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Die diesjährige gemeinsame Exkursion der Botaniker und Entomologen des Naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal führte in das Rotbachtal bei Schwerfen in der Eifel und zum nahe gelegenen Bürvenicher Berg. Bei mäßig warmen Wetter und eher bedecktem Himmel hielt sich die Ausbeute aus schmetterlingskundlicher Sicht in Grenzen. Das relativ junge Naturschutzgebiet Rotbachtal (seit 2004) war vielen von uns nicht bekannt. Bei der Wanderung stellte sich heraus, dass das Tal einiges an Potential hat, jedoch die Tal- und Hangwiesen teilweise noch mit einem hohen Nährstoffgehalt zu kämpfen haben. Dennoch gab es eine Anzahl botanischer Highlights zu bewundern, z.B. eine Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) kurz vor der Blüte. Abschließend ging es noch zu den Kalkmagerrasen am nahe gelegenen Bürvenicher Berg. Hier einige Fotos (für die Beschreibung bitte anklicken!)
Blick ins Rotbachtal bei Schwerfen (26.05.2019, Foto: Tim Laußmann)
Unsere Forschergruppe auf dem Weg durch das Rotbachtal. (Schwerfen, 26.05.2019, Foto: Tim Laußmann)
Siona lineata – Hartheuspanner (Rotbachtal bei Schwerfen, 26.05.2019, Foto: Tim Laußmann)
Inzwischen wieder etabliert: Cupido argiades – Kurzschwänziger Bläuling , ein Winzling unter den Bläulingen (Rotbachtal bei Schwerfen, 26.05.2019, Foto: Tim Laußmann)
Zahlreiche Gespinste der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte (Yponomeuta cagnagella) und anderer Yponomeutiden säumten den Weg. (Schwerfen, 26.05.2019, Foto: Tim Laußmann)
Die Streifenwanze (Graphosoma lineatum) breitet sich zusehends von Südwesteuropa nach Norden aus – im Rotbachtal keine Seltenheit auf Doldenblütlern wie z.B. Wiesen-Kerbel (Schwerfen, 26.05.2019, Foto: Tim Laußmann)
So können magere, artenreiche Wiesen aussehen! Eingesäte Wiese mit Wiesensalbei, Großem Ehrenpreis, Flockenblumen, Sonnenröschen usw… Leider geht sowas auch heute immer noch nur durch private Imitative. (Bürvenicher Berg, 26.05.2019, Foto: Tim Laußmann)
Pyrgus armoricanus – Mehrbrütiger Würfel-Dickkopffalter (Bürvenicher Berg, 26.05.2019, Foto: Tim Laußmann)
Entomologische Spitzenklasse: Pyrgus armoricanus – Mehrbrütiger Würfel-Dickkopffalter (Bürvenicher Berg, 26.05.2019, Foto: Tim Laußmann)
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Die Metamorphose einer Raupe zum Schmetterling ist sicher eines der faszinierendsten Schauspiele, die die Natur zu bieten hat. Aus ein und derselben genetischen Information entstehen zwei vollkommen unterschiedliche Lebewesen: kaum etwas lässt vermuten, dass aus dem unscheinbaren wurmförmigen Wesen einmal ein Schmetterling werden wird. Moderne Technik macht es möglich, die Entstehung eines Schmetterlings in der Puppe sichtbar zu machen und das ohne das Tier dabei beschädigen zu müssen: Prof. Ulrich Flögel vom Institut für Molekulare Kardiologie an der Uni Düsseldorf verfügt über ein Kernspinresonanzspektrometer das so modifiziert wurde, dass man damit Bilder aus dem Inneren von Lebewesen erzeugen kann. Im Wesentlichen wird die Verteilung von Wasser gemessen. Wo ansonsten Mäuse untersucht werden, wurden nun in einer explorativen Studie Puppen unseres „Haustieres“, des Kleinen Nachtpfauenauges, in verschiedenen Entwicklungsstadien in Hunderten von Schnittebenen angeschaut. Hier einige Bilder als Vorschau (bitte anklicken!). Wir hoffen, daraus in Zusammenarbeit mit Biologen an der Uni Düsseldorf ein interessantes Forschungsprojekt entwickeln zu können. Dazu müssen nun erstmal die gewonnen Daten gesichtet werden…
Entwicklung eines weiblichen Falters in der Puppe, Frontansicht: von links nach rechts: unentwickelte Puppe, Puppe ca. eine Woche vor dem Schlupf des Falters, Puppe etwa eine Stunde vor dem Schlupf des Falters, man beachte den mit Eiern gefüllten Hinterleib! (Bilder: Uli Flögel, Institut für Molekulare Kardiologie, Uni Düsseldorf)
Entwicklung eines männlichen Falters in der Puppe: von links nach rechts: unentwickelte Puppe, Puppe ca. eine Woche vor dem Schlupf des Falters, Puppe einen Tag vor dem Schlupf des Falters. Man beachte den mit Wasser und Abfallstoffen gefüllten Darm, der sich zum Ende der Entwicklung erweitert und die Flugmuskulatur im Brustteil (Bilder: Uli Flögel, Institut für Molekulare Kardiologie, Uni Düsseldorf)
Die Messung findet im Inneren eines mit flüssigem Helium und flüssigem Stickstoff gefüllten, supraleitenden Hochleistungsmagneten statt (Foto: Institut für Molekulare Kardiologie, Uni Düsseldorf)
Das mit dem Kernspinresonanzspektrometer gemessene Weibchen ist eine Stunde nach der Messung unbeschadet geschlüpft, hat sich gepaart und Eier abgelegt (Foto: Tim Laußmann)
Auch eine ausgewachsene Raupe wurde für die Messung vorbereitet. Die Raupe wurde mit einer Isofluran-Narkose betäubt, so dass sie während der Messung ruhig blieb. Sie hat sich mittlerweile verpuppt, also alles unbeschadet überstanden.
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Da wir eine aktualisierte Neuauflage unseres Jahresberichts „150 Jahre Schmetterlingsbeobachtung im Raum Wuppertal“ planen, habe ich begonnen, Fotos zu den noch vorhandenen aber auch zu den prominenten verschwundenen Arten zusammenzustellen. Bei den Tagfaltern fiel mir auf, dass ich eigentlich kein wirklich schönes Bild von Callophrys rubi, dem Grünen Zipfelfalter, habe. Warum ist das so? Nun, der Falter fliegt sehr früh im Jahr, ab Mitte April. Die Falter sind daher zu Beginn der Schmetterlings-Hochsaison im Mai schon recht „abgeflogen“, haben also bereits einige Flugtage hinter sich, Schuppen und Fransen sind verloren gegangen… zudem: unser einziger wirklich grüner Tagfalter beherrscht die Technik des „sich in Luft Auflösens“ wie kein anderer: Der scheue Falter setzt sich bei Sonnenschein oft nur ganz kurz, fliegt bei Annäherung auf, die grüne Untersite blitzt noch ein paar mal auf, die braune Oberseite macht den Falter zwischendurch fast unsichtbar – dann landet er wieder in der grünen Vegetation und ist dort perfekt getarnt und unauffindbar. Wenn es noch kühl ist, sonnt er sich gerne am Boden und zwar nie mit offenen Flügeln, sondern immer nur seitlich mit zusammengeklappten Flügeln. Dabei dreht und kippt er die Flügelunterseite gerade so, dass sie zur einfallenden Sonnenstrahlung im rechten Winkel steht. Das Problem für den Fotografen: um den Falter in seiner Pracht abzulichten, muss man sich von der Sonnenseite nähern – sobald aber ein Schatten auf den Falter fällt – schwupps kommt die Technik des sich in Luft Auflösens zum Einsatz. Kurz gesagt: diesen schönen Schmetterling in perfektem Zustand bei guter Ausleuchtung abzulichten ist eine echte Geduldsprobe.
Oft nehme ich mir für meine Fotoexkursionen exakt eine Schmetterlingsart als Zielart vor. Andere Bilder sind dann nur „Beifang“. Meiner Erfahrung nach sollte man an einem Tag mit heiterem, kühlen, aber weitgehend windstillem Wetter in der Frühe, also so ein – zwei Stunden nach Sonnenaufgang ins Gelände gehen. Dann sitzen viele Schmetterlinge in der Sonne um sich aufzuwärmen, breiten ihre Flügel aus und sind noch recht träge. Steht die Sonne hoch am Himmel und es ist wolkenlos, sind die meisten Schmetterlinge geradezu hyperaktiv, drehen sich hektisch bei der Nektarsuche auf Blüten hin und her und fliegen rasch auf, wenn man sich nähert.
Gesagt, getan: es musste ein gescheites Foto von Callophrys rubi her: Am „Osterdienstag“ war gutes Wetter angesagt, also um halb sieben ins Auto und auf in die Eifel. Das Ziel: der Kuttenberg bei dem Örtchen Eschweiler in der Nähe von Bad Münstereifel. Dort hatte ich den Falter schon vor mehr als zwanzig Jahren fotografiert. Doch vor Ort war es um halb acht gerade mal 10 Grad kalt, es gab hohe, relativ dichte Schleierbewölkung. Die Vegetation war auch noch recht weit zurück: die Schlüsselblumen gerade in voller Blüte. Ich hoffte also auf baldige Auflockerung und Sonne. Leider ging das so über zwei Stunden, dann gab es einen kurzen Moment Sonne: und siehe da, ein Grüner Zipfelfalter flatterte vor mir auf, sonnte sich kurz, doch mehr als ein Beweisfoto war nicht drin. Dann wieder zwei Stunden keine Sonne – zu einem einzigen Gelbspanner (Opisthograptis luteolata), der sich netterweise auf einer gerade hervorsprießenden Knabenkrautblüte niedergelassen hatte, und einem mehr oder weniger unterkühlten Kleinen Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus) hatte ich schon ein persönliches Verhältnis aufgebaut. Ein echter Frust, also entschied ich mich gegen zwölf Uhr aufzugeben. Beim Verlassen der Fläche schaute ich noch einmal ober die zahlreichen Löwenzahnblüten auf der angrenzenden extensiv gepflegten Wiese – ich wusste, dass die Falter dort gerne Nektar saugen – und siehe da: ein einziger frischer Grüner Zipfelfalter saß recht unterkühlt und träge auf einer Blüte – ich konnte es kaum glauben. Seht hier nun die Fotos (anklicken!), die ich aufnehmen konnte, bevor der Schmetterling sich wieder mal – in Luft auflöste!
