Archiv für die Kategorie ‘Auf Tour’
Der Mittelrhein nördlich von Koblenz bis zur Landesgrenze bei Unkel ist faunistisch ein Paradies, und mit dem Auto brauche ich von Haan aus dorthin gefühlt auch nicht länger als nach Wipperfürth. 85 Kilometer Luftlinie sind es nur von meiner Haustür bis zur Burg Hammerstein, der ältesten Burg des Mittelrheintales, und Daten aus dem Umfeld von Hammerstein und Leutesdorf sind praktisch keine vorhanden. Im Gegensatz zur Rheinbrohler Lay, einem schönen passabel erforschten Felsausguck zwei Kilometer weiter nördlich. Genau das richtige also für einen entspannenden Leuchtabend im Oktober, ganz faul mitten auf dem Weinbergsweg unterhalb der Burg.
Zielarten waren die typischen Fels- und Trockenwaldbewohner, bei dem warmen Wetter mit Südströmung waren auch noch späte Wanderfalter zu erwarten: Mosel und Mittelrhein sind immer für Überraschungen gut. Für die Graubraune Eicheneule Dichonia convergens hat es zwar dieses Mal nicht gereicht, aber beschweren will ich mich nicht: Nach drei Stunden schaute der Vollmond um die Ecke und lieferte ein phantasisches Nachtpanorama, die Artenliste war mit 20 Großschmetterlingsarten halbwegs ordentlich. Und der letzte Falter am Licht war natürlich mal wieder der Kracher, bezeichnenderweise saß er in der Lichtfalle mitten in den Weinbergen: Eublemma purpurina, das dürfe dann locker die dritte Generation in diesem Jahr sein.
Ein interessanter Fund anbei: Der Kleine Felsen-Bindenspanner – Coenotephria salicata, hier scheint die 2. Generation in trockenen Sommern die Flugzeit nach hinten zu verschieben, beschrieben ist das allerdings nur anhand von Material aus Südfrankreich. (EBERT Bd. 8: 324). In der „Baden-Württemberg-Fauna“ finden sich keine Okober-Daten von E. salicata. An der Mosel und am Mittelrhein sieht das offenbar schon ganz anders aus, von dort haben wir etliche Oktober-Funde in den Daten.
Und wie sich das für einen „goldenen“ Okober gehört, gab es auf der Heimfahrt noch einen kleinen Temperaturrekord: Im Raum Leverkusen/Langenfeld schrammte das Wetter nachts um 23.00 Uhr mit 18°C nur knapp an einer tropischen Nacht vorbei.
Blick von Burg Hammerstein auf Leutesdorf, 12. Oktober 2019 (Foto: Armin Dahl)
Eugnorisma glareosa, Hammerstein 12. Oktober 2019 (Foto: Armin Dahl)
Conistra erythrocephala, Hammerstein 12. Oktober 2019 (Foto: Armin Dahl)
Waldgrille, Hammerstein 12. Oktober 2019 (Foto: Armin Dahl)
Helicoverpa armigera, Baumwolleule, ein Wanderfalter! 12. Oktober 2019 (Foto: Armin Dahl)
Auf der Unterseite von Helicoverpa armigera erkennt man die schwarze Hinterflügelbinde 12. Oktober 2019 (Foto: Armin Dahl)
Ammoconia caecimacula, Hammerstein, 12. Oktober 2019 (Foto: Armin Dahl)
Kleiner Felsen-Bindenspanner – Coenotephria salicata, 2. Generation, Hammerstein 12. Oktober 2019 (Foto: Armin Dahl)
Polymixis xanthomista ist farblich an flechtenbewachsene Felsen angepasst. 12. Oktober 2019 (Foto: Armin Dahl)
Eublemma purpurina, Leutesdorf, 12. Oktober 2019 (Foto: Armin Dahl)
Sowas nennt man wohl Spätsommer! 12. Oktober 2019 (Foto: Armin Dahl)
Unsere diesjährige Eifel-Exkursion mit einer „Kerntruppe“ von 5 Teilnehmern führte uns in drei recht unterschiedliche Biotope: die ehemaligen Steinbrüche am Sönsberg bei Dahlem, ein abgelegenes Bachtal nördlich von Kronenburg und das Lampertstal zwischen Dollendorf und Ripsdorf. Bei mildem Wetter konnten wir zunächst feststellen, dass die Natur im Vergleich zum sehr warmen Jahr 2018 noch zwei bis drei Wochen zurücklag. Der Silbergrüne Bläuling (Lysandra coridon) war nur in wenigen, ganz frisch geschlüpften Exemplaren zu finden. ähnlich sah es beim Kaisermantel (Argynnis paphia) aus. Dafür flogen in den Steinbrüchen am Sönsberg zahlreiche, nicht mehr taufrische, Ehrenpreis-Scheckenfalter (Melitaea aurelia). Überrascht waren wir von der Artenvielfalt und den erstklassigen