Archiv für die Kategorie ‘Glasflügler

Bembecia ichneumonifomis, Lepidioten und die Künstliche Intelligenz   Leave a comment

Die Glasflügler begeistern mich immer wieder, vor allem liegt das an den  phantastischen Möglichkeite, die Tierchen mit Pheromonen aus der Deckung zu locken. Hier mal schnell ein Video dass ich am 29. Juli in Haan mit dem iphone geschossen habe. Man sieht darauf ein halbes Dutzend Hornklee-Glasflügler (Bembecia ichneumoniformis), die sich auf ein Pheromonpräparat stürzen (BEIC der pherobank Wageningen) .

 

Die Erforschung der einheimischen Fauna mit diesen Präparaten geht weiter! Was Bembecia ichneumoniformis betrifft, die Art kann an vielen Stellen nachgewiesen werden an denen gerade der Hornklee blüht. Und es kommen neue Möglichkeiten hinzu: Die Kollegen aus Belgien haben bei einer Exkursion ein Pheromon eingesetzt, mit dem die einschleppte Bananenmotte (Opogona sacchari) angelockt wird. Dabei kam zur allgemeinen Überraschung Sesia bembeciformis an das Präparat, eine Art für die es bisher keinen bekannten Lockstoff gab. Hier die Beobachtung:

https://waarnemingen.be/observation/176806736/

Das werden wir natürlich im Sommer 2020 hier im Bergischen ebenfalls versuchen,  Zu dem Zweck werden wir wahrscheinlich noch mal eine größere Bestellung von Pheromonen, Lebendfallen etc. starten.  in diesem Jahr ist es sehr wahrscheinlich schon zu spät für die Art. Bitte schaut euch den Katalog der pherobank an und meldet Euch bis zum Herbst per Mail und Kontaktformular.

Wir haben übrigens mittlerweile auch eine Whatsapp-Gruppe für den „kleinen Dienstweg“, aktuelle Beobachtungen usw. Wer mitmachen will schickt mir seine Handynummer und bekommt von mir einen Einladungslink für die „Lepidioten“.

Die Technik schreitet rasant voran, und das neueste Spielzeug heißt: Nachtfalter-Bilder bestimmen mit der App von observation.org. Alte Bestimmungshasen runzeln die Stirn, aber entscheidend ist ob es auch funktioniert. Halbwegs anständige Handybilder von den gängigen Mottenarten werden dabei mit der Bilddatenbank von observation abgeglichen, und die Ergebnisse sind, um es vorsichtig zu formulieren, erstaunlich!  Ihr könnt es ja mal testen und berichten, die App gibts für mehrere Betriebssysteme in den entsprechenden Shops.

Das ganze geht auch am PC, allerdings muss man dazu vorerst noch auf die „Mutter“-Seite  www.waarneming.nl gehen. Dafür bekommt man für ein hochgeladenes Bild dann auch noch eine Wahrscheinlichkeit für die Bestimmung angezeigt, und ein paar weitere Vorschläge was man da geknipst hat. Sitzt der Falter auf einer Blüte, hat das Programm oft – auch wenn das sprachbildlich jetzt kompletter bullshit ist – zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen.

Veröffentlicht 31. Juli 2019 von Armin Dahl in Glasflügler, im Netz, mehr Lepis

Eselswolfsmilch-Glasflügler in Massen   6 comments

Heute kam per Mail eine höchst bemerkenswerte Beobachtung von Willi Wiewel aus Duisburg herein,  die hier ungekürzt wiedergeben wird