Blick vom Kuttenberg Richtung Eschweiler. Foto: Tim Laußmann, Kuttenberg (Eifel), 23. April 2019
Opisthograptis luteolata – Gelbspanner, Foto: Tim Laußmann, Kuttenberg (Eifel), 23. April 2019
Die ersten Knabenkräuter wagen sich hervor. Die Kalkkuppen um Eschweiler sind bekannt für ihr reichhaltiges Orchideenvorkommen. Eine Voraussetzung: kalkhaltige, extrem magere Böden ohne Düngereintrag. Foto: Tim Laußmann, Kuttenberg (Eifel), 23. April 2019
Coenonympha pamphilus – Kleines Wiesenvögelchen Foto: Tim Laußmann, Kuttenberg (Eifel), 23. April 2019
Callophrys rubi – Grüner Zipfelfalter, ein erstes Beweisbild. Foto: Tim Laußmann, Kuttenberg (Eifel), 23. April 2019
Callophrys rubi – Grüner Zipfelfalter – bei kühlem Wetter sehr zutraulich, Foto: Tim Laußmann, Kuttenberg (Eifel), 23. April 2019
Callophrys rubi – Grüner Zipfelfalter, Foto: Tim Laußmann, Kuttenberg (Eifel), 23. April 2019
Callophrys rubi – Grüner Zipfelfalter, Foto: Tim Laußmann, Kuttenberg (Eifel), 23. April 2019
Callophrys rubi – Grüner Zipfelfalter, Foto: Tim Laußmann, Kuttenberg (Eifel), 23. April 2019
Acker mitten im Naturschutzgebiet: frisch mit Gülle gedüngt (dunkle Streifen). Auch wenn ich die Hintergründe dazu nicht kenne: muss es sein, dass man in diesem sensiblen Bereich mit Gülle düngt? Generell frage ich mich: kann man die Bauern nicht angemessen entlohnen um diesen oder vergleichbare Äcker im Sinne eines Vertragsnaturschutzes zu pflegen? Auf das bisschen Weizen kann es doch nicht ankommen? Foto: Tim Laußmann, Kuttenberg (Eifel), 23. April 2019
Acker mitten im Naturschutzgebiet: frisch mit Gülle gedüngt (dunkle Streifen). Foto: Tim Laußmann, Kuttenberg (Eifel), 23. April 2019
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Der Verlust an Artenvielfalt und Biomasse bei Insekten ist – glücklicherweise – immer noch ein Thema. Daher möchte ich aus aktuellen Anlass nochmal unsere bereits im Jahr 2010 publizierten Erkenntnisse zu den Ursachen des „Schmetterlingsschwunds“ speziell im Raum Wuppertal zusammenfassen. Eine ausführliche Version gibt es hier: JB 2010 zu lesen, eine komprimierte Zusammenfassung hier: EZ 2010. Wer ganz in die Tiefe gehen will, kann sich auch die zugrunde liegende Excel-Tabelle ansehen: Auswertung Entwicklung der Falterfauna im Raum Wuppertal
Die systematische Beobachtung von Schmetterlingen hat im Raum Wuppertal eine sehr lange Tradition. Daher liegen uns heute recht detaillierte Daten aus einem Zeitraum von ca. 150 Jahren vor. Somit können wir die langfristige Entwicklung der Schmetterlingsfauna der Region näher zu beleuchten. Gustav Weymer publizierte seine Schmetterlingsbeobachtungen im heutigen Raum Wuppertal erstmals 1863 in den Jahresberichten des Naturwissenschaftlichen Vereins von Elberfeld und Barmen und ergänzte diese im Jahr 1878. Hinzu kamen Notizen über die Lepidopterenfauna der Hildener Heide im Jahr 1908 (Weymer 1908). Unsere Kenntnis über die Wuppertaler Schmetterlingsfauna ab ca. 1920 verdanken wir vor allem den ausgesprochen engagierten Lepidopterolgen Helmut Kinkler, Willibald Schmitz, Friedhelm Nippel und Günter Swoboda, die in den 1970er und 1980er Jahren Sammlungen und Daten aus dem Bergischen Land von über 70 Schmetterlingskundlern zusammentrugen. Zusammen mit unseren eigenen Beobachtungen ab dem Jahr 1990 ergibt sich in klares Bild: Der Artenverlust betrifft -Überraschung- hauptsächlich Charakterarten offener Landschaften.
Ich kann mich gut an lange Abende erinnern (denn wir sind ja Hobby-Entomologen), in denen wir damals Daten ausgewertet und die historischen Häufigkeitsangaben zu einzelnen Arten diskutiert haben. Die Quintessenz habe ich hier noch einmal „kondensiert“:
Es wurden im Raum Wuppertal insgesamt 734 Großschmetterlingsarten (Stand 2010) in den vergangenen ca. 150 Jahren beobachtet. Davon waren 107 Einzelfunde (Arten, die nur wenige Male beobachtet wurden und bei denen unklar ist, ob sie bodenständig und extrem selten oder schwer zu beobachten sind oder sich nur in das Gebiet „verirrt“ hatten). Weitere 112 Arten konnten wir hinsichtlich ihrer Häufigkeitsentwicklung nicht bewerten, weil sie bekanntermaßen schwer zu beobachten oder zu bestimmen sind (z.B. Glasflügler, einige Blütenspanner, Sackträger und Arten, die im Beobachtungszeitraum als zwei verschiedene Arten erkannt wurden). Es verbleiben 515 Arten, die hinsichtlich ihrer Häufigkeitsentwicklung bewertet werden konnten. Davon haben 29 % der Arten in ihrer Häufigkeit abgenommen (oder sind verschwunden), 123 waren und sind selten, 190 sind gleichbleibend häufig, 52 Arten haben in ihrer Häufigkeit zugenommen.
Nun stellt sich die Frage nach einer ökologischen Bewertung. Hierzu verweisen wir auf das „Praxishandbuch Schmetterlingsschutz“, aus welchem wir die Biotopansprüche jeder einzelnen Art entnommen haben. Wer heute nach Ursachen für den Artenrückgang bei Insekten fragt, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen!
Es stellt sich -wenig überraschend- heraus, dass sich unter den Arten mit abnehmender Häufigkeit im Wesentlichen Charakterarten befinden, also solche, die eine hohe Biotop-Spezialisierung aufweisen. Dem stehen die „Ubiquisten“, also relativ anspruchslose, ökologisch flexible Arten gegenüber (Arten, die weder Charakterart noch Ubiquist sind, sind nicht dargestellt).
Das eigentlich Interessante ist, dass die Arten, die auf offene Landschaftstypen spezialisiert sind, besonders von dem Häufigkeitsrückgang betroffen sind. Hierbei sind die Arten, die Moore, Heiden und Trockenrasen bewohnen, hervorzuheben. Diese sind der Trockenlegung von Feuchtwiesen und Mooren oder der Aufforstung von offener (Heide-) Landschaft insbesondere nach dem 2. Weltkrieg zum Opfer gefallen.
Für die Biotope Wald, Waldrand oder Gebüsch, ist der Rückgang besonders bei den Arten eklatant, die in Niederwäldern vorkommen oder trockene Wälder, Gebüsche und Säume bevorzugen. Die Niederwaldwirtschaft (zur Gewinnung von Brennmaterial und Herstellung von Holzkohle) wurde spätestens in der Mitte das 20. Jahrhunderts aufgegeben. Säume und Gebüsche in offener Landschaft fielen der Flurbereinigung Mitte des 20. Jahrhunderts zum Opfer. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass das Bergische Land bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts als „frei von Wald“ galt. Bei der Wiederaufforstung gab es aber auch „Gewinner“: Charakterarten von Buchenwäldern, bleiben überwiegend häufig.
Besonders solche Arten, die in vom Menschen stark beeinflussten Landschaften vorkommen, bleiben häufig. Dies sind jedoch meist relativ „flexible“ Arten ohne hohe Biotopansprüche.
Interessant ist auch, welche Arten in den letzten 150 Jahren häufiger wurden. Unter den Schmetterlingen, bei denen wir von einer Zunahme der Population ausgehen können, sind sieben Arten, die in der Literatur als Wärme liebend bekannt sind. Diese Arten finden wir meist auf stillgelegten Bahnanlagen und in Steinbrüchen mit xerothermen Mikroklima, so dass hier ein unmittelbarer Einfluss des globalen Klimawandels schwer belegbar ist (z.B. Möndcheneule Calophasia lunula, Leimkraut-Nelkeneule Hadena perplexa, Kompasslatticheule Aetheria dysodea). Hinzu kommen noch zwei aus der atlantischen Klimazone stammende, anspruchslose „Arealerweiterer“, Agrotis puta (Hübner, 1803) und Omphaloscelis lunosa (Haworth, 1809), welche heute zu den häufigen Arten im Bergischen Raum gehören.