Magerwiesen im Lewertbachtal. Große Bestände von Heilziest schmückten die halbfeuchten Wiesen. Hinzu kamen zahlreiche Fruchtstände vom Klappertopf. Sicher ist dieses Gelände ein Ziel für zukünftige Exkursionen. Abschließend, schon auf dem Rückweg, gab es noch einen Zwischenstopp im Lampertstal. Dort war eine Vielfalt an Widderchen (Zygaenidae) zu finden, deren Bestimmung noch vorläufig ist. Der gesuchte Große Ameisenbläuling (Maculinea arion) zeigte sich leider nicht. Dennoch waren am Ende des Tages bei den vom stundenlangen Umherlaufen erschöpften Teilnehmern zahlreiche Arten auf dem Zettel. Hier ein paar fotografische Eindrücke (Bilder bitte anklicken!). Einige wenige Fotos stammen von der Vorexkursion am 04.07.2019.
Melitaea aurelia – Ehrenpreis-Scheckenfalter, Steinbrüche am Sönsberg, 06.07.2019
Silbergrüner Bläuling – Lysandra coridon, Steinbrüche am Sönsberg, 06.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
Ganz frisch geschlüpft: Silbergrüner Bläuling – Lysandra coridon, Schönecken, 04.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
Immer nett anzuschauen: Der Zünsler Oncocera semirubella, Steinbrüche am Sönsberg, 06.07.2019, Foto: Tim Laußmann
Super Magerwiese mit Heil-Ziest (Echte Betonie, Betonica officinalis) im Lewertbachtal, 06.07.2019, Foto: Tim Laußmann
Optisch ein Highlight: Cynaeda dentalis – Zahnbindenzünsler, Steinbrüche am Sönsberg, 06.07.2019, Foto: Tim Laußmann
Boloria selene – Braunfleckiger Perlmuttfalter, Lewertbachtal, 06.07.2019, Foto: Tim Laußmann
Melanargia galathea – Schachbrett, Lewertbachtal, 06.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
Melanargia galathea – Schachbrett, Lampertstal, 06.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
Nicht so häufig, aber überall gefunden: der Baumweißling – Aporia crataegi, Schönecken, 04.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
Speyeria aglaja, Großer Perlmuttfalter, Schönecken, 04.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
Auch im Lewertbachtal häufig: Brenthis ino – Mädesüß-Perlmuttfalter, Lampertstal, 04.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
In den Bachtälern der dominierende Falter: Melanargia galathea – Schachbrett, 04.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
Höneberg bei Ripsdorf – für unseren Geschmack ziemlich zugewachsen. Ob hier mal die Motorsäge ran muss? Ich suche noch nach einem Bild von Anfang der 1990er Jahre, wo der Berg bis auf den Wachholder vollkommen kahl war. 06.07.2019, Foto: Tim Laußmann
Ob es sich hier um Zygaena trifolii handelt? Das muss noch geklärt werden, Lampertstal, 06.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
Nemophora metallica – Witwenblumen-Langhornfalter im Dialog mit Zygaena transalpina – Hufeisenklee-Widderchen, Lampertstal, 06.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
So weit geht die Freundschaft nicht: Nemophora metallica – Witwenblumen-Langhornfalter mit Zygaena transalpina – Hufeisenklee-Widderchen, Lampertstal, 06.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
Argynnis paphia – Kaisermantel, Lampertstal, 04.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
Nur bei ganz frischen Faltern und bei bestimmtem Lichteinfall so zu sehen: ein grüner Schiller, der sich über die Flügelunterseite ergießt. Argynnis paphia – Kaisermantel, Lampertstal, 04.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
Argynnis paphia – Kaisermantel im Lampertstal, saugend an Pferdemist. Lampertstal, 04.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
Wer´s mag: Argynnis paphia – Kaisermantel im Lampertstal, saugend an Pferdemist. Lampertstal, 04.07.2019 (Foto: Tim Laußmann)
Die Planung für die Feldsaison 2019 läuft! Heute habe ich mir einen kleinen Auslüfte-Spaziergang gegönnt, in eine Ecke des Kreises Mettmann, in die man normalerweise freiwillig keinen Fuß setzt.
