügelschuppen, Fühlern, Strickleiternervensystem und allem was dazugehört. Da können sich die Maschinenbauer und Bioniker noch etwas abschauen, was die Miniaturisierung angeht!

Keine große Kunst ist der Nachweis dieser Arten im Herbst, über ihre Gangminen in verschiedenen Blättern der heimischen Laubgehölze. Über einige Arten, die man an Pappelblättern findet hat dankenswerter Weise schon Josef Bücker berichtet. Im Gefolge haben wir einige Nachweise zum Beispiel von Ectoedemia hannoverella bekommen, einer Art die im Tiefland ziemlich weit verbreitet zu sein scheint.
Häufig sind die Blattminen an den sogenannten „Fehlfarben“ im Herbstlaub zu erkennen sind: Wo die Raupe zwischen Blattober- und unterseite miniert hat, kann die Pflanze bei einsetzender Herbstfärbung den Blattfarbstoff Chlorophyll nicht mehr zurückziehen, es entsteht ein auffallen grüner Fleck auf den gelben Blättern.

Im folgenden mal zwei weitere Arten, deren Minen momentan leicht zu finden sind.

Stigmella aceris (Frey, 1857
Minen an Blättern von Spitzahorn und Feldahrn. Die Art bildet einen ziemlich langen, mehrere Zentimeter langen Gang, der oft einer Blattrippe folgt. Völlig abgefahren: Das glänzende Nepticuliden-Ei am Beginn des Fraßgangs, auf der Unterseite: Hier kommt meine Kamera an ihre Grenzen.


Stigmella ulmivora (Fologne, 1860)

An Blättern der Feld- und Bergulme, die zwar als blühender Baum sehr selten geworden ist, aber an vielen Stellen im Unterwuchs von Hecken und Feldgehölzen steht. Die Ulmen-Blätter sind am asymmetrischen Blattgrund leicht zu erkennen. Der englische Name „barred elm pigmy“ weist auf ein wesentliches Merkmal von S. ulmivora hin: Der Fraßgang wirkt durch den in dichtem Zickzack abgelegten Kot der Raupe gestreift, „barred“.

Veröffentlicht 29. Oktober 2018 von Armin Dahl in Mikros

Letzte Mohikaner und Minensuche   8 comments

Cupido argiades, Dormagen, Wahler Berg, 30 September 2018. (Foto: Armin Dahl)

Den ersten Kurzschwänzigen Bläuling habe ich in diesem Jahr am 6. Mai gesehen, auf der Wiese vor meinem Wohnzimmer in Haan. Den vorläufig letzten gestern, am 30 September 2018, in einem Ackerrandstreifen am Wahler Berg in Dormagen. Wieviele Generationen der Falter im Supersommer 2018 hinbekommen hat, kann ich zwar nicht abschätzen, aber ich schätze mal eher vier als drei. Das ganze Phänomen der Ausbreitung von Cupido argiades finde ich nach wie vor unfassbar, bedenkt man wie selten der Falter noch in den 90ern in Deutschland war.

Andere Arten kommen da nicht mit, warum zum Teufel profitiert das Kleine Wiesenvögelchen nicht vom Klimawandel? Obwohl ich vor der Haustür die schönste Magerwiese habe, muss ich immer fast bis an den Rhein fahren, wenn ich einen Falter der Art sehen will. C. pamphilus, der mal überall im Grünland häufig war, ist ganz offensichtlich nicht ausbreitungsstark genug, um die paar Kilometer Luftlinie von den Rheindeichen bis nach Haan zu expandieren. Auch C. pamphilus macht mindestens drei Generationen durch, und fliegt aktuell noch auf den rheinnahen Trockenwiesen, wo es noch keinen Reif oder Bodenfrost gab.

Übrigens: Wem langweilig ist, weil draußen nur noch wenige Arten fliegen, oder das Wetter schlecht wird, der kann ja bei den anderen Entwicklungsstadien noch eine Weile weitermachen: Momentan sind zum Beispiel die Minen von Parectopa robiniella zu finden, zumindest in den wärmeren Regionen am Rhein entlang:  Die Art hat ebenfalls eine rasante Ausbreitungsgeschichte hinter sich, hat in diesem Jahr anscheinend die kompletten Niederlande erobert.

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Veröffentlicht 1. Oktober 2018 von Armin Dahl in Mikros, Phänologie, Tagfalter

Nachtexkursion zur Naturschule Grund in Remscheid am 14. September 2018   2 comments

Mindestens einmal im Jahr treffen wir uns zum gemeinsamen „Leuchtabend“ an der Naturschule Grund.