Man stellt bei der Betrachtung der Daten aber auch einige Merkwürdigkeiten fest: So waren der Mädesüß-Perlmuttfalter Brenthis ino (Rottemburg, 1775) und das Landkärtchen Araschnia levana (Linnaeus, 1758) zu Weymers Zeiten nicht vorhanden und heute relativ regelmäßig bis häufig zu beobachten. Bemerkenswert auch, dass das Waldbrettspiel Pararge aegeria im Raum Wuppertal zwischen ca. 1960 und 1990 verschwunden war und dann wieder aus dem Rheintal an der Wupper entlang auftauchte. Umgekehrt ist der Kleine Heufalter (oder kl. Wiesenvögelchen) Coenonympha pamphilus in den letzten Jahren aus dem Bergischen Land verschwunden. Es gibt offenbar auch unbekannte Faktoren, die die Häufigkeit einzelner Arten beeinflussen.
Dennoch bleibt festzuhalten: der Verlust an blütenreicher, offener Landschaft, an Hecken und Säumen sowie lichten, warmen Wäldern, ist der Hauptgrund für den Artenschwund bei den Schmetterlingen. Wer nun nach Forschung zu unbekannten Ursachen ruft, kann ja an dieser Stelle schon beginnen und dem entgegenwirken, denn wenn wir erst jetzt mit universitärer Forschung anfangen und Langzeitbeobachtungen durchführen, ist vieles in 10 Jahren bereits verloren.
Literatur:
LAUSSMANN, T., A. RADTKE, T. WIEMERT & A. DAHL (2009): 150 Jahre Schmetterlingsbeobachtungen in Wuppertal – Langfristige Veränderungen in der Lepidopterenfauna der Region. – Jahresberichte des Naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal, 61: 31-100; Wuppertal. zum Download
LAUSSMANN, T., A. RADTKE, T. WIEMERT & A. DAHL (2010) 150 Jahre Schmetterlingsbeobachtungen in Wuppertal – Auswirkungen von Klima- und Landschaftsveränderungen (Lepidoptera). – Ent. Zeitschrift 120 (6): 268-277. zum Download
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Kaum zeigt sich die Sonne und die Temperaturen steigen über 15 Grad, tauchen die ersten Zitronenfalter auf. So auch am vergangenen Samstag (16.02.). Die Falter scheinen diesen Winter bisher gut überstanden zu haben – gleichzeitig flatterten so gegen 14 Uhr vier Falter an unserer mit Efeu bewachsenen Garage herum. Doch was suchen sie da? Das Efeu ist längst verblüht – Nektar kann es also nicht sein. So schaute ich mir das Schauspiel eine Weile an und siehe da- ein Falter nach dem anderen landete auf den Blättern und verschwand sogleich darunter zur Nachtruhe – Flügel und Fühler zusammengelegt. Und so verharrten sie auch die ganze frostige Nacht bevor sie am nächsten Tag gegen 11 Uhr wieder aktiv wurden.
Jürgen Hensle schreibt dazu im lepiforum: „[Der Zitronenfalter] bevorzugt Bäume und Gebüsch, dichtes Brombeergestrüpp oder Heidekraut. Hier sitzt er recht offen und kann von aufmerksamen Beobachtern dann auch im Winter entdeckt werden.“
Diese Überwinterer suchen sich also andere Plätze aus als der Kleine Fuchs oder das Tagpfauenauge, welche sich im Winter gerne in Höhlen, Garagen, Unterführungen, Dachböden und Kellern verkriechen.
Dank seines entspannten Lebensstils mit Sommer- und Winterruhe sind die Zitronenfalter – die im Februar schon ca. 7 Monate alt sein dürften – immer noch bemerkenswert gut in Schuss. Hier ein paar Bilder (für die Beschreibung bitte anklicken!):
Eine ganz passable Tarnung unter einem Efeublatt: Gonepteryx rhamni – Zitronenfalter, 16.02.2019, Leverkusen (Foto: Tim Laußmann)
Am nächsten Morgen lacht nach frostiger Nacht die Wintersonne: Zeit zum aufwachen! Gonepteryx rhamni – Zitronenfalter, 17.02.2019, Leverkusen (Foto: Tim Laußmann)
Auch im Sommer kann man die Falter nachts ruhend unter Blättern finden – wie hier in Kröv an der Mosel bei einer unserer Nachtexkursionen. Gonepteryx rhamni – Zitronenfalter, Mosel, Kröv 29.08.2014 (Foto: Tim Laußmann)
An einem regnerischen Tag in Wuppertal bleibt man am besten in seinem „Versteck“: Gonepteryx rhamni – Zitronenfalter, 24.06.2017, Wuppertal Beyenburg (Foto: Tim Laußmann)
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Bei unserem letzten Treffen („Jahresrückblick“) am 29.01.2019 in der Station Natur und Umwelt habe ich einen kurzen Filmausschnitt von unserer Moselexkursion Mitte Juni 2018 gezeigt, in dem das „Paarungsritual“ des Kleinen Fuchs zu sehen war. Das Ritual fand in den späten Nachmittagsstunden auf einem besonnten Weg in den Weinbergen im Dhrontal statt. Ich habe vier Standbilder aus dem Film isoliert und die Position der Fühlerspitzen rot markiert. Im ersten Schritt klappt das hinter dem Weibchen sitzende Männchen die Fühler über dem Kopf zusammen (ähnlich, wie es auch in Schlafhaltung geschieht), dann wird der Kopf leicht nach hinten („in den Nacken“) beweckt, offenbar um Schwung zu holen. Anschließend „klopft“ das Männchen deutlich hörbar in einer sehr schnellen Bewegung auf den Hinterleib oder auch auf die Flügelbasis des Weibchens. Dieses Ritual wiederholt sich etwa alle 1,5 bis 2 Sekunden. Hat der Bewerber oft genug angeklopft und ist er dem Weibchen genehm, suchen die Falter einen geschützten Ort für die Paarung auf, wo sie sich dann auf ihre perfekte Tarnung verlassen. Dasselbe Ritual, das auch schließlich zur Paarung führte, konnte ich bereits 1992 am Schee (im Norden Wuppertals) auf einer stillgelegten Bahntrasse in den Abendstunden beobachten. Die Falter saßen am Fuß einer mit Moos und Flechten bewachsenen Mauer am alten Bahnhof Schee.
Paarungsritual Kleiner Fuchs (Aglais urticae), rot markiert: die Position der Fühlerspitzen des Männchens. Die Fotos wurden aus einem Video isoliert. Dhrontal (Mosel), 16.06.2018 (Fotos: Tim Laußmann)
Kleiner Fuchs, Aglais urticae, Schee (bei Wuppertal) 15. Mai 1992 (Foto: Tim Laußmann)
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Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende zu. Für mich war dieses Jahr wirklich bemerkenswert. Noch nie habe ich einen Sommer erlebt, der so früh begonnen hat, so spät endete und dabei so wenig Regen mit sich brachte. Ebenso bemerkenswert war die Vielfalt an Schmetterlingen, die ich dieses Jahr beobachten konnte. Besondere Highlights waren die Fahrten in die Umgebung von Monschau und zum Bausenberg bei Niederzissen im Mai, die Mosel-Exkursion im Juni und die Eifel-Exkursion im Juli. Was auf den ersten Blick positiv erscheint, gibt einem dennoch zu denken: Ich erinnere mich, dass noch Anfang der 1990er Jahre die Mosel-Apollo Exkursionen üblicherweise Ende Juni stattfanden. Dieses wie auch letztes Jahr blieb meine Suche nach Apollofaltern Ende Juni leider erfolglos. Die Flugzeit hat sich schon seit längerem auf Anfang Juni verschoben.
In Sachen Schmetterlingsschutz ist im Jahr 2018 etwas in Bewegung geraten: Das Thema „Insektensterben“ hat es bis in die Bundespolitik gebracht! Sicher ein besonderer Verdienst der Krefelder Insektenkundler. Dennoch sind die Gründe für den Insektenschwund (vor allem außerhalb von Naturschutzgebieten) seit den frühen 1980er Jahren bekannt. Dass man nun auf politischer Ebene meint, bevor man etwas tut, sollte ein bisschen Geld in die Ursachenforschung gesteckt werden, hat bei mir zu einem zugegebenermaßen etwas emotionalen Ausbruch geführt. Die Vorträge beim diesjährigen Westdeutschen Entomologentag haben bei mir vor allem den Eindruck erweckt, dass wir Insektenkundler uns gegenseitig die bekannten Ursachen berichten können, aber die politisch Verantwortlichen weiterhin auf Verzögerungstaktik setzen – nach dem Motto: wir geben den Forschern ein bisschen Geld (was ja grundsätzlich nicht schlecht ist) dann ist erstmal Ruhe im Karton, dann gründen wir einen Arbeitskreis, dann schauen wir mal… Ähnliche Phänomene erleben wir ja bei der „Kohlekommission“, der „Diesel-Krise“, der „Bildungsoffensive“, der „Verkehrswende“, der „Agrarwende“, der „Energiewende“, dem „Pflegenotstand“, der „Digitalisierung“ und so weiter und so fort. Alles schicke Worte, bei denen man zunehmend den Eindruck hat, dass nur suggeriert werden soll es werde auch gehandelt. Die erschreckende Erkenntnis: die Politik ist selbst angesichts der überbordenden Probleme überfordert, erstickt in der selbst geschaffenen Bürokratie und kann oder will die Macht, mit der sie vom Volk ausgestattet wurde, nicht nutzen. Stattdessen erleben wir das, was die Römer schon als „Brot und Spiele“ bezeichneten: Politiker agieren wie in einer „Reality-Show“ oder einer „Home-Story“: wer bekommt welchen Posten, wer hat was gesagt, was er der nun schon wieder gemacht? Besonders nervig: wer wird nächster Präsident von irgendeinem Amt für Irgendwas? Und als besonders perfides Ablenkungsmanöver: Die „Mutter aller Probleme“ ist ausgemacht: Die Migration. Für mich noch das Schlimmste: die Medien springen auf jeden dieser albernen Züge auf. In Tagesthemen und Heute-Journal konnte man schon im Vorspann die nervigsten Politiker und Amtsträger täglich wiederkehrend bewundern.