Auf dem Luftbild ist zwischen Rhein und Wupper im Raum Monheim-Leichlingen fast nur Siedlungsbrei zu erkennen, hier geht auch gewerbetechnisch voll die Post ab. Das Gelände ist eben, Autobahnen und Bahnstrecken reichlich vorhanden, und Städte wie Monheim laden mit niedrigen Steuern zum Flächenfraß ein: Naturschutz findet hier nur auf winzigen Restflächen statt.
Der Kapeller Weg in Langenfeld endet am Kommunalfriedhof, immerhin ist hier ein wenig Wald übriggeblieben. Aber die Autobahnen A3 und A542 rauschen mächtig im Hintergrund, hier möchte ich jedenfalls nicht begraben sein. Im weiteren Verlauf heißt die Straße „An der Glashütte“, und hier muss er irgendwo sein, der klägliche Rest der „Leichlinger Sandberge„.
Die „Berge“ sind eigentlich nur ein paar ehemalige Dünen entlang des Rheins, mittlerweile ist fast alles ein Opfer der Baustoff- und Glasindustrie geworden. Dafür entstehen neue Berge: Trotz jahrzehntelanger Proteste der Initiative „Rettet die Sandberge“ wurde und wird in Langenfeld der zweite Bauabschnitt der Mülldeponie aufgebaut, bis 2030 soll es dort noch weitergehen mit Verfüllen und Rekultivieren.
„Heideterrasse“ im Raum Langenfeld
Langenfeld (Rheinland), Spürklenberg, 27. Dezember 2018 (Foto: Armin Dahl)
Langenfeld (Rheinland), Spürklenberg, 27. Dezember 2018 (Foto: Armin Dahl)
Langenfeld (Rheinland), Spürklenberg, 27. Dezember 2018 (Foto: Armin Dahl)
Immerhin ist im Zuge der Ausgleichsmaßnahmen ein kleiner Ersatzlebensraum entstanden, ein südostexponierter, sonniger Sandhang, dort hat die Zauneidechse ein kleines Refugium bekommen. Und dort finden sich vielleicht auch noch Reste der ehemaligen Schmetterlingsfauna der Sandberge, zum Beispiel der im STAMM (1981) beschriebene Rotrandbär Diacrisia sannio, der früher in der Region anscheinend verbreitet war. Hier mal eine Auswahl der im STAMM genannten (und bisher nicht edv-mäßig erfassten) Fundorte: Düsseldorf-Eller; Hildener Heide; Sandberge/Leichlingen; Wipperfürth; Ronsdorf; Radevormwald.
Momentan fliegt praktisch nichts, aber trotzdem gilt die Regel: Kein Spaziergang ohne Datensatz! Und auch der winterlich kahle Buchenwald am Spürklenberg liefert innerhalb weniger Sekunden ein erstes Ergebnis: Zimmermannia liebwerdella, die Buchenrinden-Zwergminiermotte, kommt hier reichlich vor. Dieses winzige Luftplankton habe ich als Falter zwar noch nie gesehen, aber ihre Minen verzieren die nach Süden zeigende Seite der Stämme, und der Fund liefert ein weiteres kleines Kästchen auf der Verbreitungskarte.

Minen von Zimmermannia liebwerdella (ZIMMERMANN, 1940), Langenfeld, Spürklenberg, 27. Dezember 2018 (Foto: Armin Dahl)

Minen von Zimmermannia liebwerdella (ZIMMERMANN, 1940), Langenfeld, Spürklenberg, 27. Dezember 2018 (Foto: Armin Dahl)
Hallo zusammen,
mit den öffentlichen Datenbanken geht es weiter voran! Heute erreichte mich ein Mail vom unermüdlichen Uli Haese, der einer der Antreiber bei observation.org bzw. dem NRW-Ableger nrw.observation.org ist: Die Naturschutzgebiete in Nordrhein-Westfalen liegen jetzt als eigene Gebiete in observation vor, bereit für Eure Dateneingaben.