habe heute erstmalig in diesem Jahr einen Versuch bei den Glasflüglern unternommen und gleich mit einem Überraschungsergebnis. Ich hatte zwar Fallen und Pheromone dabei, die brauchte ich aber nicht. Die Esels-Wolfsmilch in den linksrheinischen Wiesen in Duisburg-Rheinhausen saß voll mit den kleinen Glasflüglern. Bei etwa 23° C. konnte ich zwischen 15:30 und 17:00 Uhr gar nicht alle zählen, die sich an der Eselswolfsmilch bewegten und auch darauf saßen. Insgesamt bin ich auf ein Ergebnis von 46 Faltern dieser Art gekommen, wobei ich glaube, dass es eher die doppelte Anzahl war.
Ich muss dazu sagen, dass die blühende Euphorbia esula wohl in der Größe mehrerer Fußballfelder dort wächst, unglaublich, habe solche Mengen davon noch nie gesehen. An jedem Fleckchen dort waren auch Falter zu finden.
Zumindest wurde mir bestätigt, dass Ch. tenthrediniformis wohl 14 Tage früher fliegt, als Ch. empiformis. Das werde ich aber noch testen, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Diese riesige Wolfsmilch-Fläche hatte ich schon vor einigen Wochen entdeckt. Da kam das gute Wetter heute gerade recht.

Veröffentlicht 18. Mai 2019 von williwiewel2018 in Glasflügler, Lebensräume, Phänologie

Alle Sesien sind schon da!   4 comments

Sesia apiformis, Düsseldorf-Wittlaer, 23. Mai 2018 (Foto: Tobias Krause)

Das ungewöhnlich warme und trockene Frühjahr 2018 hat der Entwicklung vieler Arten einen enormen Schub verpasst. So fliegen die in der Region seit langem bekannten Populationen von Satyrium pruni schon seit mindestens einer Woche. Und am Licht zeigen sich echte Hochsommertiere wie der Pustelspanner Comibaena bajularia. In den letzten Tagen haben wir deshalb begonnen an verschiedenen Stellen die Pheromonfallen aufzuhängen, um die einheimischen Glasflügler nachzuweisen.

Und siehe da: Sie fliegen schon! In Dormagen im NSG Wahler Berg konnten im ersten Anlauf gleich fünf verschiedene Arten nachgewiesen werden,darunter die an Zypressenwolfsmilch lebende C. empiformis, die man als Zeigerart für trocken-warme Offenland-Lebensräume bezeichnen kann. Aber auch im Siedlungsbereich sind zahlreiche Arten unterwegs, die man ohne die Pheromone niemals zu Gesicht bekommen würde. Neuester Nachweis und das „analog“, ganz ohne Pheromon: Eine frisch geschlüpfte Sesia apiformis in Düsseldorf-Wittlaer.

Veröffentlicht 23. Mai 2018 von Armin Dahl in Arten / Listen, Glasflügler, Phänologie

Erfolgreich Wildern in Westfalen   3 comments

Das Niederbergische ist ja gut und schön, aber ab und zu verschlägt es einen schon mal in andere Landesteile. Im Vorfeld des GEO-Tags war jetzt mal Westfalen dran.

Essen, Gleisharfe auf Zeche Zollverein, 4. Juni 2017

Denn ein paar ganz ordentliche Biotope haben sie dort im Ruhrgebiet, wenn die auch quasi im Unverstand entstanden sind, als Müllkippen der Industrie: Die Berghalden und Industriebrachen inmitten des städtisch geprägten Konglomerats von Duisburg bis Bergkamen entwickeln sich zu den Trittsteinen für die Tierwelt, die vom Klimawandel angeheizt ihre Verbreitungsgebiete nach Norden vorschiebt. Wem diese These zu steil ist, dem können wir eine schöne Liste von ehemals südlich verbreiteten Arten erstellen, die entlang von Bahnlinien, auf Erddeponien, Berghalden und Gleisharfen im Ruhrgebiet vorkommen: Von Heuschreckenarten wie der Blauflügeligen Ödlandschrecke, der Mauereidechse, die im Ruhrgebiet an vielen Stellen vorkommt, bis hin zu unscheinbaren grauen Nachtfalterarten wie Eremodrina gilva oder Eilema caniola, deren Vorkommen in unseren Breiten vor wenigen Jahrzehnten noch undenkbar erschienen und die mittlerweile weit verbreitet sind.