Aber zurück zu den Schmetterlingen: Meiner Meinung nach wäre es ein Leichtes schnell etwas für die Insektenwelt zu tun. Neben den bekannten Maßnahmen, die kaum Geld kosten (siehe der Beitrag vom März 2018), könnte man auch darüber nachdenken, die Insekten als Bestäuber zum wichtigen Wirtschaftsgut zu erklären. Landwirte, die sich der „Zucht und Pflege“ der Insektenwelt widmen, bekommen für insektenfreundliche Offenlandpflege genauso viel Geld, als würde dort Getreide wachsen. Quasi als „Insektenbauer“. Denn wenn Geld fließt, wird die Produktion von Insekten optimiert werden, ähnlich wie die Produktion von Schweinen und Hühnchen. Woher das Geld dafür kommt? Tja, da müssen wohl die Preise für Lebensmittel um ein paar Cent steigen. In jedem Fall wären auch Steuergelder dafür sinnvoll angelegt, schließlich ist die Landwirtschaft sowieso hochgradig subventioniert.
Immerhin gibt es erste Lichtblicke, Widerstand regt sich, die Rückkehr zur Sachpolitik scheint langsam Fahrt aufzunehmen. Für mich erstaunlich: die EU-Kommission setzt hier Maßstäbe z.B. mit ambitionierten Anforderungen an den CO2-Ausstoß von Fahrzeugen und dem Verbot von Einwegplastik. Natürlich ist das Gejammer der Industrie groß, aber das ist schlicht und einfach normal und nicht anders zu erwarten. Hierzu kann ich mich noch sehr gut an die Diskussionen und das Gejammer der Automobilindustrie in den 1980er Jahren erinnern: Schwefelarmer Kraftstoff? Bleifreies Benzin? Katalysator? Das ging gar nicht. Entschwefelung ist teuer, das Benzin dann unbezahlbar, die Motoren gehen ohne Tetraethylblei kaputt, der Motor hat mit Katalysator 5 PS weniger usw.. Nachdem es eine klare Ansage der Politik gab, lief die Sache dann doch recht schnell. Heute unvorstellbar, dass wir damals tatsächlich tonnenweise giftiges Blei in der Umwelt verteilt haben und der Ausstoß an Stickoxiden und Schwefeldioxid aus dem Ruder lief.
Auch in den Medien wird nun mehr über den Klimawandel, das Insektensterben und die Notwendigkeit eines Mentalitätswandels berichtet, es wird nicht mehr alles so hingenommen. Das gibt Anlass zur Hoffnung.
Anbei noch Bilder meiner persönlichen Highlights des Jahres (bitte anklicken für die Bildbeschreibung). Frohe Weihnachten und einen guten Übergang ins Neue Jahr 2019!
Blauschillernder Feuerfalter, Lycaena helle, ein Männchen. Fotografiert in der Nähe von Monschau, 11. Mai 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Blauschillernder Feuerfalter, Lycaena helle, ein Weibchen. Fotografiert in der Nähe von Monschau, 11. Mai 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Kam bei einer Gartenparty in Leverkusen an mir vorbei geflogen: Buchenblattlaus, Phyllaphis fagi. Ich dachte erst an einen Flusen, aber dann änderte dieser aktiv die Richtung… Leverkusen 27. Mai 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Pflaumen-Zipfelfalter, Satyrium pruni, Bausenberg bei Niederzissen, 31. Mai 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Weißbindiges Wiesenvögelchen, Coenonympha arcania, Bausenberg bei Niederzissen, 31. Mai 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Gefunden in Solingen: Lucanus cervus, der Hirschkäfer, 02. Juni 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Immer wieder schön: Deilephila elpenor, der Mittlere Weinschwärmer, Leverkusen, 03. Juni 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Zum Schmetterling des Jahres 2019 gekürt: Melanargia galathea, der Schachbrettfalter, Eifel, Thuir, Biesberg, 04. Juni 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Einer fehlt, oder? Gerade geschlüpfte Larven der Braunen Randwanze, Leverkusen, 09. Juni 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Eine winzige Schönheit: Adela violella, eine Langhornmotte, bei der Eiablage an Johanniskraut bei mir im Garten in Leverkusen, 10. Juni 2018
Großer Schillerfalter, Mosel-Exkursion 2018. Dhrontal, 16. Juni 2018
Kleiner Schillerfalter, Apatura ilia, bei der Mosel-Exkursion 2018. Dhrontal, 17. Juni 2018
Die Glühwürmchen, Lamprohiza splendidula, schreiben ihre Botschaften in die Nacht, Mosel-Exkursion 2018. Dhrontal, 16. Juni 2018
Ein stark gefährdetes Kleinod: der Hochmoor-Perlmutterfalter, Boloria aquilonaris, in seinem von „Agrarwüste“ umgebenen Biotop „Strohner Märchen“, 27. Juni 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Das Schicksal der Schmetterlinge liegt in unserer Hand: Der seltene Graubindige Mohrenfalter, Erebia aethiops, saugt gerne an Schweiß. Schmetterlingspfad in Nettersheim, 15. Juli 2018 (Foto: Tim LAußmann)
Mein persönliches Highlight bei der Exkursion in das Lampertstal (Eifel) am 15. Juli 2018: Ein offenbar noch ganz frisches Weibchen des Brauner Feuerfalters, Lycaena tityrus, ist einer veränderlichen Krabbenspinne, Misumena vatia, zum Opfer gefallen. Ein Bild von schauriger Schönheit. (Foto: Tim Laußmann)
Der Eichen-Prozessionsspinner, Thaumetopoea processionea, tauchte am 21. Juli 2018 bei mir im Garten in Leverkusen in großer Zahl am Licht auf. Wieder ein Neuzugang zu unserer Schmetterlingsfauna, sicher nicht so beliebt wie andere Schmetterlinge… (Foto: Tim Laußmann)
Blick vom Gipfel des Vulkans Birigoyo auf die Passatwolken, die sich an der Ostseite der Kanareninsel La Palma aufstauen, über den Berggrat Cumbre Nueva in das Tal auf der Westseite „fließen“ und sich dabei auflösen. La Palma, 18. August 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Cyclyrius webbianus, ein auf den Kanaren endemischer Bläuling, La Palma, 22. August 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Cyclyrius webbianus, ein auf den Kanaren endemischer Bläuling. Hier ein frisch geschlüpftes Weibchen. La Palma, 13. August 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Aricia agestis cramera, erinnert an unseren Sonnenröschen-Bläuling, La Palma, 20. August 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Die heimlichen Herrscher der Insel La Palma: von Meereshöhe bis 2.400 Meter vertreten: die endemische Eidechse Gallotia galloti palmae. Sie frisst alles, was dem Wanderer zu Boden fällt und ist dabei gar nicht scheu. La Palma, 18. August 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Rote Klippenkrabbe, Grapsus adscensionis, La Palma, 23. August 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Blick über die Vulkankette des Birigoyo auf die Milchstraße. La Palma, 12. August 2018 (Foto: Tim Laußmann)
Blick in das Zentrum der Milchstraße: ob das Universum interessiert, was wir auf unserem Krümel im Weltall treiben? La Palma, 15. August 2018 (Foto: Tim Laußmann)
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Mindestens einmal im Jahr treffen wir uns zum gemeinsamen „Leuchtabend“ an der Naturschule Grund.
Die alte Schule im Ortsteil Grund beherbergt die Umweltbildungsstation der Stadt Remscheid. Hier wird Wert auf Artenvielfalt gelegt: Das weitläufige Gelände bietet zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. So ist der angelegte Apothekengarten absolut sehenswert. Hier findet man Wildpflanzen genauso wie bekannte und in Vergessenheit geratene Nutz- und Zierpflanzen.
Diese Vielfalt macht sich natürlich auch bei den Schmetterlingen bemerkbar: Die meisten Arten sind als Raupe auf bestimmte Futterpflanzen angewiesen: Je mehr Pflanzenarten desto mehr Schmetterlingsarten. So zeigten sich am 14. September 2018 bei kühlen 15-18 Grad und leicht bedecktem Himmel über 40 Groß-und Kleinschmetterlingsarten an den „Köderschnüren“ und „Leuchttürmen“. Eine Zahl, die für die Jahreszeit, die Region und die eher kühle Ortslage in Remscheid bemerkenswert ist. Dem pädagogischen Leiter der Naturschule Grund, Jörg Liesendahl, gilt wie immer unser besonderer Dank!
Hier einige Bilder des Abends (Bitte anklicken!).
Reges Treiben an der mit Wein-Zucker-Lösung getränkten Köderschnur (Naturschule Grund, 14.09.2018, Foto: Tim Laußmann)
Farblich perfekt an das Herbstlaub angepasst: Tiliacea aurago – Rotbuchen-Gelbeule (Naturschule Grund, 14.09.2018, Foto: Tim Laußmann)
Tiliacea aurago – Rotbuchen-Gelbeule, in einer anderen Farbvariante (Naturschule Grund, 14.09.2018, Foto: Tim Laußmann)
Nach eine der herbstlichen „Gelbeulen“: Xanthia togata – Violett-Gelbeule am Köder (Naturschule Grund, 14.09.2018, Foto: Tim Laußmann)
In der Region gar nicht so häufig: Agrochola litura – Schwarzgefleckte Herbsteule (Naturschule Grund, 14.09.2018, Foto: Tim Laußmann)
Nett, aber am Leuchtturm eher störend. Hornissen tummelten sich in großer Zahl an den Leuchttürmen und sorgten bei den Nachtfalter – Beobachtern für ein gewisses Unbehagen (Naturschule Grund, 14.09.2018, Foto: Tim Laußmann)
Laspeyria flexula – Sicheleule (Naturschule Grund, 14.09.2018, Foto: Tim Laußmann)
Ebenfalls hübsch anzuschauen: die Faulholzmotte Carcina quercana (Naturschule Grund, 14.09.2018, Foto: Tim Laußmann)
Sieht (mit Abstand gesehen) aus wie Vogelkot: der Wickler Acleris variegana (Naturschule Grund, 14.09.2018, Foto: Tim Laußmann)
Eine, wenn auch kleine, Schönheit: der Zünsler Oncocera semirubella (Naturschule Grund, 14.09.2018, Foto: Tim Laußmann)
<< ———– Nachtrag von Armin —————->>
Und hier die ganze Artenliste
Micros
Tischeria ekebladella Mine 10 – an Eiche
Macrosaccus robiniella Mine 3 – an Robinie
Carcina quercana 10
Acleris rhombana 1
Acleris variegana 1
Hypsopygia costalis 1
Oncocera semirubella 2 – steht auf der Roten Liste Bergisches Land mit „1“ – vom Aussterben bedroht!