https://observation.org/gebied/view/601631 beispielsweise ist das NSG Spörkelnbruch vor meiner Balkontüre. Und der einzige Grund warum da bisher so wenige Bebachtungen gemeldet sind, ist, daß ich meinen Leuchtturmstandort und die Köderstrecke direkt am Haus habe und nicht im Naturschutzgebiet:
Für den Spörkelnbruch gibt es noch ein Extra -Gebiet, das ich selbst angelegt habe. https://observation.org/gebied/view/258150. Mal schnell hineingeschaut, finden sich da aus 2018 etwa 2800 Beobachtungen und über 400 Belegfotos, etliche davon sind mit dem Handy geschossen und mit der app von observation hochgeladen worden.
Das Arbeiten mit der App gewöhnt man sich rascher an als ich erwartet hätte, und deshalb kommen jetzt alle möglichen Frostspanner und anderes Ungeziefer von den Bushaltestellen und Bahnhöfen der Region in die Datenbank. So kann ich selbst der Verspätung des öffentlichen Nahverkehrs ab und zu noch was Gutes abringen, wie zum Beispiel vor Kurzem den Fund von Lithophane leauteri.

Agriopis bajaria, Winningen, Rastplatz Moseltal, 30.11.2018 (Foto:Dahl)
Das Jahr ist soweit gelaufen, es geht ans Aufräumen, Bilder sortieren und Literaturrecherche. Einen Falter muss ich Euch aber noch zeigen, den habe ich mir mit einem Abstecher an die Mosel am 30. November besorgt: Der Braune Breitflügelspanner
Agriopis bajaria ist ausgesprochen unscheinbar, aber als frisches Tier wunderbar glänzend und nicht mit den Frostspannern zu verwechseln. Die Wärme liebende
A. bajaria wurde in der Region zuletzt von Hans-Joachim Weigt im Raum Hagen (Iserlohn, Letmathe-Sonderhorstberg) nachgewiesen, könnte also theoretisch dort in den Steinbrüchen noch herumschwirren. Die Flugzeit fällt zusammen mit der als „Nikolausfalter“ bezeichneten
Alsophila aceraria, die in der Region ebenfalls verschollen ist. Aber das muss nichts heißen, denn wer geht schon im Dezember leuchten?
In der Faunistik des Bergischen Landes gibt es eine scharfe Grenze: Nördlich von Köln bzw. Leverkusen ist das Artenspektrum merklich ausgedünnt, südlich von Köln bis zur Sieg sind dagegen etliche wärmeliebende Falterarten regelmäßig zu finden. Ein guter Grund, im Herbst ein wenig auf Tour zu gehen, gerade in einem Jahr in dem viele thermophile Arten durch zweite oder dritte Generationen auffallen. Kann man das Ganze noch mit Kollegenbesuchen verbinden, macht es doppelt Spass: Die Ortsansässigen kennen in der Regel die besten Stellen, und man muss sich nicht um Genehmigungen etc. kümmern, kann sich einfach dazustellen.
Hier ein paar Bilder von einem Leuchtabend mit Brigitte und Hajo Schmälter sowie Heinz Schumacher, von einem Hang an der Sieg bei Eitorf-Merten. Am Ende des Abends standen über 90 verschiedene Falterarten auf den verschiedenen Kladden, darunter sind ein paar bemerkenswerte und seltene Funde.