Zeche Zollverein in Essen: Die ehemalige Berghalde ist fast komplett von Wald bedeckt.

Den Einwohnern des Ruhrgebiets ist meistens gar nicht so recht bewusst, welche Schatzkisten vor ihrer Haustür liegen, seit dem Untergang der Steinkohleindustrie setzen alle auf Wald, Wald, Wald. Und erst in den letzten Jahren wird klar, dass die einst so verachteten Schotterflächen und Dreckhügel erstklassige Offenland-Biotope sind, Ersatzflächen für die verlorengegangenen Heidegebiete im Süden des Münsterlands.

Das Ruhrgebiet hat so seine eigenen Gesetzmäßigkeiten. Eine davon ist, bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit das „Steigerlied“ abzusingen, mit dem deutschen Bergmannsgruß. Besonders gerne gesungen wird das im Umfeld der ehemaligen Zechen, die heute mit Steuergeld in sogenannte Industriekultur verwandelt worden sind. Als Rheinländer ist einem das ständige Glüüüüückauf glückauf ein wenig suspekt, aber was tut man nicht alles um ein paar Meßtischblatt-Quadranten mit schwarzen Nachweiskästchen zu füllen. Und so nahmen wir bei der zweiten Vorexkursion zum GEO-Tag der  Natur das vom Tonband abgespielte Liedchen gleichmütig hin, das über den Parkplatz vor dem Ruhrmuseum erklang: Die Pheromonfallen auf dem Gelände der Zeche Zollverein mussten geleert werden, bevor die Gluthitze die angelockten Tiere vollends ins Jenseits befördert. Drei Fallen mit zwei verschiedenen Wageningen-Präparaten (SYAN und PATA) hingen gut getarnt seit einer Woche in der Hecke hinter dem Ruhrmuseum, und Ziel war vor allem mein „Lieblings-Glasflügler“ SYnanthedon ANdrenaeformis,  von dem es bisher keine Nachweise im Naturraum Westfalen gab.

Synanthedon andrenaeformis, Zeche Zollverein, 11. Juni 2017 (Foto: Gaby Schulemann-Maier)

Zwei verschiedene Wageningen-Präparate in nur drei Fallen, lohnt sich dafür die 50-Kilometer-Anfahrt? Sie lohnt sich! Paranthrene tabaniformis (ROTTEMBURG, 1775) – Kleiner Pappel-Glasflügler Synanthedon vespiformis (LINNAEUS, 1761) – Wespen-Glasflügler,  Synanthedon andrenaeformis (LASPEYRES, 1801) – Schneeball-Glasflügler, alle drei angepeilten Arten fanden sich in ordentlicher Anzahl in den Fallen. Die Angabe „im Naturraum nicht vertreten“ bei S. andrenaeformis hatte mich schon eine Weile gefuchst, drei neue Glasflügler-Nachweise für das Meßtischblatt 4508, und ein Erstnachweis für Westfalen, dafür kann man schon ein wenig Sprit investieren und schlechte Musik ertragen. 🙂

Veröffentlicht 11. Juni 2017 von Armin Dahl in Auf Tour, Glasflügler, Klimawandel, Lebensräume

Unter eines Baumes Rinde…   Leave a comment


Großinsekten entgehen trotz ihres kapitalen Formats unseren Beobachtungen, entweder durch nächtliche Flugzeiten (Hirschkäfer, Schwärmer) oder alleine durch die Tatsache dass sie sich um unsere „normalen“ Nachweismethoden Lichtfang und Tagfaltermonitoring keinen Deut scheren.  Besonders hartnäckige Kandidaten sind die Glasflügler, deren Imagines sich nur durch Pheromone nachweisen lassen, und deren Raupen zudem im Inneren von Holzgewächsen leben.