Crambus perlella 1
Cydalima perspectalis 2 – andlich auch in Remscheid angekommen!
Großschmetterlinge
Watsonalla binaria 2
Watsonalla cultraria 2
Drymonia obliterata 1 – zweite Generation!
Phragmatobia fuliginosa 1 -frischer Falter, dritte Generation?
Opisthograptis luteolata 3
Peribatodes rhomboidaria 3
Campaea margaritaria 2
Pungeleria capreolaria 1
Idaea aversata 5
Epirrhoe alternata 1
Camptogramma bilineata 1
Chloroclysta siterata 1
Dysstroma truncata 1
Thera britannica 3
Colostygia pectinataria 3
Gymnoscelis rufifasciata 1
Laspeyria flexula 5
Hypena proboscidalis 4
Rivula sericealis 3
Amphipyra pyramidea 7
Phlogophora meticulosa 1
Xanthia togata 1
Tiliacea aurago 1
Sunira circellaris 1
Agrochola litura 3
Conistra vaccinii 7
Ochropleura plecta 1
Noctua pronuba 8
Noctua comes 2
Noctua fimbriata 1
Noctua janthina 1
Xestia xanthographa 4
Oncocera semirubella: Die schwarzen Kästchen zeigen die aktuellen Nachweise seit 2001, das rote Kästchen markiert denMTB-Quadranten 4709,3 in dem Remscheid-Grund liegt.
„Bestes“ Ergebnis des Abends ist mit Sicherheit der Fund von Oncocera semirubella auf dem ehemaligen Sportplatz neben der Naturschule Grund. Der Falter hat sich in den letzten Jahren aus dem Tiefland bis ins kühle, regenreiche Remscheid vorgearbeitet und besiedelt jetzt offenbar auch das Bergische Land. Auf der Roten Liste Bergisches Land (SCHUMACHER et al. 2010) steht der Falter noch in Kategorie „1“ – vom Aussterben bedroht!
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Am Sonntag, 15.07.2018, kündigte sich schon morgens früh an, dass es ein heißer Tag werden sollte. Bei wolkenlosem Himmel steuerten wir unser Exkursionsziel, den Steinbruch Sönsberg bei Dahlem in der Eifel, an.
Manche von uns machten vorher (oder nachher) noch einen Abstecher zum Schmetterlingspfad bei Netterheim. Schon morgens um kurz nach 8 Uhr sonnten sich dort die ersten Waldteufel (Erebia aethiops, auch: Graubindiger Mohrenfalter). Die dunkel gefärbten Tiere erreichten schnell ihre „Betriebstemperatur“, so dass es nicht einfach war, die Falter in Ruheposition vor die Linse zu bekommen. Da es auch an den Tagen zuvor sehr trocken war, zeigten die Tiere ein für Mohrenfalter typisches Verhalten: Sie saugen sehr gerne Feuchtigkeit von der Haut – nicht das schönste Fotomotiv – aber die Tiere sind dabei ausgesprochen zutraulich und lassen sich auch von der einen Hand auf die andere setzen.
Bei Ankunft am Treffpunkt Steinbruch Sönsberg an der B51 war die Temperatur um 11 Uhr schon unangenehm hoch. Aber die 15 Schmetterlingskundler konnte das nicht abschrecken: Nach gut zwei Stunden gemächlicher Wanderung durch das Gebiet kam eine ordentliche Artenliste zusammen, die insbesondere von dem Silbergrünen Bläuling (Lysandra coridon) dominiert wurde. Für das Gebiet wurde uns von der Unteren Naturschutzbehörde in Euskirchen eine Befreiung vom Betretungsverbot des Naturschutzgebiets erteilt (besten Dank dafür!). Jedoch mussten wir feststellen, dass der kleine See am Grund des Steinbruchs regelmäßig als Badesee genutzt wird.
Anschließend ging es über Nonnenbach und Ripsdorf in das Lampertstal. Dort fanden wir zahlreiche Kaisermäntel (Argynnis paphia) vor. Ein weiteres Highlight war ein von einer Krabbenspinne erlegter Brauner Feuerfalter (Lycaena tityrus).
Hier einige Fotos (Bildbeschreibung: bitte Bilder anklicken). Weitere Infos finden sich auf der Seite der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen.
Frische Tiere des Graubindigen Mohrenfalters (Erebia aethiops) zeigen auf den Vorderflügeln ein Schimmern, welches zwischen blau-violett und grünlich variiert (am Vorderrand der Flügel zu erkennen). Nettersheim, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Der Graubindige Mohrenfalter (Erebia aethiops) gehört in Nettersheim zu den häufigen Tagfaltern. Zu Beginn eines heißen Tages saugt der Falter Flüssigkeit auf der Haut – ein für diesen Mohrenfalter typisches Verhalten. Nettersheim, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Am Grund des Steinbruchs befindet sich ein See, der so manchen zum baden einlädt (was in dem Naturschutzgebiet nicht erlaubt ist). Steinbruch Sönsberg bei Dahlem, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Dieses Schild konnte uns Schmetterlingskundler nicht aufhalten. Steinbruch Sönsberg bei Dahlem, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Ein schöner, großer Bläuling: der Silbergrüne Bläuling (Lysandra coridon) war der häufigste Schmetterling im Steinbruch Sönsberg. Hier ein Männchen. Steinbruch Sönsberg bei Dahlem, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Ein Pärchen des Silbergrünen Bläulings (Lysandra coridon). Schön zu sehen: der Geschlechtsdimorphismus: Das Männchen hellgrau, das Weibchen braun. Steinbruch Sönsberg bei Dahlem, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Silbergrünen Bläulingen (Lysandra coridon) und einigen Wanzen ist es Wurst woran sie saugen: Hauptsache feucht. Steinbruch Sönsberg bei Dahlem, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Ein Exemplar aus dem Artkomplex der Tintenfleck- oder Senfweißlinge: Leptidea sinapis oder L. reali oder L. juvernica. Sagen wir mal: ein realer Senfweißling. Steinbruch Sönsberg bei Dahlem, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Klein aber fein: ein Schmuck-Kleinspanner (Scopula ornata). Steinbruch Sönsberg bei Dahlem, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Auch was für Botaniker: Gewöhnlicher Fransenenzian (Gentianopsis ciliata). Steinbruch Sönsberg bei Dahlem, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Keine Rarität, aber immer wieder schön: der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) im Gegenlicht. Steinbruch Sönsberg bei Dahlem, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Auch dem großen Perlmuttfalter (Speyeria aglaja) ist es zu heiß: er saugt am Boden Feuchtigkeit auf – direkt daneben lag die Hinterlassenschaft eines Säugetiers… Steinbruch Sönsberg bei Dahlem, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Ein Braunkolbiger Braundickkopffalter (Thymelicus sylvestris) bei der Eiablage an Gräsern. Steinbruch Sönsberg bei Dahlem, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Am Hang oberhalb des Steinbruchs. Die Hitze macht uns zu schaffen. Steinbruch Sönsberg bei Dahlem, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Der Kaisermantel oder Silberstrich (Argynnis paphia) ist einer der häufigsten und auffälligsten Falter am Waldrand. Lampertstal, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Endlich ein Falter, der bei der sommerlichen Hitze still sitzt: Doch leider: Lycaena tityrus – der braune Feuerfalter ist Opfer einer veränderlichen Krabbenspinne (Misumena vatia) geworden. Lampertstal, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Von der Blütenunterseite her wird deutlich: Der offenbar erst wenige Tage alte braune Feuerfalter (ein Weibchen) wurde von einer veränderlichen Krabbenspinne (Misumena vatia) geschnappt. Für die Spinne sicherlich der Fang des Tages. Lampertstal, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Auch bei diesem Ochsenauge (Maniola jurtina) hat eine veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia) zugeschlagen. Lampertstal, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
Das nächste Opfer einer veränderlichen Krabbenspinne (Misumena vatia): Aphantopus hyperantus – Schornsteinfeger. Das stark abgeflogene Tier hatte seine beste Zeit wohl schon hinter sich. Lampertstal, 15.07.2018, Foto: Tim Laußmann
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Alle Jahre wieder fährt unsere Truppe von Schmetterlingsbegeisterten für ein Wochenende an die Mosel. Mitte Juni ist natürlich die Zeit, an der es besonders brummt und unglaublich viele Tag- und Nachtfalter zu beobachten sind. An der Mosel wechseln sich feucht-kühle Bachtäler und trocken-heiße Weinbergslagen ab. Da ist für fast jede Schmetterlingsart ein passender Lebensraum dabei. Die Exkursion beginnt für uns bereits während der Anreise durch die Eifel. Für mich ging es erstmal an die belgische Grenze nach Kalterherberg, da sich am Freitag, 15.06. 2018 das aufkommende schöne Wetter von Westen her näherte, während es in weiten Teilen der Eifel noch bedeckt und kühl war. Dann ging es weiter über Schönecken nach Leiwen, den Zielort. Hier warteten drei Tage intensiver Tag- und Nachtfalterbeobachtung auf uns. Die schönsten Bilder habe ich hier zusammengestellt. Viel Spaß! (Kommentare zu den Bildern: bitte Bilder anklicken!).