Die alte Schule im Ortsteil Grund beherbergt die Umweltbildungsstation der Stadt Remscheid. Hier wird Wert auf Artenvielfalt gelegt: Das weitläufige Gelände bietet zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. So ist der angelegte Apothekengarten absolut sehenswert. Hier findet man Wildpflanzen genauso wie bekannte und in Vergessenheit geratene Nutz- und Zierpflanzen.

Diese Vielfalt macht sich natürlich auch bei den Schmetterlingen bemerkbar: Die meisten Arten sind als Raupe auf bestimmte Futterpflanzen angewiesen: Je mehr Pflanzenarten desto mehr Schmetterlingsarten. So zeigten sich am 14. September 2018 bei kühlen 15-18 Grad und leicht bedecktem Himmel über 40 Groß-und Kleinschmetterlingsarten an den „Köderschnüren“ und „Leuchttürmen“. Eine Zahl, die für die Jahreszeit, die Region und die eher kühle Ortslage in Remscheid bemerkenswert ist. Dem pädagogischen Leiter der Naturschule Grund, Jörg Liesendahl, gilt wie immer unser besonderer Dank!

Hier einige Bilder des Abends (Bitte anklicken!).

<< ———– Nachtrag von Armin —————->>

Und hier die ganze Artenliste

Micros

Tischeria ekebladella Mine 10 – an Eiche
Macrosaccus robiniella Mine 3 – an Robinie
Carcina quercana 10
Acleris rhombana 1
Acleris variegana 1
Hypsopygia costalis 1
Oncocera semirubella 2 – steht auf der Roten Liste Bergisches Land mit „1“ – vom Aussterben bedroht!
Crambus perlella 1
Cydalima perspectalis 2 – andlich auch in Remscheid angekommen!

Großschmetterlinge

Watsonalla binaria 2
Watsonalla cultraria 2
Drymonia obliterata 1 – zweite Generation!
Phragmatobia fuliginosa 1 -frischer Falter, dritte Generation?
Opisthograptis luteolata 3
Peribatodes rhomboidaria 3
Campaea margaritaria 2
Pungeleria capreolaria 1
Idaea aversata 5
Epirrhoe alternata 1
Camptogramma bilineata 1
Chloroclysta siterata 1
Dysstroma truncata 1
Thera britannica 3
Colostygia pectinataria 3
Gymnoscelis rufifasciata 1
Laspeyria flexula 5
Hypena proboscidalis 4
Rivula sericealis 3
Amphipyra pyramidea 7
Phlogophora meticulosa 1
Xanthia togata 1
Tiliacea aurago 1
Sunira circellaris 1
Agrochola litura 3
Conistra vaccinii 7
Ochropleura plecta 1
Noctua pronuba 8
Noctua comes 2
Noctua fimbriata 1
Noctua janthina 1
Xestia xanthographa 4

Oncocera semirubella: Die schwarzen Kästchen zeigen die aktuellen Nachweise seit 2001, das rote Kästchen markiert denMTB-Quadranten 4709,3 in dem Remscheid-Grund liegt.

„Bestes“ Ergebnis des Abends ist mit Sicherheit der Fund von Oncocera semirubella auf dem ehemaligen Sportplatz neben der Naturschule Grund. Der Falter hat sich in den letzten Jahren aus dem Tiefland bis ins kühle, regenreiche Remscheid vorgearbeitet und besiedelt jetzt offenbar auch das Bergische Land. Auf der Roten Liste Bergisches Land (SCHUMACHER et al. 2010) steht der Falter noch in Kategorie „1“ – vom Aussterben bedroht!

 

Veröffentlicht 15. September 2018 von Tim Laußmann in andere Insekten, Eulenfalter, Mikros

Blutmond oder das große Krabbeln am Wahler Berg   1 comment

Einbildung ist auch ne Bildung: Ich bilde mir ein dass wir hier im Niederbergischen eine ganz ordentlich funktionierende Truppe haben, was die Nachtfalter angeht. Immerhin springen hier etwa ein Dutzend Personen herum und schreiben alles auf was Schuppen auf den Flügeln hat, und das ist besser als in den meisten deutschen Landstrichen, in denen es nur weit versprengte Einzelkämpfer gibt.
Aber ab und zu stelle ich doch wieder fest, dass wir nur ein paar „Hansele“ sind, jedenfalls im Vergleich zu unseren Nachbarn, den Holländern. Die leuchten echt was weg, und zwar bei Groß- und Kleinschmetterlingen!