Aber manchmal hat man Glück: Bei einer Wanderung durch den winterlichen Stadtwald in Hilden wollte ich ein paar Kollegen mal eben rasch die üblichen Sesia-apiformis-Schlupflöcher und alte Kokons an den Stammfüßen von dicken Pappeln demonstrieren. Durch reinen Zufall waren dort ein paar Borkenstücke lose, ein bisschen gerüttelt, und plötzlich schaute eine bleiche, ihrer Wohnhöhle beraubte fette Made ins Freie. Bei näherem Hinsehen konnte man aber doch ein paar Beinstummel erkennen, und so war die Sache recht schnell klar: Eine Raupe vom „Hornissenschwärmer“, schon ziemlich ausgewachsen und wahrscheinlich kurz vor der Verpuppung. Das Tier wieder zurück in den Baum zu schieben war nicht möglich, also musste sie in ein neues Quartier in einem 5cm dicken Pappelast umgesiedelt werden, in dem ich zuvor mit der Bohrmaschine ein ordentlich tiefes Loch gebohrt hatte.

Rückwärts einfahren wollte sie auf gar keinen Fall, kam mehrfach nach wenigen Minuten wieder aus der neuen Behausung herausgepurzelt. Kopf voran war das Tierchen in wenigen Sekunden in seinem Domizil verschwunden, versperrte den Ausgang mit Spänen und wurde seither nicht mehr gesehen.

Veröffentlicht 16. Januar 2017 von Armin Dahl in Arten / Listen, Glasflügler, Lebensräume, Spinner

Synanthedon vespiformis auch an Kastanie, Brombeere und Himbeere   Leave a comment


Synanthedon vespiformis - Wespen-Glasflügler. Haan, Am Sandbach, 20. Juli 2011 (Foto: Armin Dahl)

Synanthedon vespiformis – Wespen-Glasflügler. Haan, Am Sandbach, 20. Juli 2011 (Foto: Armin Dahl)

Unter den zahlreichen Neujahrsgrüßen in meinem E-Mail-Postfach war auch eine von der Firma Csalamon in Budapest, das sind die Kollegen die das Pheromon für Abraxas grossulariata (und viele andere) herstellen. In deren neuem Prospekt fand ich eine für mich erstaunliche Angabe über das Auftreten von S. vespiformis auch in anderen Pflanzen als nur in Eichen, und das möchte ich Euch hier nicht vorenthalten. Zwar ist mir hierzulande noch nichts dergleichen zu Ohren gekommen, aber das kann ja noch werden, wenn man mal darauf achtet.
Jedenfalls macht S. vespiformis in der spanischen Extremadura offenbar Probleme in Esskastanien-Plantagen, ein .pdf dazu findet sich im Internet:
Armendariz, I., C. Aza, P. Bañuls, M. Manzano & J. Mateos (2013) Synanthedon vespiformis, un problema emergente en los castañares del norte de Cáceres. PHYTOMA España • Nº 246 FEBRERO 2013. Die Spanier haben dort übrigens auch Flugaktivität von vespiformis bis in den Oktober hinein beobachtet, auch hierzulande waren ja in diesem Jahr einige vespiformis-Spätzünder unterwegs.

Noch erstaunlicher als das Vorkommen in den spanischen Kastanien finde ich dass Auftreten von S. vespiformis in Himbeer- und Brombeerplantagen in Ungarn, vor allem in Stachellosen Brombeeren scheint die bei uns angeblich nur an Eiche fliegende Art ordentlich zu marodieren. Nachzulesen kann man das angeblich hier:

Szántóné-Veszelka M., B. Poós B., G. Szőcs (2010): Blackberry and raspberry, new hosts of the yellow legged clearwing moth, Synanthedon vespiformis: what can the recently developed sex attractant offer in monitoring and beyond. In: IOBC working group, integrated plant protection in fruit crops subgroup “Soft Fruits”, 7th workshop on integrated soft fruit production, pp 20–23

Stachellose Brombeeren gibt es hier in jeder Kleingartenanlage in großer Zahl, und es würde mich nicht wundern wenn wir in nächster Zeit auch Nachweise aus deutschen Brombeeren und Himbeeren bekommen würden.