Lycaena helle – Blauschillernder Feuerfalter. Ein Weibchen bei der Eiablage. Die Eier werden sorgfältig auf der Unterseite von Polygonum bistorta (Schlangen-Knöterich) platziert. Dazu läuft das Weibchen rückwärts zum Blattrand und streckt dann seinen Hinterleib nach vorne. (Kalterherberg, 15.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
In Kalterherberg häufig: Brenthis ino – Mädesüß-Perlmuttfalter oder Violetter Silberfalter (Kalterherberg, 15.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Sonst häufig, aber selten so frisch und schön: Tyria jacobaeae – Jakobskrautbär (Kalterherberg, 15.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Odezia atrata – Schwarzspanner. (Schönecken, 15.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Eine Rarität: Dysauxes ancilla – Braunfleck-Widderchen (Leiwen, 15.06.2018)
Nicht selten, aber immer wieder schön: Habrosyne pyritoides – Achat-Eulenspinner (Leiwen, 15.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Da freuen sich die Experten: Chersotis multangula – Braune Labkrauteule. Die Tiere lieben die warmen Weinbergslagen. (Leiwen, 15.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Gefühlt das häufigste Tier am Licht: Malacosoma neustria – Ringelspinner. (Leiwen, 15.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Meister der Tarnung und ein echtes Schwergewicht: Cossus cossus – Weidenbohrer. (Leiwen, 15.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Etwas fürs Auge: Miltochrista miniata – Rosen-Flechtenbärchen. (Leiwen, 15.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Ganz schön groß: Ourapteryx sambucaria – Nachtschwalbenschwanz oder Holunderspanner. (Leiwen, 15.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Klassische Vogelkotmimese: Cilix glaucata – Weißer Sichelflügler, (Leiwen, 15.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Meister der Tarnung II: Drymonia querna – Weißbinden-Zahnspinner (Leiwen, 15.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Hält was es verspricht: Catocala promissa – Kleines Eichenkarmin (Leiwen, 15.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Oben leuchten die Sterne und unten leuchten wir. Mondsichel und Venus. (Dhrontal, 16.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Weinbergsillumination: Bis zu sieben Leuchtapparaturen waren gleichzeitig in Betrieb. Da kann man einige Tiere zusammenleuchten. (Dhrontal, 16.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Auch andere haben die Lampe an: Die Langzeitbelichtung macht es möglich: Glühwürmchen schreiben ihre Botschaften in die Nacht. Leider wer keine lesbar. (Dhrontal, 16.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Schweinchenrosa: Deilephila porcellus – Kleiner Weinschwärmer. Am Leuchtturm keine Seltenheit. (Dhrontal, 16.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Wie kommt das Tier bloß zu seinem Namen? Zart beschuppt und empfindlich: Arctornis l-nigrum – Schwarzes L (Dhrontal, 16.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Hatte sich an der Hauswand verkrümelt und wurde erst am Morgen entdeckt: Stegania cararia – Gesprenkelter Pappelspanner – Purpurstreifen-Zwergspanner
Nochmal was fürs Auge: Idaea muricata – Purpurstreifen-Zwergspanner
So schön kann der Schönbär sein. Callimorpha dominula. (Dhrontal, 16.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Die Schönheit liegt hier im Detail: der winzig kleine (ca. 7 mm) Wickler Acleris forsskaleana. (Dhrontal, 16.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Experten bei der Arbeit. (Dhrontal, 16.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Der Laie staunt, der Experte wundert sich: Eremobia ochroleuca – Ockerfarbene Queckeneule. Die Art wurde selbst von unseren Spezialisten noch nie gefunden! (Leiwen, 15.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Das Gelände am Dhrontal. (16.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Tut nur so: Sesia apiformis – Hornissen-Glasflügler. Ein Schmetterling im Hornissen-Look. Auch die Größe ist vergleichbar. Die Tiere wurden mit Pheromonen angelockt: 12 Stück in einer Stunde! (Dhrontal, 17.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Im Landal – Ferienpark der häufigste Tagfelter: Brenthis daphne – Brombeer-Perlmuttfalter. Die Art ist anscheinend schwer in der Ausbreitung begriffen. Ein Profiteur des Klimawandels? (Leiwen, 17.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Der Kleine Fuchs – Aglais urticae beim Paarungsspiel: Das Männchen muss sich schon etwas bemühen, um erhört zu werden: Es klopft mit den Fühlern regelmäßig auf die Flügel des davor sitzenden Weibchens. Das kann sich über Stunden hinziehen… (Dhrontal, 16.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
An feuchten Wegstellen waren bis zu 12 Tagfalterarten gleichzeitig zu finden. Hier: Nymphalis polychloros – Großer Fuchs (Dhrontal, 16.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Schillerfalter gab es in großer Anzahl, meist saugend an feuchten Wegstellen. Auch an Fäkalien und toten Tieren saugen die Falter gerne – aber das tut ihrer Schönheit keinen Abbruch! Apatura iris (LINNAEUS, 1758) – Großer Schillerfalter (Dhrontal, 16.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
Wo der Große ist, darf der Kleine nicht fehlen: Apatura ilia – Kleiner Schillerfalter (Dhrontal, 17.06.2018, Foto: Tim Laußmann)
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Wie jedes Jahr waren wir (der Naturwissenschaftliche Verein Wuppertal) wieder mit unserem Stand beim Sommerfest der Station Natur und Umwelt in Wuppertal vertreten. Wegen des sehr schönen Wetters herrschte reger Andrang. Zu sehen gab es erwachsene Raupen von Nachtpfauenaugen und Abendpfauenaugen. Wie immer, konnten die jungen Besucher im Grundschulalter (es waren in vier Stunden über 100!) mit eifriger Unterstützung durch die Eltern ein „Schmetterlingsquiz“ lösen. Zur Belohnung gab es „Bestimmungspostkarten“ (unten anklicken!) und Fotoabzüge von Schmetterlingen (die nach Lieblingsfarbe ausgesucht wurden). Das Quiz dient auch dazu, mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen und sie für den Schmetterlingsschutz zu gewinnen (Wie kann man seinen Garten gestalten, wo sind die Schmetterlinge geblieben?, …). Zudem wurden an unserem Stand große, lebende Gehäuseschnecken gezeigt und es konnten Fossilienabdrücke zum Mitnehmen in Gips gegossen werden.
Postkarte Tagfalter (erstellt von Tim Laußmann)
Postkarte Nachtfalter (erstellt von Tim Laußmann)
Reger Andrang am Vereinsstand
Schmetterlingsquiz
Postkarte Raupen (erstellt von Tim Laußmann)
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Ich bin gerade zurück von der Exkursion des Naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal zum Bausenberg bei Niederzissen (Eifel). Wer den Berg vulkanischen Ursprungs kennt, der weiß, dass dort viele Arten auf Grund des günstigen Mikroklimas ihren nördlichsten Verbreitungspunkt haben. Das Schöne an den Exkursionen des Vereins: es sind Botaniker, Geologen, Vogelkundler, Insektenkundler und andere Experten dabei. So gibt es für jeden was zu sehen und man lernt voneinander. Hier ein paar Bilder (bitte die Bilder für die Erläuterungen anklicken!).
Highlight des Tages: Satyrium pruni – Pflaumen-Zipfelfalter. Mehr als 20 Tiere tummelten sich auf einem blühenden Ligusterbusch in den frühen Morgenstunden – Mittags war der Spuk vorbei und die Falter hatten sich zurückgezogen. Die Kombination von Schlehe (Futterpflanze der Raupe) und Liguster (Lieblingsnektarspender der Falter) gilt als idealer Lebensraum für diese Tiere. Bausenberg, 31.05.2018, Foto: Tim Laußmann
Issoria lathonia – Kleiner Perlmuttfalter, Bausenberg, 31.05.2018, Foto: Tim Laußmann
Coenonympha arcania – Weißbindiges Wiesenvögelchen, Bausenberg, 31.05.2018, Foto: Tim Laußmann
Zygaena loti – Beilfleck-Widderchen, Bausenberg, 31.05.2018, Foto: Tim Laußmann
Diachrysia chrysitis – Messingeule, Bausenberg, 31.05.2018, Foto: Tim Laußmann
Scopula ornata – Schmuck-Kleinspanner, Bausenberg, 31.05.2018, Foto: Tim Laußmann
Pyramidenorchis – Anacamptis pyramidalis, Bausenberg, 31.05.2018, Foto: Tim Laußmann
Trichodes apiarius – Bienenwolf, Bausenberg, 31.05.2018, Foto: Tim Laußmann
Etwas für Geologen: Rutschfalte am Dachsbusch. Hier sind verschiedene Schichten von vulkanischem Auswurf einen Hang herabgerutscht und haben diese bizarre Schichtung ergeben. Dachsbusch bei Wehr (Eifel), 31.05.2018, Foto: Tim Laußmann
Rhodostrophia vibicaria – Rotbandspanner, Dachsbusch bei Wehr (Eifel), 31.05.2018, Foto: Tim Laußmann
Eine Raubfliege hat einen Icarus-Bläuling gefangen (übrigens direkt vor unseren Augen in der Luft!), Dachsbusch bei Wehr (Eifel), 31.05.2018, Foto: Tim Laußmann
Das freut den Botaniker: Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum), Dachsbusch bei Wehr (Eifel), 31.05.2018
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Gestern, 11. Mai 2018, habe ich den Brückentag für einen Ausflug in die Umgebung von Monschau genutzt. Das Ziel: Lycaena helle, der Blauschillernde Feuerfalter. Die Tage zuvor waren die Wetteraussichten noch gut, aber am Brückentag selbst waren dann doch aufziehende Bewölkung und Temperaturen bis 13 Grad angesagt. Nun, die Planung stand und ich habe mich trotzdem auf den Weg gemacht. Fraglich auch: fliegt Lycaena helle schon am 11. Mai? Hierfür nehme ich unsere Pfingstrose in Leverkusen als Wetter – Indikator: ist sie erblüht, beginnt die Flugzeit des Blauschillernden Fauerfalters in der Eifel. Da sich die Blüten gerade geöffnet hatten, bestand Hoffnung. In Monschau angekommen, schien die Sonne bei nur 9 Grad Lufttemperatur. Und zu meiner Überraschung: innerhalb von 2 Stunden konnte ich ca. 10 Männchen und ein Weibchen beobachten und zum Teil auch fotografieren. Dann zogen Wolken auf, aber es waren genug Fotos „im Kasten“. Hier die Ergebnisse. Bemerkenswert: die individuelle Variation des Blauschillers, der zudem vom Lichteinfall abhängt.