Anania perlucidalis (Hübner, [1809]), Dormagen, Wahler Berg, 27. Juli 2018 (Foto: Armin Dahl)

Ein Beispiel unter vielen: Der gestrige Leuchtabend am Wahler Berg in Dormagen war anstrengend, aber lohnend, die Temperaturen barbarisch (beim Abbau um 02.00 Uhr 25°C!), viele tausend Zuckmücken und winzige Staphyliniden und anderes winziges Ungeziefer kam zum Licht, dementsprechend juckte es einen ständig überall, und der Anflug bei den Nachtfaltern war nicht ganz schlecht. Wirklich neu für mich war aber nur eine Art, Anania perlucidalis (HÜBNER, [1809]), so etwas wie eine Kleinausgabe des Brennesselzünslers P. ruralis. Genau genommen ist auch das falsch, nur habe ich mich im Jahr 2010 beim Leuchtabend im Himmelgeister Rheinbogen noch nicht für Kleinschmetterlinge interessiert (zum Glück war damals Rudi Seliger als Mikro-Experte mit dabei und hat den Falter notiert).
Na ja, jedenfalls gibt es linksrheinisch ganze fünf (5!) Nachweise aus den letzten 30 Jahren auf unseren Verbreitungskarten, mit dem sechsten kann man schon mal angeben. Denkste!
Ein Blick in die Daten von Observation.org, und schon ist klar: Eine schöne Erfassungslücke haben wir da in Westdeutschland, und sonst nichts!

Anania perlucidalis in Belgien und den Niederlanden, Stand Juli 2018

Die Verbreitungskarte zeigt ein fast flächendeckendes Vorkommen in Holland und Belgien an, und aus 2018 sind alleine in den Niederlanden mehr als 40 Einträge drin. Felix Hollandia!

Das alles kann uns natürlich den herrlichen Leuchtabend nicht vermiesen, den wir im Zeichen der längsten totalen Mondfinsternis des Jahrhunderts angesetzt hatten. Etwa 70 Arten Großschmetterlinge, darunter mit der Spanischen Flagge mal wieder eine Art an der nördlichen Verbreitungsgrenze. Jede Menge Mikros, darunter sehr selten gemeldete Zünsler. Und wieder mehr als ein Dutzend Catocala sponsa.  Und tausende Mücken, Käferchen und sogar eine Großlibelle mitten in der Nacht, kein Wunder bei der Affenhitze.  Hier findet Ihr dei vorläufige Liste.

Die Mondfinsternis wäre uns allerdings um ein Haar entgangen: Der angekündigte „Blutmond“ war am hellen Himmel über Leverkusen und Köln kaum zu erkennen. Wer Himmelsbeobachtungen machen will sollte halt nicht parallel mit Quecksilberdampflampen hantieren. Das folgende perfekte Bild stammt deshalb auch vom Himmelsfotospezialisten Tim Laußmann.

 

Veröffentlicht 28. Juli 2018 von Armin Dahl in Arten / Listen, Eulenfalter, Mikros

Coleophora saponariella – Jetzt Seifenkraut überprüfen!   3 comments

Befallsspuren am Seifenkraut, Rheinwiese Nähe Rheinbrücke Krefeld, MTB 4605, 30 m, 15.06.2018; Foto: Willi Wiewel

Blühendes Seifenkraut, Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Duisburg-Mündelheim, Rheinwiese Nähe Rheinbrücke Krefeld, MTB 4605, 30 m, 15.06.2018; Foto: Willi Wiewel

Im vergangenen Jahr fand ich erstmalig in Nordrhein-Westfalen Raupensäcke am Gewöhnlichen Seifenkraut (Saponaria officinalis). Zunächst dachte ich, dass es wohl eine einmalige Sache sei. Doch dann fand ich in einem anderen Areal ebenso Raupensäcke an den Pflanzen des Seifenkrautes.
Bei Begehung der Rheinwiesen wurde ich jetzt wiederum fündig im Bereich eines weiteren Meßtischblatt. Deshalb glaube ich, dass der Seifenkraut-Miniersackträger Coleophora saponariella HEEGER, 1848 viel verbreiteter sein dürfte, die Art  wird wohl nur übersehen.
Das Seifenkraut steht zur Zeit zumindest hier in prächtiger Blüte und ist allein dadurch schon auffällig. Auch der Besatz mit Raupensäcken ist dann wahrscheinlich, wenn die Blätter des Krautes auf der Oberseite deutlich sichtbar weißfleckig sind. Die Raupensäcke sind dann an den Unterseiten der Blätter zu finden.
Vielleicht hilft dieser Beitrag, weitere Fundstellen nachweisen zu können.

Veröffentlicht 25. Juni 2018 von williwiewel2018 in Arten / Listen, Mikros