Wer Spass an der ungarischen Sprache hat kann sich auch mal in die Doktorarbeit von Gabor Szőcs hineinlesen, hier zu finden:
http://real-d.mtak.hu/906/1/dc_1192_16_tezisek.pdf (fast noch erstaunlicher dass man mit einem 22 Seiten umfassenden Werk zu einem Doktortitel kommt – möglicherweise kann man in Ungarn kumulativ promovieren, wenn man nur genügend Papers hat. Vielleicht habe ich es aber nur nicht richtig verstanden, .)

Veröffentlicht 2. Januar 2017 von Armin Dahl in Arten / Listen, Glasflügler, Spinner

Sesien-Spätzünder: Immer noch vespiformis unterwegs   5 comments

Dieses Wochenende fand die alljährliche Mäh- und Abräumaktion am Heintjeshammer in Wermelskirchen statt, und da liegt die Knechtweide in Wuppertal-Kohlfurt auf halber Strecke, die wir ja in diesem Jahr schon einmal besammelt haben. Also hingen dort ab Mitte der Woche drei Pheromonfallen (Präparate PEHY, SYFO, SYAN), ohne rechte Hoffnung etwas anderes zu erwischen als die allgegenwärtige  Pennisetia hylaeiformis.

Am Samstag vor dem Einsatz wurden vorher rasch die Fallen eingesammelt, und siehe da: Es geht doch noch was Mitte August. Jedenfalls sind die zwischen 16. und 19. August eingeflogenen Männchen von Synanthedon vespiformis (gefangen an SYAN) die spätesten in unseren Daten. Und für P. hylaeifomis haben wir jetzt auch einen Verbreitungspunkt: Sieben  Tiere fingen sich insgesamt, alle drei verschiedenen Präparaten waren wirksam.

Der früheste bisher im Niederbergischen getätigte Nachweis stammt vom 19. Mai 2012  (Willi Wiewel, Duisburg – Ungelsheim), damit erstreckt sich die Flugzeit über einen Zeitraum von drei kompletten Monaten!

Und das angekündigte schöne Spätsommerwetter ab Mitte der kommenden Woche werde ich gewiss ausnutzen und noch ein  paar Fallen irgendwo ins Gelände packen.

Veröffentlicht 21. August 2016 von Armin Dahl in Arten / Listen, Glasflügler, Phänologie

Erste Sesien am Start!   3 comments

Synanthedon culiciformis, Hagen, 18. Mai 2016 (Foto: Josef Bücker)

Synanthedon culiciformis (L.), Hagen, 18. Mai 2016 (Foto: Josef Bücker)

Josef Bücker meldet aus Hagen:
„hier ein Hinweis für die Pheromon-Nutzer: seit Anfang Mai bin ich mit dem Pheromon von S.culiciformis in Hagen unterwegs. Heute, am 18. Mai 2016, ging der erste in die Falle. Im letzten Jahr lag der Startpunkt in Hagen am 15. Mai.“

Veröffentlicht 18. Mai 2016 von Armin Dahl in Glasflügler, Phänologie, Spinner

Sesia apiformis ist kein „Holzschädling“   Leave a comment

Rhein-Sieg-Journal, 24. Februar 2016, S. 38

Rhein-Sieg-Journal, 24. Februar 2016, S. 38

Eigentlich braucht man nur eine stabilen Schraubenzieher um den angehängten Artikel als Unfug zu erkennen: Die Sesien-Löcher an dicken Pappeln sind ja mittlerweile hinlänglich bekannt, und wenn man die Rinde abhebelt, findet man darunter den Bohrgang und Kokon, und alles sitzt außen im Kambium, da wo der Saft fließt.
Das hindert aber den einen oder anderen Stadtgärtner nicht, harmlose Insekten mit gefährlich klingenden Namen zusätzlich zu verunglimpfen. Und dem Redakteur kann man auch keinen großen Vorwurf machen, unrecherchiertes abdrucken von Pressemitteilungen und Statements gehört ja mittlerweile zur Normalität im Lokaljournalismus.