Lycaena helle, Weibchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
Lycaena helle, Männchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
Lycaena helle, Männchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
Lycaena helle, Männchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
Lycaena helle, Weibchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
Lycaena helle, Männchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
Lycaena helle, Männchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
Lycaena helle, Männchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
Lycaena helle, Weibchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
Lycaena helle, Männchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
Lycaena helle, Männchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
Lycaena helle, Weibchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
Lycaena helle, Männchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
Lycaena helle, Männchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
Lycaena helle, Männchen, 11.05.2018, Umgebung Monschau (Foto: Tim Laußmann)
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Heute ist dieser ungewöhnliche Falter bei mir geschlüpft, ein Gynander, der sowohl weibliche als auch männliche Merkmale zeigt. Der Falter stammt aus einer Hybriden – Zucht, in der der „Urgroßvater“ ein Saturnia meridionalis Männchen war, welches sich in einer Population von Saturnia pavonia fortgepflanzt hat. Das Tier hat einen eher weiblichen Hinterleib, aber keine Duftdrüse und einen weiblichen rechten Hinterflügel, dafür eher männliche Fühler (Fächer). Das Tier verhielt sich passiv, flog also keine Weibchen an und wurde auch nicht von Männchen angeflogen (mangels Duftdrüse).
Einen ähnlichen Gynander hatten wir zuletzt im Jahr 2007 aus einer Zucht von S. pavonia in Wuppertal. Das Phänomen ist sehr selten und beruht auf einem Fehler bei der Zellteilung in der frühen embrionalen Entwicklung, so dass Zellen mit männlichem und mit weiblichem Genom entstehen, die sich dann im Körper des Insekts weiter vermehren und zu einer mosaikartigen oder sogar halbseitigen Verteilung von männlichen und weiblichen Merkmalen führen.
Gemischter Saturnia – Gynander
Gemischter Saturnia – Gynander
Gemischter Saturnia – Gynander Hinterleib
halbseitiger Saturnia pavonia Gynander aus dem Jahr 2007 (Wuppertal)
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Goldener Scheckenfalter (Euphydryas aurinina): Die Art flog laut dem Wuppertaler Schmetterlingskundler Gustav Weymer (1833-1914) „einzeln bei Elberfeld, jedoch häufig auf sumpfigen Waldwiesen“ und wird bereits seit vielen Jahrzehnten auch in den umgebenden Naturräumen gar nicht mehr beobachtet. Diese Foto stammt von der Fuchskaute (Westerwald), einem der letzten Gebiete, wo der Falter noch in unserer Region zu finden ist.
Seit mehr als dreißig Jahren beschäftige ich mich mit der Schmetterlingsfauna des bergischen Landes und der angrenzenden Gebiete. Die Frage „Wo sind die Schmetterlinge geblieben?“ wurde mir immer gestellt. Schon in der 1980er Jahren war dies ein Thema und die Antworten auf diese Frage waren immer dieselben.
Nun lese ich in der Rheinischen Post (Beilage Krefelder Stadtpost) vom 09.02.2018 unter dem Titel „Minister-Visite lässt für Entomologen hoffen“ folgenden Satz: „Nun also reagiert die Politik: Weil mehrere Faktoren im Verdacht stehen, zum Rückgang der Insekten beizutragen, ist Ursachenforschung das Gebot der Stunde, erkläre Schulze Föcking [NRW-Umweltministerin]“. Forschung ist immer gut, gut auch, dass Fördermittel bereitgestellt werden. Anzumerken ist aber auch, dass es mit einem mehr oder weniger großen Geldbetrag nicht getan ist. Viele der Ursachen sind altbekannt, werden aber konsequent nicht angegangen. Außerdem geht es hier nicht um Entomologen, die nun Hoffnung schöpfen und wieder ihrem liebenswerten Hobby nachgehen können, sondern um viel größere Zusammenhänge. Vielleicht verstehe ich das Ganze falsch, oder es wurde nicht richtig wiedergegeben, aber für mich ist die Aussage der Ministerin eher eine Beschwichtigung, nach dem Motto: erst mal ein bisschen forschen, dann einen Arbeitskreis gründen, dann schauen wir mal…
Vor dem Hintergrund der nun langsam wieder abebbenden Diskussion zum Thema „Insektensterben“ möchte ich hier noch einmal einen Appell loswerden.
Was brauchen Schmetterlinge zum Leben?
- Futterpflanzen für die Raupen. Viele Raupen leben überwiegend an Heckengehölzen (Weiden, Weißdorn, Schlehe usw.) und krautigen Pflanzen („Unkraut“) in Saumbereichen. Eine Vielzahl, insbesondere die gefährdeten Arten, sind auf bestimmte Futterpflanzen spezialisiert.
- Nektar für die Falter. Blütenpflanzen entwickeln sich meist auf mageren Böden, wo sie gegen Gräser konkurrieren können. Zudem gibt es Hochstaudenfluren (z.B. Wasserdost), die meist an Waldrändern und in Saumbereichen von Hecken und Wegen wachsen.
- Abwechslungsreiche Landschaften.
- Verstecke für die Überwinterung. Viele Schmetterlinge überwintern als Raupe, Puppe oder Falter. Meist verkriechen sich die Tiere in Spalten und Ritzen, z.B. in Natursteinmauern, Felsen, Höhlen, Schotter.
- Dunkle Nächte ohne künstliche Lichtquellen. Nachfalter orientieren sich bekanntermaßen an natürlichen Lichtquellen (Mond, Sterne).
Wo sind die Probleme?
- Futterpflanzen: Die Flurbereinigung hat die Heckenlandschaft des bergischen Landes weitgehend zerstört. Der Eintrag von Mineraldünger und Gülle führt zu einem schnellen Wachstum von anspruchslosen Gräsern, Blütenpflanzen werden verdrängt. Ggf. werden Herbizide eingesetzt, die für die Vernichtung von Zweikeimblättrigen Pflanzen (Blütenpflanzen, also keine Gräser, wie z.B. Getreide) geschaffen wurden. Hinzu kommt der Einsatz von Insektiziden – die ggf. auch von der eigentlich behandelten Fläche in die nähere Umgebung driften oder verschleppt werden.
Vorteile für uns: Die Agrarflächen sind größer und besser mit Maschinen zu bewirtschaften. Die Erträge pro Flächeneinheit haben sich deutlich erhöht.
- Nektar: Wie bereits oben erwähnt, führt der Eintrag von Stickstoffdünger zu einer Verdrängung von Blütenpflanzen. Dieser Stickstoffdünger stammt zu einem Großteil aus der Landwirtschaft, wie z.B. aus Gülle oder Mineraldünger (Ammoniumnitrat, Ammoniumsulfat, Kaliumnitrat, Natriumnitrat, Ammoniumphosphat…). Während diese Dünger noch relativ gezielt ausgebracht werden (sich jedoch auch über das Grundwasser und Ausgasungen ausbreiten können), ist die Lage bei den „abgeregneten“ Stickoxiden („Abgasen“) aus Atmosphäre kritischer, da sich diese überall verteilen. Betroffen sind hier stickstoffarme („magere“) aber blütenreiche Biotope, insbesondere Magerrasen, Moore und Heiden (ich weise hier auf die Broschüre des Umweltbundesamtes „STICKSTOFF – ZUVIEL DES GUTEN?“ hin). Die Überdüngung der Landschaft mit Stickstoffverbindungen ist sicherlich eine der Hauptursachen für den Schwund an Blütenpflanzen und somit verfügbarem Nektar für die Schmetterlinge. Zu dieser Problematik gesellt sich ein Mangel an anderen offenen Flächen, auf denen sich Blütenpflanzen entwickeln können. Zum einen ist dies einer gewissen „Ordnungsliebe“ geschuldet, so dass z.B. Wegränder häufig gemäht werden und (Industrie-) Brachen schnell einer anderen Nutzung (z.B. Bebauung) zugeführt werden. Zum anderen sind auch private Gärten überwiegend mit „Zierpflanzen“ bepflanzt oder sogar dank Rasen, Kirschlorbeer- und Lebensbaumhecke vollkommen steril.
Vorteile für uns: Durch den Düngereintrag sind die Erträge deutlich höher. Durch das regelmäßige Abmähen der offenen Flächen und Wegränder kommt kein Wildwuchs auf, alles sieht ordentlich aus und ist pflegeleicht.
- Abwechslungsreiche Landschaften: Wer mit offenen Augen durch „die Natur“ geht, stellt fest, dass diese im Bergischen hauptsächlich aus Wäldern, Weiden und Äckern besteht. Es fehlt an offenen, ungenutzten oder extensiv gepflegten Flächen, auf denen sich die Blütenpflanzen entwickeln können. Wünschenswert wären auch offene Felsen, an denen sich wärmeliebende Arten aufhalten können. Diese (z.B. an der Wupper in Beyenburg oder Solingen) sind meist von Wald bedeckt. Wo nur Wald, Acker und Gras ist, kann man nur Waldarten und wenige unspezialisierte Schmetterlingsarten erwarten. Je monotoner die Landschaft, desto monotoner die Schmetterlingsfauna.