Cydia splendana, Eitorf-Merten, Sieghang, 8. September 2018 (Foto: Armin Dahl)
Yponomeuta sedella, Eitorf-Merten, Sieghang, 8. September 2018 (Foto: Armin Dahl)
P. secundaria, Eitorf-Merten, Sieghang, 8. September 2018 (Foto: Armin Dahl)
Unbestimmt, aber hübsch: Eine bunte Zikade. Eitorf-Merten, Sieghang, 8. September 2018 (Foto: Armin Dahl)
Apeira syringaria – Fliederspanner – Eitorf-Merten, Sieghang, 8. September 2018 (Foto: Armin Dahl)
Drymonia querna, in 2. Generation? Eitorf-Merten, Sieghang, 8. September 2018 (Foto: Armin Dahl)
Olindia schumacherana lebt an Akelei. Eitorf-Merten, Sieghang, 8. September 2018 (Foto: Armin Dahl)
In der Jahreszeit vertan: Osterhasenfalter Ypsolopha sedella, Eitorf-Merten, Sieghang, 8. September 2018 (Foto: Armin Dahl)
Vier Tage Exkursion an die Mosel, das ist für mich immer einer der Höhepunkte des entomologischen Jahreskalenders. Und danach hat man ein paar Tage zu tun bis alle Daten gesichtet sind und die Digitalbilder aufgeräumt, das Schlafdefizit nach drei Mal Lichtfang ist ebenfalls erheblich. Aber wie bereits in den Vorjahren war der Trip jede Anstrengung wert: Wenn zum morgendlichen Kaffeetrinken der Große Schillerfalter an der Hauswand des Quartiers sitzt, am Nachmittag der Kleine Eisvogel, dann ist die Motivation gesichert. Hier noch ein paar Eindrücke von der Tour, dazu ein paar Bilder von bemerkenswerten Arten, darunter ein Erstnachweis für Rheinland-Pfalz. Weitere tolle Arten im Beitrag von Tim Laußmann
Da werden sogar die Kids munter
Viel zu dicht dran am Großen Schillerfalter
Das gelingt nicht alle Tage: Ein Erstnachweis für Rheinland-Pfalz. Eublemma purpurina, Neumagen-Drohn, 17. Juni 2018 (Foto: Armin Dahl)
Winziger schöner Wickler: Cochylis hybridella
Der Deutsche Name ist Programm in verbrachten Weinbergen: Dichagyris forcipula ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) – Felsgeröllhalden-Erdeule
Frühstücken, Fänge versorgen, Tagesroute planen: Am Morgen gehts auch mal gemütlich z.
Tolles Moselpanorama : Trittenheim am Abend (Foto: Armin Dahl)
Nicht mal in Ruhe Kaffetrinken war möglich. Ständig diese Falter …
Frisch geschlüpft und hungrig nach Mineralien: Apatura ilia ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) – Kleiner Schillerfalter
Meganola strigula ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) – Ungebändertes Eichen-Kleinbärchen. von wegen Mega: Das Tier ist nur knapp 1cm groß (Foto: Armin Dahl)
Dolicharthria punctalis, ein wärmeliebender Zünsler (Foto: Armin Dahl)
Dichagyris candelisequa: Seltenes Moselgetier
Thalera fimbrialis (SCOPOLI, 1763) – Magerrasen-Grünspanner
Ein Kurztrip von Haan zum Lichtfang an die Mosel ist leider immer eine Herausforderung, Vor allem der folgende Morgen im Büro lässt sich gemeinhin etwas zäh an. Aber der Aufwand lohnt sich!
Der Winter war lang, der Generator stand monatelang unbenutzt herum, und die ganze Lichtfang-Ausrüstung musste dringend mal gelüftet werden. Aber mitten in der Woche? 300 Kilometer Autofahrt und spät in der Nacht zurück? Aber manchmal muss man sich einfach mal einen Ruck geben, und die Wetterprognose mit viel Regen in den kommenden Tagen vor Ostern ist noch übler!
Der Ruck geht dann erst mal am Hilden Kreuz durch das Auto, Stop + Go auf 15 Kilometern bis nach Leverkusen. Na prima, die erste Stunde ist schon herum und es wird schon dämmerig. Also ordentlich auf die Tube gedrückt, die schönen Rastplätze, die normalerweise nach Faltern abgesucht werden, bekommen heute keinen Besuch.Die Temperatur geht schon bedenklich in den Keller, 8 °C in der Eifel, bei klarem Himmel am Nachmittag, das RLP-Radio meldet Bodenfrost für die Nacht, das war anders angekündigt. Aber jetzt gibts kein Zurück mehr!
Die letzten Kilometer Richtung Untermosel sind zurückgelegt, jetzt gilt es noch einen Leuchtplatz zu finden. Und zwar in den neu angelegten Weinbergen in Pommern, über die Lea Jäger auf der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft berichtet hat: Reben-Querterrassen mit Fahrgassen, angrenzend an schlehenreiche Brachen. Da sollte es alles mögliche an Faltern geben. Aber wie das so ist in unbekannten Weinbergslagen, bis man ein ordentliches Plätzchen gefunden hat vergeht Zeit, und es ist schon fast dunkel.