Damit sich das aber nicht noch weiter fortsetzt hier ein gekürzter Auszug aus einem Mail von Daniel Bartsch, der als Mitautor von Band 5 der Baden-Württemberg-Fauna (da sind die Glasflügler drin) einer der profiliertesten Sesien-Kenner Deutschlands sein dürfte: Für alle Journalisten, die eine Suchmaschine bedienen können, zum kopieren


„Die Argumentation, dass sich die Larven ins Kernholz hineinfressen und den Baum dadurch zum Absterben bringen ist blanker Unsinn und zeugt nur von geringem Sachverstand! […] Pappeln sind sehr schnellwachsende Gehölze, die Raupenfraßgänge schon in der laufenden Vegetationsperiode nach dem Schlupf der Falter überwallen und dadurch verschließen. Sie sind an den Befall durch apiformis bestens angepasst und kommen damit spielend klar. Bei etwas Nachsuche kann man schließlich an fast jeder älteren Pappel einige alte Ausschlupflöcher finden. […]
Die Raupe von apiformis lebt zunächst in einer kleinen Platzmine unter der Rinde. Mit zunehmendem Wachstum dringt sie in das saftführende Splintholz ein und nagt dort eine unregelmäßige größere Platzmine aus. In das Kernholz dringt sie nie ein, was sollte sie auch dort, denn Sesienraupen leben vom Saftfluß Ihrer Wirtspflanzen und nicht von Cellulose, die können sie gar nicht aufschließen. Auch die Verpuppung erfolgt nicht im Kernholz sondern in, bzw. dicht unter der Borke sehr oft sogar außerhalb des Stammes im umgebenden Boden. Wenn im Kernholz also Fraßgänge zu finden sind, so stammen sie von der Fraßaktivität früherer Raupengenerationen.“

Veröffentlicht 1. März 2016 von Armin Dahl in Glasflügler

Bottrop, Halde Beckstraße   Leave a comment

Heute bei schönem Sonnenwetter war mal wieder Ausflug angesagt. Das Ruhrgebiet sticht mir in der Nase, und diesmal ging es mitten hinein ins zweifelhafte Vergnügen: Bottrop, Halde Beckstraße, mehr Ruhrgebiet geht nicht!  Die Wohnquartiere sind gar lieblich anzusehen, das drumherum mit qualmenden Fabriken, „Flüssen“ wie der Emscher, überall Autobahnen, dazwischen klischeegetreue Ruhrpottbewohner aus aller Herren Länder: Einen Menschen der wie ich an der Mosel aufgewachsen bin beschleicht immer noch ein seltsames Gefühl, wenn man in den Kern des Ruhrgebiets eindringt.

Dabei ist alles noch in Sichtweite der Bergischen Heidterrasse, ist man einmal auf eine der Halden hochgekrabbelt,  sieht man mit ein bisschen Glück bei klarem Wetter von oben den Kaiserberg, der nicht nur das Autobahnkreuz bei Duisburg veredelt, sondern auch den nördlichsten Punkt der Heideterrasse darstellt.

Im Sommer solte das ein lohnender Ausflug sein, bei so viel offenem schwarzem Rohboden hat die Halde bestimmt für wärmeliebende Schmetterlingsarten hohe Attraktivität. Das ganze eignet sich auch als Ausflug mit der Familie: Frauen und Kinder kann man während der Tour im benachbarten Alpincenter Bottrop parken, einer auf einer Bergehalde errichtete Indoor-Skihalle und Sommerrodelbahn.

Hier ein paar Bilder.