Vorteile für uns: Wenn jeder Quadratmeter land- und forstwirtschaftlich genutzt wird, sind die Erträge maximal. Unerwünschte „Unkräuter“ werden dauerhaft verdrängt. An manchen Stellen (z.B. Felsen) wäre eine Offenhaltung kostenintensiv.
- Verstecke für die Überwinterung. Es gibt seit vielen Jahrzehnten eine Tendenz zur „Versiegelung“ von Flächen. Mauern haben keine Spalten mehr, Schotterwege gibt es kaum noch (abgesehen von Bahnstrecken).
Vorteile für uns: Straßen, Plätze und Mauern lassen sich gut reinigen, es treten weniger Frostschäden auf.
- Dunkle Nächte. Dies ist wahrscheinlich ein unterschätztes Problem. Die Vielzahl an künstlichen Lichtquellen stört die Orientierung der Nachtfalter. Je nach Art der Lichtquelle sammeln sich die Falter an der Lichtquelle an. Starke, heiße Lichtquellen können zur tödlichen Falle für tausende Insekten pro Nacht werden. Die Falter werden aus ihren Biotopen herausgelockt und finden ggf. nicht mehr zurück.
Vorteile für uns: Man kann sich auch nachts gut orientieren, Ängste und Gefahren werden möglicherweise reduziert.
Ebenfalls auf dem Rückzug: Der Grüne Zipfelfalter (Callophrys rubi). Als Bewohner von offenen Gebüschlandschaften, Böschungen, Kiesgruben und Mooren findet dieser Falter keinen Platz mehr in unserer Landschaft. Die Raupe lebt an Sonnenröschen, Ginster, Kleearten, Moorbeere und einigen anderen Pflanzen. Das Bild stammt von der Mosel (Umgebung Piesport).
Was kann man tun?
- Futterpflanzen: Ich gehe davon aus, dass niemand wieder zur kleinräumigen Landbewirtschaftung zurück will. Dies wäre wahrscheinlich auch ökonomisch nicht sinnvoll. Es müssen also finanzielle Anreize für Brachflächen (Randstreifen und ähnliches) gesetzt und auch genutzt werden („Ackerrandstreifenprogramm“). Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass jegliches Wachstum logischerweise nicht bis zur Unendlichkeit erfolgen kann. D.h. immer mehr Ertrag pro Quadratmeter wird es nicht geben. Möglicherweise kann man durch hohen Düngereintrag, Herbizide und Insektizide noch ein bisschen mehr rausholen, aber sicher auf Kosten der langfristigen Fruchtbarkeit der Böden. Hier sehe ich keineswegs die Schuld bei den Landwirten. Das Problem ist der wirtschaftliche Druck zu ewigem Wachstum bei immer weiter fallenden Preisen. Etwas besser ist die Lage bei den verloren gegangenen Hecken: Sie können durch Anpflanzungen heimischer Gehölze z.B. an Wegen und Böschungen teilweise kompensiert werden und dies geschieht auch bereits.
- Nektar: Der Eintrag an Düngemitteln muss auf ein vernünftiges Maß zurückgeschraubt werden, um Blütenpflanzen eine Chance zu gebe. Zudem wird seit einer gefühlten Ewigkeit wird darauf hingewiesen, Wegränder (so sie denn überhaupt vorhanden sind) nur ein- bis zweimal im Jahr zu mähen, um Blütenpflanzen zu fördern. Dies wäre ein kleiner Schritt mit großer Wirkung. Zudem wäre eine gewisse Toleranz gegenüber „unordentlichen“ Brachen sinnvoll. Natürlich kann jeder seinen Garten so gestalten wie er will. Wer Schmetterlinge sehen und fördern will findet hier einige Tipps.
- Abwechslungsreiche Landschaften: Hier kann man an den Erhalt und die Offenhaltung von Industriebrachen denken oder auch an die Schaffung von Lichtungen im Wald, die dann auch und nach wieder durch Bäume „zurückerobert“ werden. Unsere Erkenntnis als Schmetterlingskundler: Industriebrachen und stillgelegte Bahngelände sind nach einigen Jahren artenreich und beherbergen oft besonders bedrohte Arten, die es trocken und warm lieben. Sturmschäden in Wäldern (Stichwort „Kyrill“) hatten eine regelrechte Artenexplosion auf den geschaffenen Lichtungen zur Folge.
- Verstecke zur Überwinterung: Hier gilt es Kompromisse zu finden. Vielleicht reicht schon der eine oder andere Steinhaufen am Wald- oder Wegrand. Ich denke, dass niemand zu Schotterwegen zurück will. Private Gärten würden auch von Natursteinmauern, „Kräuterschnecken“ und ähnlichem profitieren. Alles im Prinzip kein großer Aufwand.
- Dunkle Nächte: Die Erkenntnis wächst, dass unsere Nächte wieder dunkler werden müssen. Nicht nur Astronomen klagen über die zunehmende „Lichtverschmutzung“. Die nächtliche Dauerbeleuchtung stört viele Tierarten, aber auch der Mensch wird dadurch negativ beeinflusst. Das bedeutet nicht, dass alle Lichter ausgehen sollen. Wichtig ist, zu überlegen, ob und wo wir Licht brauchen (man denke mal an die private „Weihnachtsbeleuchtung“ im Garten), zumal es auch Energie „verbraucht“. Auch die Art des Lichts ist entscheidend. Moderne Lichtkonzepte sind auf dem Vormarsch. Erste Schritte sind gemacht.
Ein Warnsignal: Selbst der recht anspruchslose Schachbrettfalter (Melanargia galathea), ein Bewohner offener Graslandschaften (die Raupe lebt an Gräsern), ist im Bergischen Land praktisch komplett verschwunden. Der Schwund setzte in den 1960er Jahre ein. Das Foto stammt aus der Eifel (bei Bad Münstereifel).
Warum sollte man etwas tun?
Hier stelle ich einmal die Frage, die mir von Seiten eines Entscheidungsträgers gestellt wurde: „Wofür brauche ich Schmetterlinge? Wofür sind sie nützlich?“ Die Frage klingt nach einer Provokation, aber sie trifft den Kern der Sache. Brauche ich Schmetterlinge, um das Herz von Schmetterlingsfreunden zu erfreuen? Oder haben Schmetterlinge evtl. auch einen wirtschaftlichen Nutzen?
Diese Frage beschäftigt mich seit langem. Wenn mich Leute (Kollegen, Freunde, Besucher an unserem Vereinstand) fragen, wo die Schmetterlinge geblieben sind, so geht es doch meistens um Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Admiral und Distelfalter, die nun (zumindest gefühlt) weniger oft am Schmetterlingsflieder im Garten sitzen. Dies sind aber Arten, die relativ anspruchslos sind (der Fachmann spricht gerne von „Ubiquisten“ – Arten die praktisch überall vorkommen und keine besonders hohen Biotopansprüche haben) oder sogar gar nicht hier heimisch (Admiral, Distelfalter). Aber sie sind schön bunt und werden daher auch schneller vermisst. Der „stille Schwund“ vieler anspruchsvoller, aber unscheinbarer Arten wird öffentlich nicht wahrgenommen.
Meiner Meinung nach ist sicherlich die -manchmal verborgene- Schönheit vieler Schmetterlinge ein Wert an sich. Aber das ist natürlich nicht alles. Schmetterlinge sind in ökologische Zusammenhänge eingebettet: Raupen dienen als Futter für Vögel, Raupen sorgen dafür, dass bestimmte Pflanzen regelmäßig abgefressen werden, Schmetterlinge verbreiten Pollen, Nachtfalter werden von Fledermäusen gefressen,…
Letztlich sind Schmetterlinge Indikatoren für den Zustand unserer Umwelt. Sie spiegeln die Artenvielfalt in unserer Landschaft wieder. Die Frage „Wofür sind Schmetterlinge nützlich?“ ist gleichbedeutend mit der Frage „Ist Artenvielfalt nützlich?“. Hierüber kann man viel philosophieren, es gibt Forschungen darüber, eine Beweisführung ist schwierig. Aber hier hilft logisches Denken: Wenn Vielfalt herrscht, gibt es auch viele Möglichkeiten, um auf veränderte Umweltbedingungen zu reagieren (Stichwort: Klimawandel). Einfältige Monokulturen neigen zum Zusammenbruch. Artenvielfalt dient somit sehr wahrscheinlich der Stabilität unserer Lebensgrundlage.
Daher mein Appell: Vergesst die altbekannten Erkenntnisse und Konzepte zum Schmetterlingsschutz nicht. Keiner von will zurück in die Steinzeit. Da war mit Sicherheit auch nicht alles besser. Daher auch meine Hinweise auf den „Nutzen“, den wir vom Schwund der Artenvielfalt haben: Mehr Ertrag, mehr Wohlstand, billige Lebensmittel, weniger Ängste in der Nacht, weniger Mühe, alles in Ordnung zu halten… Es ist aber Zeit zu erkennen, dass Wachstum nicht ewig anhält und Wohlstand auch in eine „Plateauphase“ übergeht. Nun geht es vielmehr darum, ungesunde Entwicklungen zu bremsen und Kompromisse zwischen Ökologie und Ökonomie zu finden. Letztlich ist eine gesunde, artenreiche Umwelt nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch.
Man kann die Antwort auf die Frage nach dem Verbleib der Schmetterlinge auch umgekehrt formulieren:
„Wer billige Lebensmittel und aufgeräumte Landschaften liebt, der darf die Schmetterlinge nicht vermissen.“
Euphydrias aurinia, Wahner Heide 17. Juni 1962 (Foto: Klaus Hanisch). Vermutlich das letzte bekannte Exemplar aus der Bergischen Heideterrasse.
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