Also schnell die Lebend-Lichtfalle an eine halbwegs erreichbare Stelle bei einer Brachfläche gehängt und weiter. Mittlerweile ist es reichlich frisch und außerdem zieht Kaltluft den Hang hinunter – viel schlechter können die Bedingungen eigentlich nicht werden. An der Kapelle oberhalb des verschlafenen Weindörfchens Pommern finde ich einen halbwegs geschützten Platz hinter einer Buchsbaumhecke, rasch den Leuchtturm aufgebaut, die Köderschnüre in die Hecke verteilt, der Mond steht schon hell am blanken Himmel. Zuhause in Haan könnte man das jetzt komplett vergessen, mangels Anflug.
Aber ich bin nicht im Niederbergischen, sondern an der Mosel! Kaum hängen die Köder, kommen die ersten Falter, angelockt vom billigen Glühwein. Und das in einer Weinlage, in der seit Jahrtausenden bester Riesling wächst! Am Licht finden sich die ersten Geometriden ein, und auch in den Hecken belebt es sich: Obwohl die Schlehen rundherum noch völlig geschlossene Knospen haben, sitzen die Büsche voll mit Männchen des Schlehenheckenspanners Aleucis distinctata, und an der Wand der Kapelle sitzt die erste Buchenmotte (Diurnea fagella). Nach zwei Stunden stehen 15 Großschmetterlingsarten auf dem Zettel, nicht ganz schlecht. So richtig tolle Arten waren heute nicht dabei, das beste war noch die Raupe von Arctia villica, die an der Wand der Kapelle hochkroch. Mittlerweile bin ich aber völlig durchgefrorenen, das Thermometer steht auf 4° C, also Schluß für heute!
Erst auf der Hauptstraße fällt es mir wieder ein: Die Lichtfalle! Also noch mal hoch in die Weinberge, diesmal auf der anderen Seite des Orts. Dort ist es zwar genauso kalt, aber es geht wenigstens kein Wind. Beim ersten Blick in den Trichter der Lichtfalle dann wandelt sich die Laune in Sekundenschnelle. Dieses Tier habe ich überhaupt noch nie gesehen! Eriogaster lanestris wird wegen der frühen Flugzeit zwar wahrscheinlich unterkartiert, aber trotzdem: der letzte Nachweis vom Frühlings-Wollafter von der Untermosel liegt mehr als 30 Jahre zurück. Und im Fangsack dann der eigentliche Anlass für den Kurztrip: Valeria oleagina, die Olivgrüne Schmuckeule, eine weitere Rarität der einheimischen Schmetterlingsfauna.
Im Reich des Roten Scheckenfalters: Quer zum Hang verlaufende Fahrterrassen an der Mosel in Pommern. 26. März 2018 (Foto: Armin Dahl)
Lichtfalle am Weinbergsrand. 26. März 2018 (Foto: Armin Dahl)
Die Kapelle Pommern wird nachts angestrahlt. 26. März 2018 (Foto: Armin Dahl)
Aleucis distinctata fliegt schon vor der Schlehenblüte. 26. März 2018 (Foto: Armin Dahl)
Eriogaster lanestris, Frühlings-Wollafter. 26. März 2018 (Foto: Armin Dahl)
Valeria oleagina, Olivgrüne Schmuckeule. 26. März 2018 (Foto: Armin Dahl)
Theria rupicapraria,Ende März reichlich abgeflogen. 26. März 2018 (Foto: Armin Dahl)
Ende einer Bärenraupe: Parasitische Fliegen senden einen unfreundlichen Ostergruß. Aber auch das ist Artenvielfalt!
Faunistik ist ja möglicherweise ein bescheuertes Hobby, wer sich zudem mit „Motten“ beschäftigt, der muss sich in Deutschland manchen Spott gefallen lassen. Aber drauf gepfiffen: Die zwei Stunden Heimfahrt mitten in der Nacht gehen flott vorbei, und auch am Morgen nach drei Stunden Schlaf schaut mir aus dem Spiegel ein fröhlicher Mottenfänger entgegen.
by the way:
•• Donnerstag, 5.4.2018, 19.00 bis ca. 21.30, Treffen in den Entomologischen Sammlungen Krefeld. Vortrag von Monika Weithmann: „Drei Jahre Lichtfang in Pommern an der Mosel – Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse nachgewiesener Schmetterlinge (Lepidoptera).