 

Veröffentlicht 14. Februar 2016 von Armin Dahl in Auf Tour, Glasflügler, Lebensräume

Neujahrs-Fortbildung in der Drover Heide   Leave a comment

Seit Jahren rennen wir hier in der Gegend alle Schlehenhecken ab, in der Hoffnung endlich mal ein Ei von Thecla betulae zu finden – Nix ist! Andernorts, zum Beispiel im Münsterland, ist das gar kein Problem, in Ostwestfalen anscheinend auch nicht. Jedenfalls hat der Kollege dort in den letzten Tagen etliche Quadranten abgeräumt, wie man im Naturgucker nachschauen kann.
Also blieb nichts anderes übrig als ein Ausflug, frische Luft schnappen schien genau das richtige nach einer zünftigen Silvesterparty, 80 Kilometer Anfahrt in die Voreifel mussten dafür in Kauf genommen werden.

Die Drover Heide ist ein ehemaliger Truppenübungsplatz südlich von Düren, und gilt so ein bisschen die Drehscheibe zwischen den umliegenden Heidegebieten Wahner Heide, Hohes Venn und Teverener Heide. Jedenfalls groß genug dass man sich darin einen Nachmittag lang auslüften kann, das ganze Naturschutzgebiet umfasst knapp sieben Quadratkilometer Fläche, davon sind 120 Hektar echte Heideflächen, auf dem Rest wird irgendwie gemanagt, zum Teil mit Schafen, Ziegen und Rindern, zum Teil mit Feuer.

Aus dem Auto gestiegen, 50 Meter neben dem Parkplatz einmal an eine Zitterpappel hingelangt, und schon der erste Nachweis: Schlupfloch von Sesia melanocephala, nicht schlecht für den Anfang! 500 Meter weiter der erste Schlehenbusch, ein Blick, ein weißer Punkt – Bingo heißt das aus neudeutsch heutzutage: Eier von Thecla betulae, vier Stück innerhalb von fünf Minuten Suche.


Danach gab´s im besten Sonnenschein noch die kleine „barrierefreie“ Runde über den Aussichtspunkt, nach zwei Stunden waren zwei weitere melanocephala-Löcher gefunden! Auf dem Heimweg rasch noch ein paar Pappelreihen abgesucht: Alle dicken Hybridpappeln haben Löcher vom „Hornissenschwärmer“  Sesia apiformis. Auch die mitten in den allerbeschissensten Agrarwüsten weitab von allem was die Bezeichnung „Biotop“ verdient. Insgesamt aber war das ein völlig zufriedenstellender Neujahrsausflug!

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Schlimmer geht´s nimmer: Feldflur in der Zülpicher Börde bei Nörvenich. Doch sogar hier lebt Sesia apiformis!

 

Veröffentlicht 2. Januar 2016 von Armin Dahl in Auf Tour, Glasflügler, Tagfalter

Marscheider Wald – Paradies für Schmetterlinge!   Leave a comment

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Die „üblichen Verdächtigen“ beim Lichtfang: Moritz Schulze, Armin Radtke und Ernst Herkenberg

Tagsüber warm, abends etwas schwül, nachts einsetzender Regen: Beste Bedingungen für einen erfolgreichen Lichtfang, und das obwohl die Koffer für den Sommerurlaub eigentlich schon gepackt sind. Und nachdem wir beim letzten Mal auf der Marscheider Leitungstrasse im Osten Wuppertal erbärmlich nass geworden sind, war es diesmal herrlich nass! Abbau um 02.15, da waren es trotz allem noch 17°, und 110 Makroarten standen auf dem Zettel, dazu kommen noch ein paar Eulen die noch einen Fototermin brauchen. Ein herrlicher Leuchtabend mit einem ungeheuren Anflug an Insekten, hier ein paar Impressionen und ein erstes Protokoll

Auf den Tag genau….   1 comment

…vor einem Jahr am 3. Juni 2014 fing ich meinen ersten Erlen-Glasflügler, in meinem Garten am Wageningen-Pheromon SYTI. Die Falle mit dem Lockstoff  hing schon seit zwei Wochen im Quittenbaum, und nichts tat sich. Aber heute war´s wieder so weit, die Falter scheinen die bevorstehende Schönwetterperiode vorzufühlen.

Synanthedon spheciformis, Haan, Spörkelnbruch, 3. Juni 215 (Foto: Armin Dahl)

Synanthedon spheciformis, Haan, Spörkelnbruch, 3. Juni 215 (Foto: Armin Dahl)

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Synanthedon spheciformis, Haan, Spörkelnbruch, 3. Juni 215 (Foto: Armin Dahl)

 

Veröffentlicht 3. Juni 2015 von Armin Dahl in Glasflügler, Phänologie

Schlechtwetterprogramm: Suche nach Sesia melanocephala   Leave a comment

Heftige Regenschauer haben mir den Pfingstmontag etwas anders gestaltet als ursprünglich vorgesehen, und so fand ich mich gegen Nachmittag etwas durchweicht in einer Grillhütte auf dem Korretsberg in der Nähe von Kruft wieder, einem Vulkan-Hügel aus Basalt und Lavaschlacke in der Nähe von Mayen in der Eifel. Das warten auf besseres Wetter wurde mir nach einer Weile doch langweilig, und so nahm ich das Wäldchen hinter der Hütte in Augenschein, das aus Zitterpappeln und Kirschen bestand. Ein paar Sekunden Suche, und schon hatte ich den Nachweis eines Glasflüglers erbracht: ein typisches Schlupfloch von Sesia melanocephala in einem dünnen, abgestorbenen Zittelpappelästchen in Kopfhöhe. Ob die Raupe da noch drinsaß kann ich nicht sagen, wenn dann war sie jedenfalls blitzschnell im Stamm verschwunden.

Schlupfloch von Sesia melanocephala, Kruft, Korretsberg, 25.5.2015 (Foto: Armin Dahl)

Schlupfloch von Sesia melanocephala, Kruft, Korretsberg, 25.5.2015 (Foto: Armin Dahl)

Schlupfloch von Sesia melanocephala, Kruft, Korretsberg, 25.5.2015 (Foto: Armin Dahl)

Schlupfloch von Sesia melanocephala, Kruft, Korretsberg, 25.5.2015 (Foto: Armin Dahl)

Schlupfloch von Sesia melanocephala, Kruft, Korretsberg, 25.5.2015 (Foto: Armin Dahl)

Schlupfloch von Sesia melanocephala, Kruft, Korretsberg, 25.5.2015 (Foto: Armin Dahl)

Veröffentlicht 29. Mai 2015 von Armin Dahl in Auf Tour, Glasflügler, Raupen

Saisonstart bei den Glasflüglern   Leave a comment

Chamesphecia c.f. empiformis (Foto: Willi Wiewel)

Chamesphecia cf. empiformis, 15. Mai 2015 (Foto: Willi Wiewel)

“ heute den Zypressenwolfsmilch-Glasflügler in der Falle, bestückt
mit dem Pheromon Apiformis. Aufgestellt hatte ich die Falle zwischen 14:00 und 16:00 Uhr, 17° C, sonnig, in den Rheinwiesen in DU-Mündelheim“.

Warum ich den Falter hier mit „cf. empiformis“ vorstelle: Es  gibt am Fundort nicht nur Zypressenwolfsmilch, sondern auch Euphorbia esula, und die empiformis-Schwesterart Chamaesphecia tenthrediniformis fliegt angeblich ebenfalls das apifomis – Pheromon an.  Es bleibt also eine gewisse Restunsicherheit, bis mal jemand von uns einen der Falter direkt auf seiner Nahrungspflanze „erwischt“.

Übrigens scheint es jetzt richtig loszugehen: Aus Hagen meldet Josef Bücker den ersten Fund vom Kleinen Birken-Glasflügler Synanthedon culiciformis. Ohne Pheromon, ganz einfach so auf einer Blüte sitzend

Veröffentlicht 15. Mai 2015 von Armin Dahl in Arten / Listen, Glasflügler